Kategorien
(Anti-)Rassismus Wohnen & Stadt

Biesenthal: 300 Menschen spazieren gegen Rassismus

Unter dem Mot­to „Biesen­thal bleibt bunt! Für ein kreatives und fre­undlich­es Miteinan­der in Biesen­thal und über­all“ gin­gen heute über 300 Erwach­sene und Kinder, ältere und jün­gere, „neue“ und „alte“ Biesenthaler*innen mit vie­len bun­ten Luft­bal­lons auf die Straße und set­zten ein deut­lich­es Zeichen gegen Ras­sis­mus in der 5000-Einwohner*innen-Stadt.

Am 1.10. war ein Schwarz­er Biesen­thaler am Mark­t­platz ras­sis­tisch belei­digt und mit ein­er Flasche ange­grif­f­en wor­den. Der Spazier­gang war die Reak­tion eines bre­it­en Bünd­niss­es darauf. Dem Aufruf hat­ten sich 36 lokale Organ­i­sa­tio­nen, Vere­ine, Parteien und Unternehmen angeschlossen, darunter der SV Biesen­thal, die Grund­schule am Pfef­fer­berg, der Schorn­ste­in­feger, der „Gasthof Zur alten Eiche“ sowie der Bürg­er­meis­ter Carsten Bruch.

Es kommt in Biesen­thal immer wieder zu ras­sis­tis­chen Über­grif­f­en in Form von Belei­di­gun­gen und Bedro­hun­gen.“ erk­lärte Svea Sobot­ka, eine der Organ­isatorin­nen des Spazier­gangs. „Wir wollen zeigen, dass Opfer ras­sis­tis­ch­er Gewalt in Biesen­thal nicht alle­in­ste­hen und dass uns ras­sis­tis­che Über­griffe in unser­er Nach­barschaft nicht egal sind.“

An der Bushal­testelle vor der Grund­schule find­et die Auf­tak­tkundge­bung statt. An dieser Stelle waren schon mehrere Male Schwarze Biesen­thaler ras­sis­tisch belei­digt wor­den, ein­mal gab es einen Angriff. Jen­ny Schwen­der, eine der Organisator*innen, sagt am Mikro: »Ich wün­sche mir, dass hier kein­er seinen Frust an anderen Men­schen aus­lässt« Wer Vorurteile gegen egal welche Men­schen habe, solle diese lieber ein­mal fre­undlich ansprechen, mit ihnen reden, statt sie zu beschimpfen. „Vielle­icht ent­deck­en Sie ja Gemein­samkeit­en“, meint Schwen­der. „Vielle­icht begeis­tern Sie sich für den sel­ben Fußbal­lvere­in, vielle­icht fre­un­den sich Ihre Kinder an und spie­len miteinander.“

Omer Abdalaz­iz sagt in seinem Rede­beitrag: »Wir erfahren Ras­sis­mus in vie­len Bere­ichen: auf der Straße, im Super­markt, im Zug. Kein Men­sch hat es ver­di­ent, wegen seines Ausse­hens, sein­er Herkun­ft oder sein­er Haut­farbe belei­digt zu wer­den“, sagt er mit dem Applaus der Zuhörer*innen. »Ras­sis­ten schämt Euch! Ihr seid eine Schande für die Deutschen, die gut mit uns zusam­men­leben.«, sagt er an die Täter*innen gerichtet. An die Teil­nehmenden: „Es reicht nicht, kein Ras­sist zu sein, wir müssen mehr Anti-Rassist*innen wer­den. Lei­der ist Ras­sis­mus in die DNA dieses Lan­des eingeschrieben, auch wenn ihr das wahrschein­lich nicht gern hört.“

Die Route des Spazier­gangs führt durch die Stadt mit Zwis­chen­stopps am Markt und am Denkmal, wo es eben­falls zu Über­grif­f­en oder Belei­di­gun­gen gekom­men ist. Der Biesen­thaler Daniel Kubi­ak erzählt bei einem der Stopps: „Mein 5jähriger Sohn, der hier in Biesen­thal zur Kita geht, sagt dass er froh ist, weiß zu sein und nicht wegen sein­er Haut­farbe belei­digt und ange­grif­f­en zu wer­den. Wenn das schon einen 5jährigen beschäftigt, kön­nen wir das nicht weit­er geschehen lassen.“ Fiona von der Ini­tia­tive „Barn­im für alle“ meint in ihrem Rede­beitrag auf Englisch sin­ngemäß: „Woher kommt das, dass immer zwis­chen „Deutschen“ und „Nicht-Deutschen“ unter­schieden wird? Warum muss es diese Bar­ri­eren im Kopf und zwis­chen den Men­schen geben? Die Mauer ist vor langem gefall­en, lasst uns auch die Mauern zwis­chen uns einreißen!“

Bei der Abschlusskundge­bung am Markt wird die trau­rige Geschichte des Brud­ers eines Neu-Biesen­thalers erzählt, der im August auf der Flucht von Soma­lia nach Europa im Mit­telmeer ertrunk­en ist, mit 15 Jahren, in Sichtweite der Küste. Einige Biesen­thaler waren bei der Beerdi­gung in Ital­ien, sein Biesen­thaler Brud­er durfte wegen sein­er Aus­bil­dungs­dul­dung Deutsch­land nicht ver­lassen, auch in einem solchen Fall sah die Aus­län­der­be­hörde keine Möglichkeit ein­er Aus­nahme. Dem Ertrunk­e­nen wurde mit ein­er Schweigeminute gedacht.

Nach weit­eren Rede­beiträ­gen gibt es einen Ausklang mit Suppe des lokalen Cater­ing-Kollek­tivs „Wukan­ti­na“ und Musik. Dass viele Biesenthaler*innen keinen Ras­sis­mus in ihrer Stadt wollen, haben sie heute ein­drück­lich gezeigt.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Inforiot