ROBIN WOOD-AktivistInnen richten sich auf Bäumen häuslich ein, die
Vattenfall für den Braunkohletagebau in der Lausitz fällen will
In den frühen Morgenstunden haben drei ROBIN WOOD-AktivistInnen heute
am Hammergraben in der Nähe des Örtchens Lacoma bei Cottbus Bäume
besetzt. Sie hängten in etwa zehn Meter Höhe Plattformen auf, so
dass sie dort auf unbestimmte Zeit ausharren können. Die besetzten
Pappeln stehen direkt auf der geplanten Bautrasse im Gebiet der
ökologisch besonders wertvollen Lacomaer Teiche im
Landschaftsschutzgebiet Peitzer Teichlandschaft. Der Energiekonzern
Vattenfall will dort Braunkohle abbaggern, um das nahe gelegene
Kraftwerk Jänschwalde mit Brennstoff zu versorgen. Das Landesumweltamt
von Brandenburg hatte in dieser Woche Vattenfall grünes Licht gegeben,
sofort mit Baumfällarbeiten und dem Bau von Entwässerungsanlagen in
dem Landschaftsschutzgebiet “Peitzer Teichlandschaft mit Hammergraben”
zu beginnen. ROBIN WOOD fordert Vattenfall auf, die Braunkohlebagger in
ausreichendem Abstand zum Hammergraben zu stoppen und die unersetzliche
Teichlandschaft zu erhalten.
Vattenfall bekam jetzt die Genehmigung, Entwässerungsanlagen im
Landschaftsschutzgebiet zu errichten und in Betrieb zu nehmen, obwohl
sich das Land Brandenburg 2003 nach langem Zögern endlich entschieden
hatte, die im Landschaftsschutzgebiet “Peitzer Teichlandschaft”
gelegenen Lacomaer Teiche als €päisches Fauna-Flora-Habitat-Gebiet
(FFH) der EU zu melden. Dadurch sollte der Lebensraum und die dort
vorkommenden Tiere und Pflanzen geschützt werden. In der
Teichlandschaft und dem nahe gelegenen Hammergraben leben 170 bedrohte
Tier- und Pflanzenarten, darunter die streng geschützte Rotbauchunke
und der Eremitenkäfer. Ob das FFH-Gebiet überhaupt jemals
abgebaggert werden darf, wird in einem wasserrechtlichen
Planfeststellungsverfahren entschieden. Mit dem Bescheid ist nicht vor
Ende des Jahres zu rechnen.
Vattenfall hatte im Juni dieses Jahres beim Landesumweltamt eine
“Befreiung von Verboten” des Bundesnaturschutzgesetzes, des
Landschaftsschutzgesetzes und von artenschutzrechtlichen Vorschriften
beantragt. Zur Begründung für diese Aushebelung des
Naturschutzrechts führte Vattenfall “ein überwiegend öffentliches
Interesse” an und entwarf ein Negativ-Szenario von steigenden
Strompreisen, dem Abbau von Arbeitsplätzen und dem wirtschaftlichen
Niedergang des Landes, falls der Antrag nicht genehmigt würde.
AuDFerdem seien die finanziellen Verluste, die Vattenfall durch einen
möglichen Stopp der Braunkohlebagger entstünden, nicht hinzunehmen.
Letzterer Auffassung hat sich das Landesumweltamt angeschlossen. Demnach
darf Vattenfall nun sofort mit der Zerstörung des
Landschaftsschutzgebietes beginnen — obwohl noch nicht feststeht, ob die
Bagger jemals in das Teichgebiet vordringen dürfen.
“Das Landesumweltamt übt sich in vorauseilendem Gehorsam und setzt
Verbote einfach außer kraft”, sagt Bettina Dannheim, Energiereferentin
bei ROBIN WOOD. “Das Naturschutzrecht wird zur Seite gefegt, sobald ein
großer Konzern kommt und seine wirtschaftlichen Interessen geltend
macht.”
Unter den Lacomaer Teichen liegen etwa 50 Millionen Tonnen Rohbraunkohle
— Brennstoff, den Vattenfall in dem nahe gelegenen Kraftwerk
Jänschwalde verstromen möchte. Jänschwalde gehört nachweislich
zu den dreckigsten Kraftwerken in Europa. Mit 1.200 Gramm Kohlendioxid
pro Kilowattstunde stößt es dreimal so viel Kohlendioxid aus wie ein
modernes Gaskraftwerk und siebzigmal so viel wie eine Windkraftanlage.
ROBIN WOOD fordert Vattenfall auf, Braunkohle — den Klimakiller Nr. 1
unter den Energieträgern — durch Gas und erneuerbare Energien zu
ersetzen.