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Aus Belzig in eine Bretterbude in Bijelopolje

(ND, Ralf Fischer) 
Nach der Abschiebung ein­er Roma-Fam­i­lie nach Mon­tene­gro sam­melt eine Frau
Spenden für die Leute

Vor einem Jahr ver­brachte die Roma-Fam­i­lie Selimovic den Win­ter noch in einem
Haus aus Stein mit Strom und fließend Wass­er in Belzig. Gemein­sam mit ihren zehn
Kindern hat­ten sich Vater und Mut­ter hier ein neues Leben aufge­baut. Seit Anfang
der 90er Jahre lebten die Selimovics in Belzig und sie woll­ten bleiben.
Doch die Aus­län­der­be­hörde des Kreis­es Pots­dam-Mit­tel­mark spielte da nicht mit.
Im Som­mer 2004 forderte die Behörde die Eltern auf, mit den drei Kindern Dragan
(18), Dar­ka (15) und Sabi­na (13) Deutsch­land zu ver­lassen. Andern­falls wollte
man die Selimovics nach Jugoslaw­ien abschieben, obwohl sie kaum ein Wort
Ser­bisch ver­ste­hen. Bevor die Behörde sie weg­ja­gen ließ, macht­en sich die fünf
allein auf den Weg (ND berichtete). 

Die übri­gen Geschwis­ter warten noch, wie es mit ihnen weit­erge­ht. Da sie damals
schon volljährig waren, stell­ten sie einst eigene Asy­lanträge, die aber schon
abgelehnt sind. In Belzig sind die Geschwis­ter seit­dem nur geduldet. Fest steht,
noch in diesem Monat müssen Susan­na (19), die noch im Dezem­ber als Tänz­erin im
Pro­jekt »Brück­en bauen zwis­chen den Kul­turen« auf der Bühne stand, und Bruder
Nehnad (20) das Land ver­lassen. Ihre Geschwis­ter Mio (26) und Swet­lana (33)
wer­den ihnen wohl in abse­hbar­er Zeit folgen. 

Wie die in Belzig Aushar­ren­den bericht­en, lebte der Rest der Fam­i­lie auch ein
halbes Jahr nach dem Weg­gang aus Deutsch­land– also bin in den Win­ter hinein– in
einem Flüchtlingscamp nahe der mon­tene­grinis­chen Stadt Bijelopol­je– in Zelten
auf blankem Boden, an einem Brun­nen, ohne san­itäre Anla­gen, Koch- oder
Heizgele­gen­heit. Auch seien die Roma gewalt­täti­gen Über­grif­f­en ausgesetzt.
Seit kurzem hausen die Selimovics in ein­er not­dürftig gezimmerten
Bret­ter­baracke. Nachts schlafen sie in einem Klein­bus, mit dem die älteste
Tochter samt Mann und fünf Kindern nach ihrer Abschiebung aus Belzig zu ihnen
stieß. Sie gel­ten bei den Behör­den vor Ort jedoch weit­er­hin als nicht dort
ansäs­sig. Deswe­gen haben sie keinen Anspruch auf eine anständi­ge Unterkun­ft, auf
Rente, Sozialver­sicherung oder Arbeit­slosen­geld. Deshalb erbet­teln die Mädchen
und die Mut­ter den täglichen Leben­sun­ter­halt sowie die notwendi­gen Medikamente
für die herzkranke 55-Jährige. 

Damit die Fam­i­lien­ange­höri­gen, die derzeit noch in Belzig wohnen, nicht mit
leeren Hän­den gehen müssen, rief Karin Ritzert eine Spende­nak­tion ins Leben. Mit
dem Geld soll ein Klein­bus gekauft wer­den, der als fahrbar­er Unter­satz, aber
auch als Schlafquarti­er dienen kann. Außer­dem fehle es an Werkzeu­gen für den
Vater sowie Matratzen, erzählt Ritzert, die sich unter anderem im Info­cafè »Der
Winkel« für die in Belzig leben­den Aus­län­der engagiert. 

Spendenkon­to: Karin Ritzert, Kto.: 4651047250, BLZ: 16050000,
Mit­tel­bran­den­bur­gis­che Sparkasse, Ver­wen­dungszweck: Selimovic

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