Andreas Fritsche Ursprünglich hatten die Hausbesetzer nicht erwartet, dass man sie fast eine Woche lang gewähren lässt. Dann ging es aber doch schneller als geglaubt. Am Dienstagmorgen räumte die Polizei die alte Wäscherei an der Hennigsdorfer Parkstraße. In der linken Szene kursierten gleich Gerüchte, dass vermummte Spezialeinsatzkräfte, Wasserwerfer und Räumpanzer aufkreuzen würden, was sich aber als Falschmeldung erwies.
Das schwere Gerät blieb in der Garage und auch von SEK-Beamten keine Spur. Neben grün eingekleideten Polizisten des Schutzbereiches Oberhavel waren auch Bereitschaftspolizisten im Einsatz, die schon mit den neuen dunkelblauen Uniformen ausgerüstet sind. Das Dunkelblau sei von den Besetzern wohl mit dem Schwarz der SEK-Leute verwechselt worden, vermutet Polizeisprecher Martin Werner. Die Räumung verlief nach Angaben beider Seiten friedlich. Die Polizei traf in dem verfallenen Gebäude 26 Personen im Alter von 12 bis 49 Jahren an.
Die Besetzer, unter ihnen hauptsächlich Schüler und Studenten, wollten ein Alternatives Jugendzentrum. Zunächst lief es besser als gedacht. Man räumte Müll weg, strich eine Wand weiß, schaffte Möbel heran. »Die Anwohner fanden das gut, eine hat uns sogar mal Suppe gekocht«, erzählte die Sprecherin der Besetzer. Schließlich habe das Gebäude zehn Jahre lang leer gestanden. Am Tag der Besetzung sei ein Polizist angeradelt gekommen, habe sich freundlich erkundigt, umgesehen und sei dann wieder gefahren. Erst als Nazis die Wäscherei angegriffen hatten, stand immer ein Polizeiauto in der Nähe. Die Besetzer fühlten sich von der Staatsmacht eher beschützt als bedroht.
Doch die Polizei zögerte nur, weil die Rechtsgrundlage für ein Eingreifen fehlte. Zwar hatte die Stadt, der das Grundstück gehört, schnell Anzeige erstattet. Doch der Eigentümer des Gebäudes – ein Privatmann aus Nordrhein-Westfalen – rührte sich nicht. Er machte ahnungslos Urlaub und stellte erst Strafantrag, als die Kommune ihn informierte. Jetzt mussten die Besetzer enttäuscht abziehen.
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