Nedlitz — Der Streit um das Asylbewerberheim am Lerchensteig wird immer schärfer geführt – obwohl eine erste Lösung in Sicht ist. So sagte gestern Sozialbeigeordnete Elona Müller den PNN, dass die Potsdamer Arbeiterwohlfahrt (AWO) nun doch bereit sei, ihr Heim am Lerchensteig zunächst nur für ein weiteres Übergangsjahr zu betreiben. Der derzeitige Vertrag der AWO läuft zum 30. Juni aus. „Ich bin froh, dass die AWO sich auf den Übergangsvertrag einlässt, obwohl sie eher ein Interesse an einer langfristigen Lösung hätte“, sagte Müller. Damit habe die Verwaltung nun genug Zeit für eine €paweite Ausschreibung darüber, wie und wo Flüchtlinge zukünftig in Potsdam betreut werden sollen. „Wir werden die wesentlichen Inhalte des Vergabeverfahrens im Sozialausschuss vorstellen“, bat Müller um Vertrauen für die Pläne.
Gleichzeitig kritisierte die Beigeordnete heftig eine vorgestern gestartete Protestaktion von Potsdamer Flüchtlingsinitiativen, die sich per Postkarten für eine Schließung des Heims am Lerchensteig aussprechen (PNN berichteten). „Dies ist eine Aktion zur Unzeit“, so Müller.
Würde das Heim wirklich zum 30. Juni schließen, gäbe es keinen Ersatz: „Wir müssten die Flüchtlinge dann im Land Brandenburg umverteilen: Das kann niemand wollen.“ Deswegen sei die Aktion aus ihrer Sicht verantwortungslos. AWO-Chefin Angelika Basekow sprach von „Unterstellungen“ gegen das Heim und seine Mitarbeiter, die sie als „hart an der Grenze“ empfinde. Dagegen verteidigte Lutz Boede, der mit der Fraktion Die Andere die Aktion mitinitiiert hatte, die Idee – die Resonanz sei bisher „sehr gut“. Die Sorge von Müller vor einer vorzeitigen Schließung des Heims wies er zurück: „Im Extremfall wäre die Stadt zuständig, wir sehen uns nicht in der Pflicht.“ In dem Streit gehe es vielmehr um die Frage, was politisch gewollt sei. Allerdings begrüßte er das Entgegenkommen der AWO. Die Initiativen fordern, dass Flüchtlinge künftig zentraler und in Wohnungen untergebracht werden.