Same Shit Different Year! Jedes Jahr aufs neue kommt es bei dem Hussitenfest in Bernau (bei Berlin) zu Übergriffen von Nazis und anderen Chauvinisten auf Frauen, Menschen migrantischer Herkunft und Alternative. Im Zuge einer Plakataktion der Autonomen Jugendantifa Bernau [AJAB] wurde dieses Jahr auf diese mittelalterlichen Zustände hingewiesen. In diesem Nachtrag lassen wir die Geschehnisse des Jahres 2005 nocheinmal Revue passieren.
Antifaschistischer Nachtrag zum Hussitenfest in Bernau
In der Woche vor dem alljährlich stattfindenden Hussitenfest wurden in Bernau Plakate geklebt, die auf die Präsenz von rassistischen und sexististischen Schlägern hinweisen sollten. (check: Inymedia) Gedacht waren sie als Warnung für potentielle Opfer rassistisch und sexistisch motivierter Gewalttäter und als Input für all diejenigen, die sich ein wenig kritisches Bewusstsein bewahrt haben. Mit der Plakataktion sollte demnach Schadensbegrenzung betrieben und gleichzeitig das tolerante und weltoffene Image der Stadt hinterfragt werden. Diese duldet seit Jahren ein Szenario, indem Pöbeleien und Prügeleien vor allem rechter Gruppen fester Bestandteil des wohl wichtigsten Event für den Standort Bernau sind. Unbestätigten Berichten zufolge wurden die Plakate eigens von der Stadt entfernt, sodass zum Beginn des Hussitenfestes kaum noch welche zu sehen waren. Den Organisatoren und Verantwortlichen in der Stadt muss unterstellt werden, dass sie die Bedrohung auch in diesem Jahr – trotz visueller Hinweise und einem Bericht über rechte Übergriffe auf dem Hussitenfest der Autonomen Jugendantifa Bernau [AJAB]– unterschätzt und sich damit mitverantwortlich gemacht haben. Ignoriert wurde das braune Treiben einmal mehr auch von der Märkischen Oderzeitung (MOZ), die in ihrem Bericht über das Hussitenfest mit keiner Silbe die Vorfälle erwähnt, die in ihrer Offensichtlichkeit nicht nur autonomen Antifas aufgefallen sein können.
Dazu der Sprecher der Autonomen Jugendantifa Bernau [AJAB]: „Vor allem in der Präsenz von Neonazis stellte das diesjährige Hussitenfest einen traurigen Höhepunkt dar. Auffällig war, dass nicht nur auf der Kirmes und im Bierzelt, sondern auch auf dem mittelalterlichen Festgelände zahlreiche Kleingruppen lokaler und aus Berlin angereister Neonazis anzutreffen waren.“ Besonders am Freitag herrschte eine unheimliche Atmosphäre. Am Abend sammelten sich vierzig Neonazis, teilweise im klassischen Outfit mit Springerstiefeln und Bomberjacke, am Pulverturm nahe des Bernauer Stadtparks und skandierten „Sieg Heil“ und „Nationaler Widerstand“. Polizeikräfte versuchten den Mob auseinander zutreiben. Dennoch gelang es einigen immer wieder sich in Kleingruppen zusammenzufinden und durch die Straßen zu ziehen. Dabei kam es mehrfach zu verbalen, aber auch körperlichen Attacken auf nicht — rechte Besucher des Hussitenfestes: Vor einem Bierstand griffen Neonazis einen Jugendlichen an. Ebenfalls auf dem Festgelände schlugen sie einen Mann zusammen, der schwer verletzt von einem Krankenwagen abtransportiert werden musste. In der Nähe des Bernauer Bahnhofs pöbelten Neonazis einen Punk an und zeigten den Hitlergruß. Angeblich sollen zwanzig Neonazis in Gewahrsam genommen worden sein.
Erschreckenderweise gab es jedoch keinen nennenswerten Protest von den Besuchern des Hussitenfestes. Wenn jedoch eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit, wie sie mit der Plakataktion bewirkt werden sollte, sabotiert wird, erscheinnen das antifaschistische Vakuum und die damit einhergehenden rechten Aggressionen beinahe konsequent. Darüber hinaus liegt die Vermutung nahe, dass die Masse der Besucher den Vorfällen auf dem Hussitenfest ohnehin keine Aufmerksamkeit schenkt. Dies bringt der Sprecher der AJAB schließlich auf den Punkt: „Wer schweigt, stimmt zu!“
Pressemitteilung der Autonomen Jugendantifa Bernau [AJAB]
21. Juni 2005
Kontakt: ajabernau@yahoo.de