(MOZ, 27.6.04) Frankfurt (Oder) Dass auf vier märkischen Feldern Gen-Mais angebaut wird, sorgt bei vielen Bauern für Argwohn. Ein neues Bündnis will nun die Gentechnik aus Brandenburgs Landwirtschaft verbannen.
“Gentechnikfreie Region Märkisch-Oderland” — das klingt nach Öko-Aktivismus. Und doch sind nur vier Biobauern unter den 30 Landwirten, die sich im Mai verpflichtet haben, auf ihren insgesamt 16000 Hektar bei Seelow keine
gentechnisch veränderten Organismen anzupflanzen. “Wir haben Angst, dass wir durch den Anbau in Mitleidenschaft gezogen werden”, sagt Nils Klopprogge. Die Risiken, die sich aus der Auskreuzung von manipulierten Pflanzen auf
Nachbarfeldern ergeben könnten, seien noch überhaupt nicht abschätzbar.
Auch im Spreewald und an der Grenze von Barnim und Uckermark gibt es solche Zusammenschlüsse. “Auf Dauer führt dieses Reservatsdenken aber nicht weiter”, sagt Jakob Ganten, Sprecher des “Aktionsbündnisses gentechnikfreie
Landwirtschaft Berlin-Brandenburg”. Die Landwirte, Anbauverbände, Umweltorganisationen und übrigen Gruppen, die das Bündnis unlängst gegründet haben, wollen Biotech-Gewächse ganz aus Brandenburg verbannen. “Als nächstes wollen wir weitere gentechnikfreie Regionen organisieren”, sagt Nora Mannhardt vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), dessen Gen-Arbeitsgruppe das Bündnis angeschoben hatte. Schwerpunkt werde aber die
Öffentlichkeitsarbeit sein; konkrete Aktionen würden beim nächsten Treffen am 1. Juli geplant.
Den Landesbauernverband haben die Aktivisten dabei nicht auf ihrer Seite. Zwar sagt dessen Sprecher Holger Brantsch: “Die gentechnikfreien Zonen sind eine tolle Sache, wenn die das durchhalten können.” Das Bündnis habe aber eine
“eindeutige Orientierung”, die der Verband nicht mittragen könne: “Wir sprechen uns nicht für oder gegen Gentechnik aus, sondern sind für die Koexistenz aller Formen der Landwirtschaft.”
Ein “Herumgeiere” sei das, findet Reinhard Jung, Geschäftsführer des konkurrierenden Bauernbundes, der rund 200 Familienbetriebe vertritt: “Es kann keine Koexistenz geben, weil eine Vermischung der Pflanzen auch über
große Distanzen hinweg möglich ist.” Retorten-Gemüse sei überflüssig, weil es lediglich Bewirtschaftungsfehler kaschiere: Halte man etwa die Fruchtfolge
ein, brauche man keinen Schädlings-resistenten Mais, weil der oft als Beispiel angeführte Maiszünsler dann gar nicht erst auftrete. Setze sich die Hochtechnologie durch, würden zudem kleine Saatgutfirmen durch internationale
Konzerne verdrängt, die dann die Preise diktieren könnten. “An dem Bündnis wird sich der Bauernbund auf jedem Fall beteiligen”, kündigt Jung an.