Bad Freienwalde ist eine Kleinstadt, wie es viele im Land Brandenburg gibt.
Pöbeleien auf offener Straße gegen alternative, obdachlose und nicht-rechte
Jugendliche sind an der Tagesordnung, gar allgegenwärtig. Die Stadt leugnet ein
Vorhandensein rechter Strukturen und so sehen auch die Gegenmaßnahmen aus: es gibt
keine.
Einzig und allein die Bad Freienwalder Alternative und die JungdemokratInnen / Junge
Linke Bad Freienwalde positionieren sich klar gegen alltäglichen Rassismus und
Neo-Nazis in Bad Freienwalde und anderswo. Dieses Engagement macht sie immer wieder
zum Ziel der Neo-Nazis. In den letzten Monaten wird das Asyl (von der Bad
Freienwalder Alternative verwaltete Räume, die einzigen links-alternativen Räume in
Bad Freienwalde) immer wieder angegriffen und belagert.
Einige dieser Tage …
Am 6.1.05 beispielsweise war die örtliche “Offi-Disco” mal wieder mit Neo-Nazis
gefüllt. Begrüßt wird sich dort nicht selten mit dem “Hitler — Gruß” oder mit “Heil
— Hitler” — rufen. Als sich die Party dem Ende neigte, schlugen sie einen
Jugendlichen zusammen, der sich dabei das Nasenbein brach. Es musste der
Krankenwagen geholt werden.
Am darauf folgenden Tag “besuchte” ein Mob von 15 — 20 Neo-Nazis abermals das Asyl,
warfen Flaschen auf BesucherInnen und belagerten es stundenlang, bis die Polizei
eintraf.
Diese “Besuche” gab es des öfteren und so wurde mehrmals die Klingel abgeschlagen,
Aufkleber des “Nationalen und Sozialen Aktionsbündnisses Mitteldeutschland (NSAM)”
verklebt, Plakate der “Anti ‑Antifa” plakatiert und Sprayerein mit den Kürzel “NSBA”
und AN MOL an der Wand des Asyls aufgefunden.
Am vergangenen Freitag, den 25.2. gab es wiederholt Auseinandersetzungen. Neo-Nazis
randalierten vor dem Offi und traten gegen die Türen des Asyls, um die meist
jugendlichen BesucherInnen einzuschüchtern. Die eingetroffene Polizei erteilte
einigen Neo-Nazis Platzverweise und beschlagnahmte einen Baseballschläger.
Probleme mit nationalsozialistisch Denkenden sind nicht neu in Bad Freienwalde.
Selbst die letzen großen Auseinandersetzungen zwischen Linken und Rechten erregte
keine spürbare Aufmerksamkeit der “sonst so engagierten Zivilgesellschaft”. Ob es
nach Massenschlägereien von 1998/1999 ist, wo u.a. auch Gordon Rheinholz teilnahm
oder nach der Hetzjagd auf alternative Jugendliche im Herbst vorherigen Jahres — die
“Stadtoberhäupter” beschäftigen sich weiter mit Ausbesserungen von Straßen die zum
Moorbad führen.
infos unter www.jdjl-frw.de.vu und www.bfa2001.net
Chronologie Rechter Übergriffe seit Juni 2003
25.02.2005 — Bad Freienwalde — Asyl — Neo-Nazis randalierten vor dem Offi und traten
gegen die Türen des Asyls zur Einschüchterung. Die eingetroffene Polizei erteilte
einigen Neo-Nazis Platzverweise und beschlagnahmte einen Baseballschläger.
07.01.2005 — Bad Freienwalde — Asyl — 15 — 20 Neo-Nazis “besuchten” abermals das
Asyl, warfen Flaschen auf BesucherInnen und belagerten es stunden, bis die Polizei
eintraf.
06.01.2005 — Bad Freienwalde — Asyl — Als sich eine Party des Offis dem Ende neigte,
schlugen sie einen Jugendlichen zusammen, der sich dabei das Nasenbein brach. Es
musste der Krankenwagen geholt werden.
29.09.2004 — Wriezen — 4 jugendliche Neonazis sind unter Sieg-Heil-rufen grölend
durch die Stadt gezogen. Die Polizei wurde gerufen. In der Zeit, die die Polizei
brauchte gingen die jugendlichen zum Bahnhof und fragten dort jemandem nach einer
Zigarette. Derjenige war taub-stumm, konnte sie also nicht verstehen. Er wurde
daraufhin zusammengeschlagen. Die bald eintreffende Polizei nahm die 4 fest. 3 aus
Wriezen, einer aus Wölsickendorf.
