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Besen gegen “braunen Dreck”

(MAZ, Fred Has­sel­mann) BELZIG — Kopf­schüt­teln, Unver­ständ­nis, wütende Proteste, ver­hal­tene Neugier,
skep­tis­che Blicke, blankes Entset­zen, aber auch Gle­ichgültigkeit und ein kurz­er, ver­schämter Ansatz zum Hit­ler­gruß von einem Balkon im Klinken­grund: Gemis­cht waren die Gefüh­le der Belziger am Sam­stagvor­mit­tag beim Anblick des mit Fah­nen und Laut­sprecher­wa­gen aus­ges­tat­teten Demon­stra­tionszuges von 57 über­wiegend jugendlichen, rechts­gesin­nten Teil­nehmern. Vor allem aber die
Frak­tion der strik­ten Demon­stra­tions­geg­n­er war ent­lang der Wegstrecke hör- und sicht­bar. PDS-Mit­glieder und Sym­pa­thisan­ten, das Belziger Forum, Info-Café und Antifa-Jugend macht­en aus ihrer ablehnen­den Hal­tung gegen die
Ini­tia­toren und Ziele der Demo keinen Hehl. 

Entsprechend auch die Reak­tio­nen am Straßen­rand: “Armes Deutsch­land. Wo sind wir nur gelandet?” oder “Das sieht ja aus wie ein Wan­dertag von Hil­f­ss­chülern, zusam­men haben die nur einen IQ von 80”. Beson­ders beschäftigte aber die Frage, weshalb “solche Leute das genehmigt bekommen.”
“Ein Grund, den Aufzug zu ver­bi­eten, lag laut Gesetz nicht vor”, betonte Torsten Ringel, Sprech­er des Polizeis­chutzbere­ichs Bran­den­burg. Dessen Chef,
Burkhard Neu­mann, war per­sön­lich vor Ort, um nicht nur den Ein­satz zu leit­en, son­dern auch die Ein­hal­tung der stren­gen Aufla­gen zu kontrollieren. 

So wur­den die Teil­nehmer des Aufzuges bere­its auf dem Bahn­hof­s­gelände beziehungsweise auf dem Bahn­hofsvor­platz nach Waf­fen und anderen ver­bote­nen Gegen­stän­den und Sym­bol­en durchsucht. 

Neu­mann selb­st ver­an­lasste, dass mehrere Jugendliche ihre mil­itärische Kampf­bek­lei­dung — trotz Protest — ausziehen mussten. “Uni­for­men sind nicht erlaubt”, begrün­dete er die Anord­nung. Außer­dem wurde ein Kop­pel mit Hak­enkreuz sichergestellt. “Gegen den Besitzer wurde Anzeige wegen
Ver­wen­dens von Kennze­ichen ver­fas­sungswidriger Organ­i­sa­tio­nen erstat­tet”, betont Ringel. Die Polizei war bestens für eventuelle Zwischenfälle
gewapp­net. Unter den Ein­satzkräften war auch die 4. Hun­dertschaft der Bere­itschaft­spolizei aus Frankfurt/Oder. Auf jeden Demon­stri­eren­den kamen fast zwei Uniformierte. 

Ein gewiss­er Mario Gendt hat­te die Kundge­bung für die Preußis­che Aktions­front bei der Polizei angemeldet. Gegen die EU-Oster­weiterung wolle man marschieren und den “Zuwan­derungswahnsinn” stop­pen, ließen die
Ver­anstal­ter auf Aufk­le­bern mit­teilen. Auf die Frage, warum eine solche Aktion aus­gerech­net in Belzig stat­tfind­et, antwortete Gendt: “Hier ist ein gutes Pflaster.” Zuvor hat­te der junge Mann im sicheren Gefühl, unge­hört zu
sein, dazu aufge­fordert, “ein­fach mal Sieg Heil” ins Mikro­fon zu rufen. 

NPD-Lan­desvor­sitzen­der Mario Schulz, als Red­ner zum Abschluss der “Ver­samm­lung unter freiem Him­mel” extra aus der Prig­nitz in den Fläming gekom­men, lehnte jeden Kom­men­tar gegenüber der Presse ab. Er sei gegen deren
“Infor­ma­tion­s­monopol”, ließ er wis­sen. Seine kurze Rede auf dem Bahn­hofsvor­platz war für die meis­ten der knapp fünf Dutzend Teil­nehmer nicht nur inhaltlich, son­dern auch akustisch kaum zu verstehen. 

Immer wieder war es ent­lang der Wegstrecke zu ver­balen Auseinan­der­set­zun­gen zwis­chen Demon­stran­ten und Geg­n­ern gekom­men, doch die Polizei hat­te die Sit­u­a­tion jed­erzeit im Griff und ver­hin­derte eine direk­te Konfrontation.
Vorm Bahn­hof wurde einem rechts­gerichteten Jugendlichen ein Platzver­weis aus­ge­sprochen. Er hat­te wieder­holt provoziert. Demo-Geg­n­er hat­ten nach dem Auf­marsch sym­bol­isch mit Besen die Straßen vom “braunen Dreck”, wie sie sagten, gereinigt.

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