Erste Schritte auf dem Weg zu einer eigenen Interessenvertretung im Havelland
(MAZ, Markus Kniebeler) HAVELLAND Die Versuche havelländischer Bürger, einen Ausländerbeirat ins Leben zu
rufen, nehmen immer konkretere Formen an. Nachdem bereits im September und
Oktober vorbereitende Versammlungen zu diesem Thema stattgefunden hatten,
kamen am Donnerstagabend in der Musikbrauerei gut 50 Menschen zusammen — die
meisten davon ausländische Mitbürger -, um über die nächsten Schritte zu
beraten.
Gabriele Steidl, die Ausländerbeauftragte des Landkreises, legte zu Beginn
der Veranstaltung noch einmal dar, was Sinn und Zweck eines solchen Beirates
sei. “Es geht darum, den in unserem Kreis lebenden Ausländern ein Forum zu
bieten, in dem sie ihre Anliegen artikulieren können”, sagte sie. Einerseits
sollten in einem Beirat Lösungen für ganz konkrete Probleme gefunden werden,
etwa wenn es darum gehe, Behördenangelegenheiten zu regeln. Andererseits
habe der Beirat auch eine politische Funktion. Über ihn könne der Kontakt zu
den Gremien des Kreises — Kreistag, Ausschüsse, Landrat — hergestellt
werden. So werde die Teilnahme der ausländischen Mitbürger an der
politischen Diskussion erleichtert.
Im Kreis Havelland leben derzeit 2 486 Ausländer. Wahlberechtigt für den
Ausländerbeirat ist laut Hauptsatzung des Kreises jeder Ausländer, der
volljährig ist, eine Aufenthaltsgenehmigung hat und seit mehr als drei
Monaten im Landkreis Havelland lebt. Die 237 Asylbewerber sind von dem
Wahlrecht ausgeschlossen.
Bis auf Letztere können alle Ausländer in den Beirat gewählt werden, der aus
neun Mitgliedern bestehen soll. Außerdem haben auch Deutsche die
Möglichkeit, sich auf die Wahlliste stellen zu lassen. Voraussetzung
allerdings ist, dass sie von wahlberechtigten Ausländern vorgeschlagen
werden.
Mahmoud El-Hakim, Chirurg in Rathenow und Initiator der Irak-Hilfsaktion,
appellierte an die in der Musikbrauerei Versammelten, sich weiterhin für die
Gründung des Beirates einzusetzen. “Niemand zwingt uns, wir müssen das nicht
tun”, sagte er. “Aber es ist in unserem eigenen Interesse, uns eine
gemeinsame Stimme zu geben. Wir dürfen nicht sprachlos bleiben.” In diesem
Zusammenhang appellierte El-Hakim eindringlich an die Zuhörer, deutsch zu
lernen. Die Beherrschung der Sprache sei der wichtigste Schritt heraus aus
der Isolation.
In der Diskussion kritisierten vor allem die Asylbewerber, dass ihnen der
Weg in den Beirat versperrt bleibe. Dabei gebe es in dieser Gruppe große
Probleme. Gabriele Steidl verwies auf die gültige Rechtslage, die derzeit
keine andere Wahl lasse. Gleichzeitig machte sie klar, dass eine Mit- und
Zuarbeit Asylsuchender auch ohne offizielle Vertretung im Gremium möglich,
ja sogar ausdrücklich erwünscht sei.
“Bis zur Gründung des Beirates ist es noch ein mühsamer Weg”, sagte Steidl.
Allein die Vorbereitung der Wahl werde großen Einsatz erfordern. Aber ein
weiterer Schritt dorthin sei getan.