In Gedenken an den küzlich aufgedeckten Mord dreier Nazis an dem 16-jährigen Schüler Marinus Schöberl demonstrierten am Sonnabend rund 150 AntifaschistInnen in Potzlow. EinwohnerInnen beteiligten sich an der Aktion nicht — Zuvor hatten viele von ihnen geäußert, unbedingt keine Antifademo in ihrem Ort haben zu wollen. Eine immer wieder auftauchende Begründung lautete: “Wir haben kein Problem mit Rechts. Die sind ja alle im Knast.”
In einem Redebeitrag äußerte unter anderem eine Sprecherin der Antifa Uckermark Kritik an der akzeptierenden, offenbar konzeptlosen Jugendarbeit im nur wenige hundert Meter entfernten Strehlow. Dort verkehrten auch die Mörder. Auch die Antifa Aktion Berlin hielt einen Redebeitrag gegen akzetierende Jugendarbeit mit Rechten. Nach Strehlow ging dann auch die Antifademo, nach einer Abschlußkundgebung am örtlichen Jugendklub machten die Antifas sich auf, um (im 10 Kilometer entfernten) Prenzlau erneut zu demonstrieren.
Durch viele hinzukommende einheimische Jugendliche verdoppelte sich die Anzahl der DemonstrantInnen auf rund 300. Gerüchteweise versuchten einige Nazis die Demo zu fotografieren, zu größeren Zwischenfällen kam es jedoch nicht. Eine Rednerin der Brandenburger Flüchtlingsinitiative erklärte auf englisch, dass Flüchtlinge im Land Brandenburg ständig rassistischer Diskriminierung und faschistischer Gewalt ausgesetzt seien. Sie wüssten, dass die Gründe dafür, die dahinterstehenden Ideen, diesselben seien, die auch die Mörder von Marinus Schöberl zu ihrem Handeln motivierten. Auf der Bahnfahrt zur Demo waren die Brandenburger Flüchtlinge übrigens rassistischen Beschimpfungen von einigen Nazis ausgesetzt.
Auffallend war, dass unter den Demonstrations-TeilnehmerInnen unterschiedliche Standpunkte zum Verhältnis zur Bevölkerung auszumachen waren. Einige sprachen von einer “Odyssee in eine trostlose, braune Gegend” in der nichts zu erreichen sei, andere riefen PassantInnen Parolen zu, wie zum Beispiel “Leute, lasst das glotzen sein, reiht euch in die Demo ein”. Das Verhältnis von angereisten Antifas zu denen, die aus der Uckermark kommen lag schätzungsweise bei 50:50.
Ein umfangreicherer Bericht sowie Fotos zu den Demos folgen in den nächsten Tagen auf dieser Seite.