Vertreter der Zivilgesellschaft luden zu einer Lichterkette in Rathenow ein. Unzufriedenen wurde außerdem der Dialog angeboten. Die kamen dann auch und nutzten das Event für eigene Profilierungszwecke.
Lichtkette gegen die Dunkelheit
Ein großer Leuchtballon illuminierte die zentrale Aussage des Abends: „Vom Dunkel ins Licht“. Sie richtete sich in interaktive Weise an die Teilnehmenden einer Versammlung des Aktionsbündnisses: Unser Rathenow, Miteinander, Füreinander (URMF). Denn der Veranstaltungsbeginn um 16.29 Uhr markiert den Zeitpunkt des Sonnenunterganges, also genau das Ereignis an dem es in diesem Teil Deutschlands dunkelt. Wer nun dem Dunklen trotzen und somit – symbolisch gesehen – erleuchtet werden wollte, musste sich engagieren – in diesem Fall einer Kerze, eine Taschenlampe oder eine Handylampe zum Leuchten bringen.
Ähnlich dürften es die Veranstaltenden auch mit dem demokratischen Engagement in der Gesellschaft sehen. Nur wer sich bewegt, kann etwas bewegen. Eine Einladung, die sich auch an die Unzufriedenen richtete.
„Demokratie leben“ bedeutete an diesem Abend somit vor allem sich gemeinsam an einem Stehtisch zu einem Heißgetränk treffen und gedanklich auszutauschen.
120 Rathenower folgten dieser Einladung, lauschten zunächst den Ansprachen des Bürgermeisters, einer Vertreterin von URMF, Mitgliedern des Kinder- und Jugendparlamentes sowie Aktiven des Seniorenrates und bildeten dann eine Lichterkette um den Märkischen Platz.
Anschließend stand es jedem Teilnehmenden offen, das Gespräch zu suchen, Sorgen oder Anregen in einen gemeinsamen Gedankenaustausch einzubringen.
Klare Bedingung war jedoch der sorgsame Umgang untereinander. „Hasskommentare, Beleidigungen, Verunglimpfungen und persönliche Angriffe“ sollten nicht geduldet werden. Und von „menschenfeindlichen, rassistischen und diffamierenden Äußerungen“ grenzte sich das veranstaltende Aktionsbündnis bereits ebenfalls im Vorfeld ab.
Republikaner / Bürgerbündnis provozierten am Rand
Allerdings hielt das einige lokale Rassisten, die mit dem extrem rechten Bürgerbündnis Havelland, den Republikanern (REP) oder AfD sympathisieren, nicht davon ab, die Veranstaltung für eigene Profilierungszwecke aufzusuchen bzw sich am Rande in Szene zu setzen.
Diese Klientel hatten ihr erscheinen bereits im Vorfeld angekündigt. REP Landeschef Christian Kaiser, der auch dem Bürgerbündnis Havelland vorsteht, empfahl erst am vergangenen Montag im Rahmen einer eigenen Veranstaltung auf dem Märkischen Platz die Teilnahme. Außerdem kündigte er „Überraschungen“ an. Diese bestand dann allerdings darin, dass er mit einem beflaggten PKW mehrfach um den Platz fuhr.
Keine klare Abgrenzung zu extrem Rechten
Später versammelten sich dann Kaiser und seine Getreuen am Rande der zivilgesellschaftlichen Veranstaltung, beäugt von mehreren Polizeibeamten. Doch zu einem Einsatz gegen die Zaungäste aus Rathenows extrem rechten Spektrum kam es nicht. Auch für diese Leute sollte anscheinend der Weg für Gespräche offen bleiben, trotz deren menschenfeindlichen, rassistischen und diffamierende Äußerungen in den vergangenen dreieinhalb Jahren.
Hier hätte durchaus mehr Haltung gezeigt werden können.
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