Fight Homophobie in Potsdam
Heute am internationalen Antihomophobie und Antitransphobietag trafen sich am Luisenplatz in Potsdam ca.50 Menschen, um bei einer “wilden Knutscherei” Aufmerksamkeit zu erregen. Auf Pfiff küssten sich Leute, andere verteilten Flyer oder machten durch Transparente auf das Geschehen aufmerksam.
Mit dieser Aktion wollten wir ein Zeichen gegen Trans- und Homophobie setzen. Denn auch heute noch werden Homo- und Transsexuelle Menschen diskriminiert, verfolgt und gedemütigt. Dem gilt es sich offensiv entgegenzustellen.
In diesem Sinne: Fight Homophobia & Transphobia!
Folgender Text wurde als Flyer verteilt:
Ein Zeichen gegen Homophobie und Transphobie
Mit dieser Aktion am Internationalen Anti- Homophobie- und Transphobie-Tag wollen wir ein Zeichen gegen Homophobie setzen. Denn auch im Jahr 2010 werden homosexuelle Menschen immer noch diskriminiert und verfolgt, auch hier in Potsdam. Blöde Blicke oder homophobe Sprüche bis hin zu körperlichen Übergriffen gegenüber (vermeintlich) homosexuellen Menschen sind alltäglich. Erinnert sei hier noch einmal an den Angriff auf das Café La Leander im vergangenen Jahr, bei dem zwei betrunkene Männer erst das Personal und die Gäste homophob beschimpften und anschließend mehrere Scheiben einschlugen. Ebenso sind immer wieder Zielscheibe verbaler oder körperlicher Angriffe Menschen,die sich weder als Mann oder als Frau einordnen lassen wollen oder ihre geschlechtliche Identität selbst wählen.
Dass Homosexualität oder auch heute noch von einigen Menschen als „krankhaft“, „abnormal“ oder „anders“ gesehen wird, hat viel mit dem Einfluss der katholischen Kirche und ihrer veralteten Sexualmoral zu tun. Erst kürzlich machte der Kardinalstaatssekretär des Vatikans Tarcisio Bertone die Homosexualität für den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche verantwortlich. Ob dies ein Ablenkungsmanöver für die eigene Verantwortlichkeit oder der Beginn erneuter Hetze gegen Homosexuelle ist, sei dahingestellt. Fakt ist, dass Homosexualität von vielen Menschen nicht akzeptiert wird und sich Homosexuelle immer noch mit Vorurteilen konfrontiert sehen. Welche Eltern malen sich schon die Zukunft ihres Kindes in einer homosexuellen Partnerschaft aus? Die Vorstellung von einer „richtigen“ Sexualität ist fast immer heterosexuell geprägt. Die Folgen der Diskriminierung für die Betroffenen sind vielfältig, so haben homosexuelle Jugendliche eine viermal höhere Suizidrate als heterosexuelle Jugendliche.*1
Nieder mit den normativen Zuständen!
Alle Menschen sollten ihre Sexualität so ausleben können, wie sie es möchten, solange sie dabei nicht die Grenzen von anderen übergehen und selbst entscheiden, welche geschlechtliche Identität sie ausleben wollen. Trotzdem gibt es immer wieder Vorfälle, die zeigen, dass gerade das eigentlich Selbstverständliche nicht selbstverständlich ist. Laut Studien *2 hat jede_r dritte Deutsche ein moralisches Problem mit Homosexualität.
Auch bei der Blutspende werden Homosexuelle diskriminiert, denn aufgrund ihrer angeblich wechselnden Partnerschaften ist es ihnen untersagt Blut zu spenden.
Laut Maneo, einem schwulen Anti- Gewalt- Projekt wurden allein im letzten Jahr 180 Übergriffe auf Homosexuelle in Berlin gemeldet, wohingegen die Polizei lediglich 12 registriert hatte. Ein Grund hierfür ist, dass homophobe Übergriffe oft von der Polizei nicht ernst genommen werden und daher nicht zur Anzeige gebracht werden.
Was tun?
Jede_r sollte einmal mehr bei homophoben und transphoben Sprüchen und vor allem bei Übergriffen hinschauen und eingreifen. Es ist wichtig, schon frühzeitig in den Erziehungs- und Bildungsinstitutionen das Thema Homosexualität und Trans* aufzugreifen und Diskriminierungen entgegen zu wirken. Vorreiter für Brandenburg könnte hier das Projekt „Sexuelle Vielfalt“ aus Berlin sein, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat Vorurteile gegenüber Lesben, Schwulen, bi‑, trans- und intergeschlechtlichen Menschen in der Öffentlichkeit und in den Institutionen abzubauen.
*1 http://www.coming-out-day.de/informationen/fakten.html#suizid
*2 Gallup Koexistenz-Index 2009
Antisexistische Aktion Potsdam