Ausländerbehörde Rathenow in der Kritik
Ohne richterlichen Beschluß veranlaßt ein Beamter Abschiebehaft für den
togolesischen Flüchtling Abdoul-Marouf Issa-Gobitaka
Herr Issa-Gobitaka, Flüchtling aus Togo, hatte sich bereit erklärt in seine Heimat
zurückzukehren. Dann brach er psychisch zusammen und wurde sieben Wochen in der
Psychiatrie in der Berliner Charité behandelt. Um diese Behandlung fortführen zu
können und wegen einer chronischen Hepatis C stellte Issa-Gobitaka.am 26. Juni 2006
beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Eisenhüttenstadt einen
Asylfolgeantrag. Sein Anwalt hatte die Asylbehörde in Rathenow zuvor informiert, das
Herr Issa-Gobitaka wegen seiner akuten Krankheit den angesetzten Ausreisetermin
nicht wahrnehmen kann. Das hielt Herrn Wolf, Sachbearbeiter der Ausländerbehörde
Havelland/ Rathenow nicht davon ab, seine Kompetenzen zu überschreiten und die
Festnahme per Fax zu veranlassen. Ein dafür notwendiger Haftbefehl eines Richters
lag nicht vor. In einem Audio-Interview mit Umbruch Bildarchiv begründet
Rechtsanwalt Ulrich Klinggräff, warum er die Fax-Anordnung des Rathenower
Sachbearbeiters Wolf für “absolut rechtswidrig” hält. Eine Anzeige gegen diesen
wegen Freiheitsberaubung ist in Vorbereitung.
Audiointerview hier.
Beim Haftprüfungstermin am Freitag, den 30.06.06 erkannte Richter Müller vom
Amtsgericht Eisenhüttenstadt zwar an, dass die Festnahme illegal sei, trotzdem
ordnete er drei Monate Abschiebegewahrsam für Issa-Gobitaka an. Seine Begründung:
Herr Issa-Gobitaka könne untertauchen, da er ohne festen Wohnsitz sei. Doch dieser
ist nach wie vor im Asylbewerberheim in Rathenow polizeilich gemeldet und die
Adresse seiner deutschen Verlobten bei allen Behörden bekannt.
Aufgrund seiner psychischen Erkrankung sowie der chronischen Hepatitis C ist die
Abschiebehaft für Herrn Issa-Gobitaka eine besondere Quälerei. Bereits wenige
Stunden nach seiner Haftprüfung musste er in die Notaufnahme eines Krankenhauses
gebracht werden, nachdem seine Beschwerden erst mal ignoriert worden waren. RA
Ulrich Klinggräff versucht jetzt, seine Freilassung beim Landgericht in
Frankfurt/Oder zu erreichen.