UPDATE (24.05, 18:00 Uhr): Der Leiter des Collegium Polonicum Krzysztof Wojciechowski hat beschlossen morgen (pünktlich zum Papstbesuch am 25. Mai) die Fotos von gleichgeschlechtlichen Paaren durch den Technischen Dienst des CP aus dem Gebäude entfernen zu lassen. Die Galerie wird so aus dem Universitäts-Foyer, wo sie für eine breite Öfffentlichkeit frei zugänglich gewesen ist in einen abschliesbaren esoterischen Kunst-Raum hinausgeekelt. Bravo Herr Wojciechowski für diese “interessant” interpretierte Gender-Mainstreaming-Maßnahme!
Die vor weniger als sechs Tagen am Collegium Polonicum eröffnete Foto-Ausstellung gegen Homphobie unter dem Titel “Niech nas zobaczą” [Sollen sie uns doch sehen] soll nach Angaben der VeranstalterInnen durch den Rektor der polnischen Partneruniversität in Poznań verboten werden. Zwei polnische Lehrkräfte fanden die im Foyer der Einrichtung aufgehängten Fotos von gleichgeschlechtlichen Paaren anstößig und drohten damit ihre Tätigkeit an der Universität zu beenden „wenn diese weiterhin Werbung für Homosexualität betreiben sollte“. Der Geologie Professor Wojciech Stankowski soll dabei gedroht haben andere Lehrkräfte eventuell zu einem Boykott des Collegiums aufzurufen. Inoffiziell haben wir erfahren, dass der Rektor der Partneruniversität in Poznań die Genehmigung für die Ausstellung aus diesem Grund nun zurückziehen will – erklärt Jola Gambuś, Mitveranstalterin der Vernissage.
Protestschreiben können an den Leiter des Collegium Polonicum gerichtet werden:
Krzysztof Wojciechowski
Collegium Polonicum
Große Scharrnstraße 59
15230 Frankfurt (Oder)
Tel.: +49 (0) 335 5534 16 401
E‑mail: colpol@euv-frankfurt‑o.de
Die Fotos wurden im Rahmen eines deutsch-polnischen Workshops von Prof. Bożena Chołuj (Vergleichende Mittel€pastudien) und Dr. Dorothea Dornhof (Transformationen von Wissen, Mensch und Geschlecht) zum Thema „Kulturelle Hegemonie und Geschlecht“ am Collegium Polonicum vorgestellt. Das Collegium Polonicum ist eine gemeinsame wissenschaftliche Einrichtung der Europa-Universität Viadrina und der Adam-Mickiewicz Universität in Poznań. Sie ist eine wichtiges Begegnungszentrum für den Bereich Wissenschaft und Kultur zwischen beiden Ländern.
VeranstalterInnen der Vernissage ist eine Gruppe junger Frauen die sich vor einigen Jahren in einer informellen Gruppe GENDA zusammengeschlossen hat und Themen wie Gleichberechtigung und Frauenrechte bearbeitet. Die Ausstellung entstand als ein Projekt der polnischen Kampagne gegen Homophobie, einer seit 2001 tätigen NGO, die Bildungs- und Aufklärungsmaßnahmen gegen Schwulenfeindlichkeit anbietet. Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte die NGO als Mitorganisatorin der Gleichberechtigungs-Demos in Polen.
Die Ausstellung “Niech nas zobaczą” besteht aus 30 Fotos von gleichgeschlechtlichen Paaren. Es war nicht leicht 15 Männer und 15 Frauen in Polen zu finden, die den Mut besitzen als Model für die Galerie zur Verfügung zu stehen. Einige haben aus Angst, nach dem die Ausstellung in anderen Städten angegriffen wurde, die weitere Verwendung ihrer Porträts untersagt.
Die Portraits der Autorin Karolina Berguła scheinen jedoch wenig kontrovers. Die Bilder strahlen vielmehr Monotonie, ja Alltäglichkeit aus. Doch eben dieser Effekt war erwünscht um die Normalität des schwul-lesbischen Lebens wiederzugeben. Der Name der Ausstellung „Sollen sie uns doch sehen“ ist deshalb Programm. Schwul sein in Polen ist immer noch keines Wegs eine Alltäglichkeit. Erst vor wenigen Tagen nahm das staatliche Fernsehen
Werbung von Damenbinden, Tampons und Toilettenpapier aus dem Programm. Man möchte nicht das Ansehen des Papstes Benedikt des XVI während seines Polen-Besuchs verletzen, hieß es in der offiziellen Begründung.
Mit derselben Begründung wurde im November ein Umzug der Gleichberechtigungs-Demo durch Poznan von dem dortigen Bürgermeister Grobelny (PO) verboten.
„Die Foto-Ausstellung ist keine private Initiative, sondern eine Veranstaltung im Rahmen des Deutsch-Polnischen Jahres. Sie wird vom deutschen Bildungsministerium finanziert. Aus diesem Grund erwarten wir eine schriftliche Begründung der Rücknahme der Genehmigung“ sagte gegenüber dem ostblog Bożena Chołuj.