Potsdam (dpa) Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger hat ein
stärkeres Vorgehen gegen Fremdenfeindlichkeit verlangt. “So lange es
Rechtsextremismus als ernst zu nehmende Gefahr in unserem Land gibt, muss
mehr dagegen unternommen werden”, sagte Berger am Dienstag. Dazu gehöre die
Mobilisierung der Menschen, um Anfeindungen und Übergriffe auf Ausländer
nicht durch Schweigen zu dulden. Kommende Projekte sollten sich vor allem an
ältere Mitbürger richten. In Brandenburg leben zur Zeit 51 100 Ausländer.
“Die Anzahl der rechtsextremen Straftaten ist in Brandenburg immer noch
relativ hoch”, stellte Berger fest. Nach Angaben des Innenministeriums stieg
die Zahl der rechtsextremistisch motivierten Straftaten von 1571 im Jahr
2003 auf 1865 im Jahr 2004. “Hier hat sich leider viel zu wenig verändert”,
meinte Berger. Allerdings habe sich in den vergangenen Jahren auch der
gesellschaftliche Protest gegen diese Straftaten verstärkt. Schulen, Kirchen
und Jugendeinrichtungen hätten sich zu lokalen Netzwerken oder Projekten
zusammengeschlossen, die sich gegen Fremdenfeindlichkeit richten.
Dieses Engagement will Berger unterstützen und verstärken. “Zu viele
Menschen dulden die ausländerfeindlichen Einstellungen und Äußerungen oder
billigen sie sogar.” Ziel ihrer Arbeit sei es, in der Bevölkerung für mehr
Toleranz und Weltoffenheit zu werben. Kommende Projekte sollen sich demnach
künftig verstärkt an ältere Menschen richten. “Junge Leute erreichen wir
schon an den Schulen und Jugendeinrichtungen”, erläuterte Berger. “Jetzt
wollen wir ihre Eltern und Großeltern gewinnen.”
Für die in Brandenburg lebenden Ausländer plant Berger intensivere
Integrationsmaßnahmen. Seit 2000 arbeiten verschiedene Initiativen und
Gruppen im Rahmen des Landesintegrationskonzeptes des Sozialministeriums für
eine bessere Eingliederung. “Da die ausländischen Mitbürger in einigen
Regionen des Landes sehr weit verstreut wohnen, sind die Sprachkurse hier
nur selten oder gar nicht zu Stande gekommen”, sagte Berger. Sie setzt hier
nun verstärkt auf “nachholende Integration” durch das Erlernen von Deutsch.
Die Ausländerbeauftragte hob die Arbeit der Härtefallkommission hervor, die
seit Anfang 2005 unzumutbare Abschiebungen von Asylbewerbern verhindern
soll. Da sich das Gremium erst zu wenigen Sitzungen getroffen habe, sei es
für eine erste Bilanz zu früh. “Aber schon jetzt kann ich sagen, dass diese
Arbeit für einige Menschen die einzige Chance ist, eine Abschiebung
abzuwenden”, sagte Berger. “Deswegen ist es gut und wichtig, dass die
Härtefallkommission besteht.”
In Brandenburg leben nach Angaben der Ausländerbeauftragten zur Zeit 51 100
Ausländer, von denen 6000 Asylbewerber sind. Während die Anzahl der
ausländischen Mitbürger in den vergangenen Jahren demnach relativ konstant
blieb, waren es Ende 2004 fast 4000 Asylbewerber weniger als noch im Jahr
2000. Die meisten Ausländer in Brandenburg kommen den Angaben zufolge
ursprünglich aus Polen und Vietnam.