(H. Kramer) Der Fall klang nach einer Schlägerei mit einem rechtsradikalen Hintergrund: Eine 22-Jährige betritt mit einigen Freunden ein linksalternatives Café und wird dort wegen einer Kette mit einem Eisernen Kreuz des Ladens verwiesen. Der Barmann begründet den Rausschmiss damit, dass auf ihrem Schmuckstück ein Hakenkreuz geprangt habe. Wenig später geht der 19-Jährige selbst nach Hause, trifft auf die junge Frau und einen ihrer Freunde, gerät mit ihnen erneut in Streit und kassiert Faustschläge. Am Ende wird ihm eine Bierflasche auf dem Kopf zerschlagen, er erleidet eine Gehirnerschütterung. Nach Ansicht des Amtsgerichts hat es sich am späten Abend des 16. Dezembers vergangenen Jahres ungefähr so in Potsdams Innenstadt abgespielt – doch ein politisches Motiv ließ sich daraus nicht ableiten.
Dies lag unter anderem am Auftreten der Angeklagten Laura S., die sich mit teilweise abrasierten Haaren und schwarzer Kleidung augenscheinlich als Anhänger der als unpolitisch geltenden Gruftie- Szene zu erkennen gab. Während der Verhandlung räumte sie den Schlag mit der Flasche ein – bestritt allerdings vehement die Vorgeschichte sowie ihre mögliche rechtsextreme Gesinnung. „An meinem Schmuck-Kreuz war kein Hakenkreuz“, betonte sie mehrfach, ohne es beweisen zu können. Den Anhänger hatte sie nach dem Angriff weggeworfen.
Es war nicht das einzige Detail, das während der zweistündigen Verhandlung unklar blieb. Der Streit hatte sich im bekannten Szene-Café „Olga“ in der Charlottenstraße entzündet – darin waren sich alle Beteiligten einig. Danach sagte Laura S. aus, sie und ihr Bekannter Ronny C. seien zum Platz der Einheit gelaufen. Bald darauf hätten sie fünf Leute aus der „Olga“ bemerkt, die sie verfolgten, „wahrscheinlich, weil ich nicht so nett über die Antifa geredet habe“. Einer der Verfolger hätte Ronny gepackt. Sie habe daraufhin ihre Flasche auf den Angreifer „geschlagen“, danach sei sie sofort geflüchtet, bis sie später von der Polizei aufgegriffen worden sei. „Ich hatte wahnsinnig Angst“, so die Angeklagte, die sich während des Prozesses mehrfach bei ihrem Opfer entschuldigte.
Ob sich Laura S. zu jenem Zeitpunkt bedroht fühlen musste, ließ sich gestern nach Ansicht des zuständigen Staatsanwalts nicht mehr klären – eine Folge der widersprüchlichen Aussagen eines Zeugen aus dem Café Olga. Unstrittig blieb allerdings die Tat an sich: Laura S. wurde wegen gefährlicher Körperverletzung zu sieben Monaten auf Bewährung verurteilt, dazu kommen 100 Stunden soziale Arbeit. Ihr bekannter Ronny C. hatte bereits vergangene Woche eine Strafe für seine Faustschläge erhalten.