Helsinki/Potsdam — Der Chef der SPD- Landtagsfraktion ‚Günter Baaske, hat bei einem Besuch in Finnland das Gesundheits- und Familienbetreuungssystem der DDR gelobt. Dieses habe hervorragend funktioniert, sei ein Segen gewesen und sei dann nach der Wende einfach „abgeschafft worden“. Weil es „nach 1990 dann plötzlich angeblich nicht mehr ging“, so klagte der frühere Brandenburger Sozialminister.
Zur Verwunderung anwesender Fachleute fand Baaske kein Wort der Differenzierung; er erwähnte weder den Umgang der DDR-Behörden mit politisch nicht konformen Familien, noch Zwangsadoptionen und Entmündigungen. Dafür erstaunte er die Gastgeber mit der These, dass sich das finnische System staatlicher und kommunaler Mutter- und Familienfürsorge an den Grundzügen des DDR-Modells orientiert habe.
Für vier Tage waren Baaske, Bildungsminister Holger Rupprecht und Arbeits- und Sozialministerin Dagmar Ziegler (beide SPD) nach Helsinki und in die Potsdamer Partnerstadt Jyväskylä gereist, um die Kinder‑, Familien- und Gesundheitspolitik Finnlands kennen zu lernen. Dabei mussten sie aber auch erkennen, dass das finnische Modell nicht maßstabsgetreu auf deutsche Verhältnisse übertragbar ist, da es über hohe Steuern und Abgaben finanziert wird und auf relativ wohlhabende Kommunen setzt.
Bildungsminister Rupprecht resümierte am Ende der Reise, dass sei zwar alles nicht unbedingt neu gewesen, es sei aber gut gewesen, es mit eigenen Augen zu sehen, und sich das System genau erläutern zu lassen.
Wie berichtet, plant das Land Brandenburg im Landkreis Oberspreewald-Lausitz ein Pilotprojekt zur Betreuung sozial schwacher Familien und allein erziehender Mütter nach dem Vorbild des finnischen „Neuvola“- Modells. Dabei werden Müttern schon in der Schwangerschaft feste Betreuungspersonen zugeordnet, die auch nach der Geburt regelmäßigen Kontakt pflegen und so Probleme der jungen Familie früh erkennen können.