Strausberg — Die Mauer in den Köpfen der Ost- und Westdeutschen sei längst gefallen, sind sich Lothar de Maizière und Wolfgang Schäuble (beide CDU) einig. Die beiden Gestalter der deutschen Vereinigung diskutierten unter anderem diese Frage mit Schülerinnen und Schüler des Strausberger Theodor-Fontane-Gymnasiums, des Oberstufenzentrums Märkisch-Oderland und der Lise-Meitner-Gesamtschule in der Bundeswehrakademie für Information und Kommunikation. Auch ehemalige Botschafter und der Staatssekretär Werner E. Ablaß sowie General a. D. Hans-Peter von Kirchbach traten gestern auf.
Lothar de Maizière, der letzte und einzige frei gewählte Ministerpräsident der DDR, wie er gern betont, zitiert seinen alten Freund Richard Schröder, einst SPD-Abgeordneter der Volkskammer und heute Professor in Halle mit der Antwort auf die Frage, ob er seine Studenten noch nach Ost- und Westdeutschen unterscheiden könne: “Vor fünf Jahren noch auf alle Fälle, heute kann ich nur noch zwischen Blöden und nicht so Blöden unterscheiden.” Das habe sein Freund natürlich nicht ganz ernst gemeint im breitesten Sächsisch dargelegt. Wie auch der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble verneint de Maizière die Frage, ob 15 Jahre nach Herstellung der staatlichen Einheit noch eine Mauer im Kopf Ostdeutsche von Westdeutschen trenne.
Die beiden Baumeister der deutschen Einheit stellten sich 15 Jahre nach deren politischer Vollendung im großen Saal der Akademie der Bundeswehr für Information und Kommunikation den Fragen des Moderators Dieter Herrmann von der Deutschen Welle und der Schüler und Lehrer von Theodor-Fontane-Gymnasium, Oberstufenzentrum Märkisch-Oderland und Lise-Meitner-Gesamtschule. Zuhörer machten diese Mauer an unterschiedlichen Einkommensverhältnissen fest und forderten von der Politik, die Unterschiede aufzuheben. Schäuble wie de Maizière beriefen sich auf das Argument der maroden DDR-Wirtschaft und des immer noch messbaren Produktivitätsunterschieds zwischen Ost und West. Das ließen aber weder die OSZ-Lehrerin Monika Eder (aus Bayern) noch Gymnasiast Ralf Hoberg gelten: Dann müsste eben in qualifizierte Arbeitsplätze investiert werden, forderten sie unter dem Beifall vieler.
In einer zweiten Veranstaltung des vor Jahren von Staatssekretär a. D. Werner E. Ablaß initiierten Tages der deutschen Einheit für Strausberger Schulen an der AIK diskutierten die früheren Botschafter der Niederlande Jan van der Tas, Polens Andrzej Krzeczunowicz und der DDR Bernhard Neugebauer (bei der UNO) mit Ablaß den außenpolitischen Weg zur deutschen Einheit. Der Tag, an dem die DDR-Flagge vorm Uno-Gebäude eingeholt und das Namensschild abmontiert wurde, wie Neugebauer erinnerte, sah van der Tas und Krzeczunowicz vor dem Fernseher. “Die Vereinigung Deutschlands war auch eine Sternstunde meiner Laufbahn”, bekannte der Niederländer. “Sie hat uns ein Fenster nach dem Westen geöffnet”, sagte der Pole.
Am Abend hielt der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr Hans-Peter von Kirchbach den Festvortrag 50 Jahre Bundeswehr — 15 Jahre Armee der Einheit ebenfalls vor Schülern.