23.08.2004 — Bad Freienwalde — Polizist von Ruhestörer angegriffen — Samstagabend
schritten Polizeibeamte gegen 22:00 Uhr wegen mehrerer Ruhestörungen in der
Karl-Marx-Straße (Markt) ein und stellten die Personalien einer Gruppe von
Jugendlichen fest. Ein 22-Jähriger weigerte sich, seine Personalien anzugeben und
wurde zunächst verbal aggressiv. Nachdem er zur Identitätsfeststellung in Gewahrsam
genommen werden sollte, setzte er den Beamten erhebliche körperliche Gewalt
entgegen, so daß ihm Handfesseln angelegt werden mußten. Eine Atemalkoholkontrolle
ergab einen Wert von über 2,2 Promille. Gegen ihn wird nun unter anderem wegen
Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und wegen Verwendens von Kennzeichen
verfassungswidriger Organisationen ermittelt. (Quelle: MAZ)
22.08.2004 — Wriezen — Drei Rechtsradikale im Alter von 18 und 19 Jahren
beschädigten vom 22.08.04 bis zum 24.08.04 an fünf Asia- und Döner-Imbissen in
Wriezen, Letschin und Neuhardenberg. Der Schaden beläuft sich auf 9000 Euro.
(Quelle: MAZ — 27.08.04)
20.08.2004 — Bad Freienwalde — Hetzjagd auf alternative Jugendliche in Bad
Freienwalde — 2 Jugendliche werden mit Sieg-Heil “begrüßt”. Ihnen werden Flaschen
hinterher geworfen.
04.06.2004 — Wriezen — Ein 15-jähriger geistig behinderter Jugendlicher wurde gegen
19 Uhr auf dem Markplatz von einem gleichaltrigen Mädchen rassistisch beleidigt und
mit einer Rasierklinge am Hals lebensgefährlich verletzt. (Quelle: MOZ)
09.10.2003 — Wriezen — Ein 33-jähriger Asylbewerber aus Kamerun wurde am Abend auf
dem Weg in das Heim Kunersdorf von drei 16- bis 21-jährigen Rechtsradikalen
rassistisch beschimpft und mehrmals ins Gesicht geschlagen und verletzt. Eine
18-jährige Frau bespuckte ihn dann. (Quelle: MAZ)
27.06.2003 — Bad Freienwalde/Berliner Berg — Auf dem Weg vom “Parkeck” zur Waldstadt
wurde 3 Männern im Alter von 16–17 Jahren aufgelauert und von 2 unbekannten
Muskulösen Männer (Alter ca. 25) mit einer Axt bedroht.
27.06.2003 — Bad Freienwalde/Berliner Berg — 2 Mädchen wurde aufgelauert und sie
wurden von 2 unbekannten Muskulösen Männer (Alter ca. 25) mit einer Axt bedroht
05.06.2003 — Neuenhagen — Rechte prügelten am Herrentag — Eine Gruppe etwa sieben
alternativ aussehenden Jugendlichen grillte und feierte den ganzen Tag über am
Strand des Debbesees. Nach einiger Zeit parkte ein mit Rechten besetztes Auto nur
wenige Meter weit entfernt von der feiernden Gruppe. Die Rechten pöbelten und hörten
laut Nazimusik, berichten Zeugen des Vorfalls.
Die Situation blieb dennoch lange Zeit friedlich, bis am Abend weitere Rechte -
offenbar per Mobiltelefon herbeigerufen — vor Ort erschienen. Sogleich fingen die
nun etwa 15 bis 20 Nazis an, auf die Gruppe der von ihnen als “Zecken”
identifizierten Jugendlichen einzuprügeln. Die Bilanz der Schlägerei: ein verletzter
Nazi und insgesamt drei Verletzte unter den Angegriffenen — ein Opfer erlitt einen
Nasenbeinbruch, der operiert werden musste, ein weiterer eine Gehirnerschütterung.
Schätzungsweise eine Stunde nach dem Angriff traf die Polizei ein. Die Haupttäter
waren zu diesem Zeitpunkt — so die Zeugen — schon verschwunden, einige andere Rechte
aber noch vor Ort. Anzeige wegen des Übergriffs wurde erstattet.