Die Zahl der Ausländer, die sich um ein Studium an der Universität Potsdam bemühen, ist deutlich zurückgegangen. Der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (AStA) der Hochschule führt das auf ein neues zentrales Bewerbungsverfahren zurück, das kostenpflichtig ist. Mitmachen muss, wer an einer von 84 Hochschulen in Deutschland – darunter die Universität Potsdam – angenommen werden will.
Seit dem Jahr 2004 bewerben sich Ausländer nicht mehr direkt an den Hochschulen, sondern bei der »Arbeits- und Servicestelle für internationale Studienbewerbung« (assist). Dort prüfen die Mitarbeiter, ob die Bewerbungen vollständig und formal richtig sind. Zulassungsfähige Bewerbungen werden anschließend in elektronischer Form an die Hochschulen weitergeleitet.
Grundsätzlich sei dagegen nichts einzuwenden, meint der AStA. Ihn stört aber, dass die Bewerber für den assist-Dienst blechen müssen. Zwischen 20 und 50 Euro sind für eine Bewerbung im Voraus zu entrichten. Die Gebühr wird unabhängig davon erhoben, ob die Bewerbung Erfolg hat. Jede weitere Bewerbung kostet 15 Euro.
»Vielen fehlt für diesen Bewerbungsmarathon schlicht das Geld. Hier werden ärmere Bewerber bewusst ausgegrenzt«, beschwert sich Mehdi Chbihi, AStA-Referent für Internationales. Dass Europäer 25 Euro, andere 50 Euro und Chinesen 20 Euro plus 250 Euro Verwaltungsgebühr in ihrer asiatischen Heimat zahlen müssen, hält Chbihi für Willkür. Der AStA fordert daher, dass die Universität Potsdam die Kosten für die Bewerbung übernimmt oder aber sofort wieder einführt, dass man sich aus dem Ausland direkt und kostenfrei bewerben kann.
Doch die Universitätsleitung, die den assist-Verein mit gründete, ist damit nicht einverstanden. Bevor es assist gab, seien viele Bewerbungen unvollständig eingegangen, erzählt die Leiterin des Akademischen Auslandsamtes, Regina Neum. Auch die Bewerber profitieren ihr zufolge von assist, denn bei unvollständigen Unterlagen konnte man die Leute nicht zum Studium zulassen. Von Vorteil sei auch, dass die Mitarbeiter des Akademischen Auslandsamtes mehr Zeit für Beratung und Gespräche haben, seit die Servicestelle assist die unvollständigen Bewerbungen aussortiert. Der Rückgang der Bewerbungen sei ein weltweites Phänomen und nicht nur auf assist zurückzuführen, versichert Regina Neum.
Der assist-Vorstandsvorsitzende Professor Jörg Steinbach weist darauf hin, dass die Unterteilung in Europäer, Chinesen und sonstige Ausländer keine Erfindung der Servicestelle sei. Auf Grund der EU-Gesetzgebung seien Bewerber aus dem €päischen Ausland den deutschen Bewerbern gleichgestellt. Man erhebe die einzelnen Gebühren nicht willkürlich, sondern proportional zum betriebenen Aufwand. Auch Hochschulen, die assist nicht nutzen, ziehen Gebühren in Erwägung, sagt Steinbach. Das liege im Trend.
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