Beim gestrigen Topspiel der 2.Bundesliga zwischen Dynamo Dresden und
Energie Cottbus entfalteten einige Cottbusser Fans ein Transparent auf
dem das Wort „Jude” zu lesen war. Das D in Jude wurde ersetzt durch das
Emblem von Dynamo Dresden, flankiert von zwei Davidsternen mit den
Buchstaben DD für Dynamo Dresden. Beschimpfungen der gegnerischen
Mannschaft und Fans als „Juden” sind in einem deutschen Fußballstadion
kein Einzelfall, diesmal geschah es jedoch während eines DSF -
Livespieles, für jeden am Fernseher klar ersichtlich.
Am nächsten Tag: Kein empörter Aufschrei in den Medien, keine Reaktion
des DFB oder der DFL, keine Entschuldigung des FC Energie Cottbus.
Stattdessen allenthalben Entsetzen über die abgeschossenen
Feuerwerkskörper unter dem Aufhänger „Fan Randale”.
BAFF-Sprecher Martin Endemann äußert sich hierzu: “Im Zuge des
Sicherheitswahns zur kommenden WM wird stets die angeblich gestiegene
Gewaltbereitschaft betont und über verschärfte Sicherheitsmaßnahmen
diskutiert. Rassistische und neofaschistische Tendenzen in manchen
Fanszenen werden jedoch nicht thematisiert”
Das Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) fragt sich, warum die sogenannte
„Fußballfamilie” beim Thema Rassismus nicht in der Lage ist,
offenkundige Probleme klar zu benennen.
Im Vorfeld der WM wäre es wichtig, neben den Fragen Sicherheit,
Kultur-Events und Vermarktung, auch im Bereich der Antirassismusarbeit
Akzente zu setzen und dabei auf die Kompetenz und Erfahrung von
regionalen Projekten vor Ort, der Arbeit der Fanprojekte und von
„Football against Racism in Europe” (FARE) und seinen angeschlossenen
Mitgliedern zurückzugreifen. Alibiaktionen ohne konkreten Unterbau und
nachhaltige Arbeit vor Ort verpuffen nur. Mit dem Finger auf
rassistische Ausfälle in anderen Ländern zu zeigen ist dabei wenig
hilfreich, Rassismus ist auch in deutschen Stadien kein ausgestorbenes
Phänomen, wie das Spiel in Dresden deutlich gezeigt hat.
BAFF-Sprecher Endemann fordert die Verbände und Vereine erneut auf,
Initiativen von FARE und anderer unabhängiger Faninitiativen und
Fanprojekte zu unterstützen und das Problem klar beim Namen zu nennen.
“Alle Vereine und müssen endlich den 9‑Punkte Plan des DFB gegen
Rassismus konsequent umsetzen.” so Endemann.
Vom Verein FC Energie Cottbus fordert BAFF nicht nur eine Entschuldigung
bei Dynamo Dresden und seinen Fans (wie sie der Fanclub-Arbeitskreis
dort schon leistete) sondern auch alle Maßnahmen präventiver Art zu
ergreifen, die es ermöglichen rechte Tendenzen in der Cottbusser
Fanszene nicht zur vorherrschenden Meinung werden zu lassen. Stupide
Forderungen nach immer mehr Stadionverboten für „Einzeltäter” sind dabei
wenig sinnvoll und zeugen nur von einem großen Maß an Hilflosigkeit.