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Skinheads überfielen Hochzeitsparty

(Frank Jansen) Pots­dam — Es sollte ein­er der schön­sten Tage in ihrem Leben wer­den, doch er endete als Alb­traum. Bei der Feier eines Berlin­er Hochzeitspaares auf Schloss Mar­quardt im Pots­damer Nor­den taucht­en in der Nacht zum ver­gan­genen Son­ntag kahl geschorene Schläger auf. Sie pöbel­ten, prügel­ten sich mit dem Bräutigam und Gästen und demolierten das Par­ty­mo­bil­iar. „Ich hat­te Angst — fast, als wäre ich im Krieg“, sagte der Bräutigam gestern dem Tagesspiegel. Der Berlin­er Arzt wollte namentlich nicht genan­nt wer­den, er befürchtet Racheaktionen. 

Das Paar hat­te sich am Sonnabend in der Dor­fkirche von Mar­quardt im Pots­damer Nor­den trauen lassen, abends stieg im Schloss das Fest mit 130 Erwach­se­nen und 40 Kindern. In der Nacht, gegen drei Uhr dreißig, taucht­en vier junge Glatzköpfe auf. Sie pöbel­ten das Braut­paar und die verbliebe­nen zehn bis zwölf Gäste an. „Das ist unser Dorf, ihr habt hier nichts zu suchen“, habe ein­er der Kahlgeschore­nen gesagt, erin­nerte sich der Bräutigam. Er habe mit seinen Fre­un­den ver­sucht, die Skin­heads zum Gehen zu bewe­gen. Doch sie blieben und provozierten eine Schlägerei. Die Braut und die anderen Frauen flüchteten ins Schloss. 

Der Bräutigam und seine Fre­unde wehrten sich, mussten aber auch ein­steck­en. Einem der Gäste platzte durch einen Fausthieb auf ein Ohr das Trom­melfell, ein ander­er blutete aus dem Mund. Dem Arzt zer­riss ein­er der Schläger das Hemd. Doch es gelang dem Bräutigam und seinen Gästen, die Kahlköpfe zu vertreiben. Die Schläger dro­ht­en: Wir kom­men zurück. Kurze Zeit später waren sie wieder da – mit 15 Kumpa­nen. Der Bräutigam ret­tete sich mit seinen Fre­un­den ins Schloss. „Wir waren in Panik“, sagte der Arzt. Hastig wur­den alle Außen­türen des Schloss­es ver­riegelt. Doch die Schläger woll­ten offen­bar nicht das Gebäude beschädi­gen, den Stolz des Dor­fes. Die Clique tobte sich vor dem Schloss aus. Sie riss Par­tyzelte ein, warf Bänke um und zer­schmiss die Gläs­er. Dann rück­te die Truppe ab. 

Die mehrmals von den Gästen angerufene Polizei erschien kurz nach vier Uhr und nahm Anzeigen auf. Obwohl die Beamten zusicherten, die Gefahr sei vorüber, traut­en sich mehrere Gäste nicht in ihre Pen­sio­nen und schliefen lieber auf dem Fuß­bo­den des Schloss­es. Am Mor­gen sei die Ver­wal­terin gekom­men und habe den Gästen „falsches Benehmen“ vorge­hal­ten, klagte der Bräutigam. 

Die Ver­wal­terin, die aus Mar­quardt stammt und auch anonym bleiben wollte, nan­nte dem Tagesspiegel den möglichen Grund für den Angriff der Glatzköpfe: Da bei der Hochzeits­feier „türkische Musik“ gespielt wurde, sei im Dorf das Gerücht aufgekom­men, „da ist eine Türken­hochzeit“. So seien einige der örtlichen Recht­en vom gle­ichzeit­ig stat­tfind­en­den Dorffest zum Schloss gezo­gen. Der Bräutigam reagierte auf diese Ver­sion gen­ervt: Es habe eine Band vom Balkan aufge­spielt, und Folk­lore-Musik könne doch kein Grund für einen Über­fall sein. Verärg­ert ist auch der Gast­wirt, der das Cater­ing für die Hochzeit organ­isiert hat­te. Hans-Joachim Cza­da nan­nte den Angriff der Schläger „eine Belei­di­gung für das ganz Dorf“.

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