Seit den Anschlägen in den USA dringt das Brandenburger Innenministerium auf eine härtere Praxis bei der Vergabe von Urlaubsscheinen an Asylbewerber. Nur mit solchen Papieren dürfen Flüchtlinge die ihnen zugewiesene Region — Landkreis oder kreisfreie Stadt — verlassen. Die Vergabe der Scheine wurde bislang in Teilen Brandenburgs eher liberal gehandhabt, dies scheint sich nun zu ändern. “Mal drei Wochen zur Freundin gibt es jetzt nicht mehr”, sagt beispielsweise ein Sprecher des Kreises Elbe-Elster, “nur noch ein bis zwei Tage sind drin”. Betroffen sind hier 420 Asylbewerber, im ganzen Land knapp 9000.
Das Innenministerium hat, wie erst jetzt bekannt wurde, schon sechs Tage nach den Terroraktionen vom 11. September einen Erlass an die Ordnungsbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte geschickt. In dem Papier werden “aus Gründen der nationalen Sicherheit” die Einhaltung der eng gefassten Bestimmungen des Asylverfahrensgesetzes sowie entsprechende Kontrollen angemahnt. Betroffen sind vor allem die Flüchtlinge aus den so genannten “Problemstaaten”. Mit diesem Begriff bezieht sich das Innenministerium auf einen Erlass vom 14. September. Darin wurden die regionalen Behörden aufgefordert, Daten über hier lebende Personen aus 15 Ländern zu übermitteln — von A wie Afghanistan bis T wie Tunesien. Laut dem Landesinnenministerium gibt es jedoch keine Anzeichen für terroristische Aktivitäten bei den in Brandenburg lebenden Asylbewerbern.
Das Büro der Ausländerbeauftragten wurde über die Restriktionen bei der Vergabe von Urlaubsscheinen offenbar kaum informiert. “Wir werden den Sachverhalt jetzt prüfen”, hieß es gestern auf Anfrage des Tagesspiegels. Mit massivem Protest reagiert hingegen der Verein “Opferperspektive”, der sich um Opfer rechter Gewalt und rassistischer Schikanen kümmert. Schon die räumliche Beschränkung der Flüchtlinge auf einen Landkreis oder eine kreisfreie Stadt sei nicht zu rechtfertigen, sagt der für den Verein tätige Kay Wendel. “Aber jetzt nutzt das Innenministerium auch noch die Gunst der Stunde, um bei den Urlaubsscheinen eins drauf zu legen. Das ist perfide.”
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