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Bis aufs Blut

Es ist nicht möglich in Prem­nitz an ein­er größeren öffentlichen Ver­anstal­tung teilzunehmen ohne von den Ange­höri­gen des örtlichen oder aus den Nach­bar­re­gio­nen zu gereis­ten (neo)nazistischen Milieus ange­grif­f­en zu wer­den, so die Per­spek­tive von Jugendlichen die ihre Indi­vid­u­al­ität durch ihr unangepasstes, buntes Out­fit und ihre Lebensweise zum Aus­druck bringen.

Auch S. gehört zu diesen Jugendlichen, die sich selb­st als Punks beze­ich­nen. Bere­its mehrfach war er schon zum Ziel von Angrif­f­en des örtlichen (neo)nazistischen Kam­er­ad­schaftsm­i­lieus gewor­den. Mal wur­den Aufk­le­ber mit seinem Kon­ter­fei in Prem­nitz verklebt, auf dem sich über seine Hör­be­hin­derung lustig gemacht wurde, mal wurde er hand­fest von Mit­gliedern der so genan­nten “Freien Kräfte West­havel­land” angegriffen. 

Am gestri­gen Abend war es wieder soweit. S. hielt sich mit seinen Punker­fre­un­den auf dem Gelände des Prem­nitzer Jugend­clubs auf, wo dort im Rah­men des so genan­nten “Dachs­bergfestes” mehrere Bands mit Tex­treper­toire aus dem Punk und Inde­pen­dent­bere­ich auftraten.

Plöt­zlich tauchte vom benach­barten Aus­tra­gung­sort des eigentlichen Festes eine Gruppe (Neo)nazis auf und suchte zunächst die ver­bale dann aber als­bald die hand­feste Auseinan­der­set­zung mit den Punks. S. war gle­ich das erste Ziel des bru­tal­en Angriffs. Ihm wur­den von dem ein­schlägig vorbe­straften (Neo)nazi D. die Nase gebrochen, so dass sich S. blutüber­strömt in ärztliche Behand­lung geben musste.

Weit­ere Punks und andere anwe­sende Jugendliche wur­den eben­falls, zum Teil mit Schlagge­gen­stän­den, attack­iert, blieben aber ohne erhe­bliche Verletzungen.

Nach der Attacke erschienen die eben­falls auf dem Fest­gelände anwe­senden Polizeibeamten und nah­men zumin­d­est D. in Gewahrsam.

D. war erst vor weni­gen Wochen aus der Strafhaft ent­lassen, die er inklu­sive sein­er Unter­suchung­shaft seit dem 20. Okto­ber 2006 abbüste. D. hat­te in sein­er Heimat­stadt Rathenow mehrere Jugendliche wegen ihrer Haut­farbe und ihrer poli­tis­chen Gesin­nung tätlich ange­grif­f­en und war vom Amts­gericht zu ein­er mehrmonati­gen Haft­strafe verurteilt worden. 

Bemerkenswert war auch ein­mal mehr die Hal­tung einiger Prem­nitzer Bürg­er, die den Opfern der (Neo)naziattacken zuriefen, das “provozieren” (!) zu unter­lassen, anstatt ihnen zu helfen.
Nicht “provozieren” heißt in Prem­nitz näm­lich: nichts sehen, nichts hören, nichts sagen, mit dem Strom mitschwim­men und der grauen Masse in den grauen All­t­ag folgen.
Punk hat in der Prem­nitzer Volks­ge­mein­schaft keinen Platz — bunt ist pro­vokant und somit mit grau nicht kompatibel.

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