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Antifaschismus

Babelsberg traf auf den BFC Dynamo

Die Fans des BFC zündeten im Gästeblock Pyrotechnik. Nun ermittelt die Polizei gegen sie. Foto: René Strammber
Die Fans des BFC zün­de­ten im Gäste­block Pyrotech­nik. Nun ermit­telt die Polizei gegen sie. Foto: René Strammber
Wenn der SV Babels­berg 03 und der BFC Dynamo aufeinan­dertr­e­f­fen, wird viel in die Klis­cheek­iste gegrif­f­en. Die Sicher­heits­be­hör­den wer­den nervös und das Spiel gerät leicht zum Neben­säch­lichen. Am Sam­sta­gnach­mit­tag gab es diese Spiel­paarung mal wieder, auf den Rän­gen blieb es ver­hält­nis­mäßig ruhig, auf dem Rasen war es eine dur­chaus span­nende Partei, ums Spiel herum gab es den­noch hässliche Szenen.
Zum Spiel
Das 200. Spiel von Julian Prochnow im Babels­berg­er Dress endete für ihn kurios nach nicht ein­mal ein­er Stunde. Bin­nen zwei Minuten holte er sich via Foul- und Hand­spiel erst die Gelbe und dann die Gelb-Rote Karte ab. Bis dahin war es ein Spiel, in dem bei­de Mannschaften aus ihren vorhan­de­nen Chan­cen nichts her­ausholten. Auch anschließend war es weitest­ge­hend aus­geglichen, Babels­berg hat­te ein wenig mehr Spielanteile und drück­te, während der BFC sich auf Kon­ter konzen­tri­erte, diese aber nicht sauber durch­führte. Ein gerecht­es 0:0 vor 3 800 Zuschauern. Bei­de Teams ver­sack­en also weit­er­hin im Mit­telfeld und die Null­dreier müssten weit­er auf ihren ersten Dreier im laufend­en Kalen­der­jahr warten. Auf den Rän­gen blieb es ver­hält­nis­mäßig ruhig. Die BFC-Fans präsen­tierten ein Plakat von „Blau Weiß Bunt“, ver­mut­lich ein Wer­be­ban­ner des SV Babels­berg 03. Außer­dem zün­de­ten die Berlin­er Gäste wenig Rauch und Raketen. Durch das Feuer­w­erk kam es zu ein­er ein­minüti­gen Spielunterbrechung.
Neon­azis im BFC-Block
Bere­its im Vor­feld der Par­tie waren gemäßigte BFC-Anhänger gen­ervt. Sie wussten, dass Neon­azis auf­tauchen wer­den. Den­noch waren es weniger organ­isierte Neon­azis als noch beim Hin­spiel in Berlin. Aktivis­ten des „Nationalen Wider­stand Berlin“ (NW Berlin), ein NPD-Anmelder der ras­sis­tis­chen „Anwohner“-Proteste von Hohen­schön­hausen, Pots­damer Freie Kräfte und der NPD-Kreisvor­sitzende von Hav­el-Nuthe, Michel Müller, fan­den den Weg ins Sta­dion. Andere Neon­azis, die beim Spiel erwartet wur­den, fuhren lieber zu zeit­gle­ich stat­tfind­en­den Aufmärschen in Witt­stock und Dort­mund. Rechte Parolen waren deshalb kaum zu vernehmen. Ein Hit­ler­gruß, ein kleines einzelnes „Arbeit macht frei – Babels­berg 03“ sowie „Huren SVB“, wobei einige meinen, „Juden SVB“ gehört zu haben, waren im Gäste­block zu vernehmen. Der Kern des Auswärts­blocks konzen­tri­erte sich jedoch, angepeitscht durch zwei Vorsänger, auf die Unter­stützung ihres Teams.
Außer­halb des Stadions
Die Polizei stufte das Spiel als Gefährdungsspiel ein, die Tren­nung der bei­den Fan­lager ist bei einem solchen essen­ziell. Doch bere­its vor dem Spiel hätte es zu Auseinan­der­set­zun­gen kom­men kön­nen. Eine größere Gruppe von BFC-Hooli­gans kon­nten unge­hin­dert am Fan­laden der Babels­berg­er-Fan­szene vor­beimarschieren, nur im let­zten Moment kon­nten eilig her­beige­fahrene Polizeibeamte eine Auseinan­der­set­zung ver­hin­dern. Auch nach dem Spiel erfol­gte erneut eine Fantren­nung, die spätestens am Rathaus Babels­berg endete: Auf der Treppe des S‑Bahnhofs Babels­berg kam es zu einem Handge­menge, bei dem ein Babels­berg-Fan eine 15 bis 20 Zen­time­ter lange Schnit­twunde erlitt. Diese musste im Kranken­haus genäht wer­den. Unter den Angreifern sollen laut Auskun­ft der Opfer Per­so­n­en aus dem Umfeld des NW Berlin gewe­sen sein. Im Zuge der Auseinan­der­set­zung stürzten mehrere Per­so­n­en, sowohl Fans der bei­den Lager als auch Polizeikräfte. Die Babels­berg-Fans kon­nten sich aus dem Bahn­hof ret­ten, der Ver­let­zte ver­ließ den Bahn­hof aufgestützt auf zwei Fre­unde. Die Erstver­sorg­er begutachteten die Wunde und gin­gen davon aus, dass ein solch­er Schnitt nicht mit ein­er Flasche oder Scherbe zu verur­sachen sei. Fes­t­nah­men oder Doku­men­ta­tio­nen durch die anwe­senden BFE-Beamten erfol­gten nach bish­eri­gen Infor­ma­tio­nen nicht. Die Ärzte im Kranken­haus gaben an, dass die Wunde sowohl durch ein Mess­er, aber auch andere Gegen­stände, wie Glass­cher­ben zuge­führt wor­den sein kann. Der Ver­let­zte selb­st weiß nicht, wie es zu dem Schnitt kam und kon­nte auch keinen Täter iden­ti­fizieren. In dem Handge­menge kam auch er zu Fall. Die Sit­u­a­tion war zu hek­tisch und unüber­sichtlich – so die Beschrei­bung. In ihrer Pressemit­teilung zum Spiel geht die Polizei nicht auf die Sit­u­a­tion ein. Sie ver­weist auf eine kon­se­quente Fantren­nung und Ermit­tlun­gen wegen Abbren­nens von Pyrotech­nik. Wenn man der Pressemel­dung glaubt, gab es wed­er einen Angriff auf Beamte, noch auf Babels­berg-Fans, bei dem eine Per­son ins Kranken­haus kam. Ein Sprech­er des Innen­min­is­teri­ums meldete dem „Neuen Deutsch­land“ 12 Fes­t­nah­men rund um das Spiel. Zudem wurde eine Anzeige wegen Kör­per­ver­let­zung gefer­tigt. Ob diese infolge der Schnittver­let­zung aufgegeben wurde, sei unklar, berichtete die Zeitung. Am kom­menden Mittwoch wird das Sicher­heit­skonzept der Polizei erneut auf die Probe gestellt: Der Drit­tligist Energie Cot­tbus reist zum Pokal-Halb­fi­nale in die Landeshauptstadt.

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