Wenn der SV Babelsberg 03 und der BFC Dynamo aufeinandertreffen, wird viel in die Klischeekiste gegriffen. Die Sicherheitsbehörden werden nervös und das Spiel gerät leicht zum Nebensächlichen. Am Samstagnachmittag gab es diese Spielpaarung mal wieder, auf den Rängen blieb es verhältnismäßig ruhig, auf dem Rasen war es eine durchaus spannende Partei, ums Spiel herum gab es dennoch hässliche Szenen.
Zum Spiel
Das 200. Spiel von Julian Prochnow im Babelsberger Dress endete für ihn kurios nach nicht einmal einer Stunde. Binnen zwei Minuten holte er sich via Foul- und Handspiel erst die Gelbe und dann die Gelb-Rote Karte ab. Bis dahin war es ein Spiel, in dem beide Mannschaften aus ihren vorhandenen Chancen nichts herausholten. Auch anschließend war es weitestgehend ausgeglichen, Babelsberg hatte ein wenig mehr Spielanteile und drückte, während der BFC sich auf Konter konzentrierte, diese aber nicht sauber durchführte. Ein gerechtes 0:0 vor 3 800 Zuschauern. Beide Teams versacken also weiterhin im Mittelfeld und die Nulldreier müssten weiter auf ihren ersten Dreier im laufenden Kalenderjahr warten. Auf den Rängen blieb es verhältnismäßig ruhig. Die BFC-Fans präsentierten ein Plakat von „Blau Weiß Bunt“, vermutlich ein Werbebanner des SV Babelsberg 03. Außerdem zündeten die Berliner Gäste wenig Rauch und Raketen. Durch das Feuerwerk kam es zu einer einminütigen Spielunterbrechung.
Neonazis im BFC-Block
Bereits im Vorfeld der Partie waren gemäßigte BFC-Anhänger genervt. Sie wussten, dass Neonazis auftauchen werden. Dennoch waren es weniger organisierte Neonazis als noch beim Hinspiel in Berlin. Aktivisten des „Nationalen Widerstand Berlin“ (NW Berlin), ein NPD-Anmelder der rassistischen „Anwohner“-Proteste von Hohenschönhausen, Potsdamer Freie Kräfte und der NPD-Kreisvorsitzende von Havel-Nuthe, Michel Müller, fanden den Weg ins Stadion. Andere Neonazis, die beim Spiel erwartet wurden, fuhren lieber zu zeitgleich stattfindenden Aufmärschen in Wittstock und Dortmund. Rechte Parolen waren deshalb kaum zu vernehmen. Ein Hitlergruß, ein kleines einzelnes „Arbeit macht frei – Babelsberg 03“ sowie „Huren SVB“, wobei einige meinen, „Juden SVB“ gehört zu haben, waren im Gästeblock zu vernehmen. Der Kern des Auswärtsblocks konzentrierte sich jedoch, angepeitscht durch zwei Vorsänger, auf die Unterstützung ihres Teams.
Außerhalb des Stadions
Die Polizei stufte das Spiel als Gefährdungsspiel ein, die Trennung der beiden Fanlager ist bei einem solchen essenziell. Doch bereits vor dem Spiel hätte es zu Auseinandersetzungen kommen können. Eine größere Gruppe von BFC-Hooligans konnten ungehindert am Fanladen der Babelsberger-Fanszene vorbeimarschieren, nur im letzten Moment konnten eilig herbeigefahrene Polizeibeamte eine Auseinandersetzung verhindern. Auch nach dem Spiel erfolgte erneut eine Fantrennung, die spätestens am Rathaus Babelsberg endete: Auf der Treppe des S‑Bahnhofs Babelsberg kam es zu einem Handgemenge, bei dem ein Babelsberg-Fan eine 15 bis 20 Zentimeter lange Schnittwunde erlitt. Diese musste im Krankenhaus genäht werden. Unter den Angreifern sollen laut Auskunft der Opfer Personen aus dem Umfeld des NW Berlin gewesen sein. Im Zuge der Auseinandersetzung stürzten mehrere Personen, sowohl Fans der beiden Lager als auch Polizeikräfte. Die Babelsberg-Fans konnten sich aus dem Bahnhof retten, der Verletzte verließ den Bahnhof aufgestützt auf zwei Freunde. Die Erstversorger begutachteten die Wunde und gingen davon aus, dass ein solcher Schnitt nicht mit einer Flasche oder Scherbe zu verursachen sei. Festnahmen oder Dokumentationen durch die anwesenden BFE-Beamten erfolgten nach bisherigen Informationen nicht. Die Ärzte im Krankenhaus gaben an, dass die Wunde sowohl durch ein Messer, aber auch andere Gegenstände, wie Glasscherben zugeführt worden sein kann. Der Verletzte selbst weiß nicht, wie es zu dem Schnitt kam und konnte auch keinen Täter identifizieren. In dem Handgemenge kam auch er zu Fall. Die Situation war zu hektisch und unübersichtlich – so die Beschreibung. In ihrer Pressemitteilung zum Spiel geht die Polizei nicht auf die Situation ein. Sie verweist auf eine konsequente Fantrennung und Ermittlungen wegen Abbrennens von Pyrotechnik. Wenn man der Pressemeldung glaubt, gab es weder einen Angriff auf Beamte, noch auf Babelsberg-Fans, bei dem eine Person ins Krankenhaus kam. Ein Sprecher des Innenministeriums meldete dem „Neuen Deutschland“ 12 Festnahmen rund um das Spiel. Zudem wurde eine Anzeige wegen Körperverletzung gefertigt. Ob diese infolge der Schnittverletzung aufgegeben wurde, sei unklar, berichtete die Zeitung. Am kommenden Mittwoch wird das Sicherheitskonzept der Polizei erneut auf die Probe gestellt: Der Drittligist Energie Cottbus reist zum Pokal-Halbfinale in die Landeshauptstadt.
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