(BM, Jeanette Bederke) Frankfurt (Oder) — Der Bundesgrenzschutz an Oder und Neiße muss sich ab dem
1. Mai auf ein größeres Arbeitspensum einstellen. Mit dem EU-Beitritt Polens zieht sich der Zoll von der Grenze zurück. “Da der Zoll auch für die Überwachung der grünen Grenze mit zuständig war, fehlt künftig die Hälfte
der Streifen”, erläutert Knut Paul, Chef des Bundesgrenzschutzverbandes der BGS-Gewerkschaft.
Doch nicht nur das: Ab Mai, weiß Paul, werden auch 35 Prozent der polnischen Grenzschützer von Oder und Neiße abgezogen und an die neue EU-Außengrenze im
Osten Polens verlagert. Das Problem für die 1700 Brandenburger BGS-Bediensteten sind nicht die normalen Personenkontrollen an den Übergängen, die noch Jahre bestehen bleiben. Der oberste BGS-Gewerkschafter
sieht das Hauptaugenmerk der Grenzüberwachung in der Bekämpfung der illegalen Einwanderung, des Menschenschmuggels und anderer Kriminalitäts-Formen.
Zwar geht die Zahl der aufgegriffenen Flüchtlinge an der Brandenburger Grenze zu Polen seit Jahren zurück, wurden im vergangenen Jahr nur 1132 Ausländer ohne gültige Einreisepapiere gestellt. Festgenommen wurden zudem
180 deutsche und polnische Menschenschleuser. Doch durch den Abzug von Grenzkräften entstehen Lücken in der Überwachung, die der BGS nun durch Personal-Umschichtungen schließen muss. “So lange Polen noch nicht dem
Schengener Abkommen beigetreten ist, um seine Ostgrenze nach €päischem Standard zu sichern, bleibt an Oder und Neiße ein Risiko”, meint Paul.
Das Schengener Abkommen regelt den Wegfall der Kontrollen an den Grenzen innerhalb der Europäischen Union sowie eine gemeinsame Sicherheits- und Asylpolitik. In einem einheitlichen Fahndungscomputer sind Millionen Daten
gesuchter Personen — Verdächtige, Zeugen oder Vermisste — sowie Sachen, beispielsweise gefälschte Dokumente gespeichert. Die Abfrage erfolgt anhand der Pässe der Reisenden in Sekundenschnelle bei der Grenzkontrolle. Und da
muss das östliche Nachbarland an der neuen, dreimal längeren EU-Außengrenze noch ordentlich aufrüsten.
2006 dürften laut Paul alle EU-Mitgliedstaaten an das modernisierte Digital-Netz angeschlossen sein, ein weiteres Jahr dauert seinen Angaben nach die Dateneinspeisung. Bis dahin, so ist der BGS-Gewerkschafter überzeugt, wird auch Polen die Schengen-Sicherheitsstandards erfüllen, und
die Schlagbäume könnten auch an Oder und Neiße endgültig fallen.
Und spätestens dann steht eine umfangreiche Umorganisation beim BGS an. Denn bis zu 75 Prozent des Personals sind bis dato für die Personen-Kontrollen an den Übergängen eingesetzt. “Wir brauchen zeitnahe Konzepte über neue
Aufgaben, damit unsere Bediensteten über ihre Zukunftsaussichten informiert werden”, erklärt der Chef des Bundesgrenzschutzverbandes, der schon seit längerem für eine Umwandlung des BGS in eine echte Bundespolizei wirbt.