BERNAU (MOZ, 26.8.02) Versucht und gewonnen. Nein, die Rede ist nicht vom Sieger der 1. Bernauer Skateboard Jam. Es geht um die Veranstaltung selbst. Die Stadt Bernau und der Jugendtreff Dosto hatte den Versuch gewagt, einen echten Trendwettbewerb an den Rand von Berlin zu holen und landeten damit einen Volltreffer.
“Wo wollen denn die Jungs alle mit diesen Rollbrettern hin?” Gerda Schnell aus Karow staunte am Sonnabendmittag nicht schlecht. Mit ihrem Mann war die Rentnerin nach Bernau gekommen, um im Schatten der Stadtmauer Spazieren zu gehen. Als sie erfuhren, dass mit den “Boards” kleine Kunststücke vorgeführt werden, folgte das Paar dem
Strom der jungen Leute zum Skatepark in der Ladeburger Chaussee.
“Ich dachte, das wären so Rüpel, die einem über die Beine fahren”, erzählt Ehemann Karl, “aber das ist ja ein ganz friedliches, buntes Treiben.” Wenn die beiden Alten nach einer kurzen Weile doch wieder gen Innenstadt zogen, lag das an der prallen Sonne und der lauten Musik. “Das vertragen wir nicht mehr so”, lachte Frau Schnell.
Die bis zu 200 jungen Leuten aus dem ganzen Barnim und Berlin fühlten sich bei den Klängen richtig wohl. Rund 60 Jungen von 9 bis 30 Jahren hatten für den Wettbewerbsmarathon über drei Disziplinen gemeldet. In drei Altersklassen zeigten sie beim “Streetstyle”, auf der “Miniramp” (Jahnturnhalle) und schließlich beim “Pure Streetstyle” vor der Stadthalle ihre Künste. Dort fuhren die Besten sogar über ein altes Auto.
Begeistert war der neunjährige Jeffrey Barz von der 3. Grundschule Bernau bei der Sache. In jeder Wettbewerbspause kurvte der Junge geschickt über die Bahnen. “Das macht total Spaß”, sagte Jeffrey und kümmerte sich nicht um die Schrammen am Auge. “Da bin ich vor zwei Tagen beim Üben gestürzt”, erzählt er, “macht aber nichts!”
Vater Gerd Barz freute sich über das Hobby des Sohnes. “Er war beim Judo und Handball, aber das hier ist seine Welt.” Vor allem aber gefällt dem Vater der Umgang der Skater untereinander. “Kein Streit, kein Ärger, da werden schon mal die Bretter ausgetauscht, wird den Kleinen geholfen”, erzählt er.
Diese prima Atmosphäre begleitete die ganze Veranstaltung. Gut organisiert und vom Bernauer Skater-Ass Nico Grunze dirigiert, zog der Tross von Station zu Station. Immer wieder kamen Schaulustige auf ihre Kosten. Grunze versuchte sie bei der Moderation auch mit den abenteuerlich klingenden Namen der Tricks wie “Backside Lipslide” bekannt zu machen.
Christian Rothenhagen aus Berlin, einer der vier Jury-Mitglieder, machte Bernau ein Kompliment. “Wir wollten mal sehen, ob so etwas außerhalb von Berlin geht? Es geht super. Das muss eine Tradition werden”, sagte der 30-Jährige, der seit 16 Jahren auf dem Board steht.
Neben dem Sport begeisterte alle das “Oxo 86”-Konzert. Für die Party in der “Quila Bar” war mancher dann aber zu müde.
Veranstalter und Sponsoren haben mit der Skater Jam jedenfalls den Nerv der Jugend getroffen.