Mit einem wahnsinnig theatralischen Sound beginnt der Track „Europa fällt“ des rechten Rappers „Bloody 32“. Und gleich die erste Zeile hat es in sich:
„Herzlich willkommen in der Demokratie. Wo du weggesperrt wirst, wenn du anders denkst als sie.“
Bebildert ist das Video mit martialischen Bildern der Gelbwesten-Protesten aus Paris, diskriminierenden Bildern von Migrant*innen, Aufnahmen aus dem Bundestag von Angela Merkel, Heiko Maas und Claudia Roth und mit Bildern von demokratischen Gegenprotesten. Der Track bebildert und vertont den Wunsch des so sehr herbeigesehnten Bürgeraufstands vieler in der rechten Blase. Kaum eine Musikrichtung lässt sich so gut für politische Propaganda nutzen wie Rap. Doch das Genre ist unter den extremen Rechten umstritten: Ist die Musik, die ihren Ursprung in afroamerikanischen Communities in New York und im Anprangern von Rassismus hat, nicht viel zu „undeutsch“ für die eigenen Ziele? Und dennoch wird das rassistische Video momentan zahlreich von rechten Accounts auf Facebook geteilt. Oft mit Kommentaren in der Art: “Ich stehe ja eigentlich nicht auf Hip Hop, aber der Typ gefällt mir”.
Europa fällt mit jedem Tag, der vergeht. Es gibt nichts was uns hält. Irgendwann ist es zu spät. Egal wie sie uns nennen, ich lass mich nicht verbiegen. Für die Werte, die uns prägten und die Heimat, die wir lieben. Und wir kämpfen für die Freiheit einer ganzen Nation, stürzen die Tyrannen heute von ihrem Thron.“ („Europa fällt“, 2018)
Durchzogen mit Verschwörungs-Phantasien
Gemalt wird in diesem Song das Bild eines Aufstandes gegen ein angebliches „Unrechts-Regime“. Die Notwendigkeit wird dann auch sogleich mit der Verschwörungserzählung um den „großen Bevölkerungsaustausch“ erklärt, wonach die Regierung oder andere böse Kräfte (nicht selten Juden und Jüdinnen) den geheimen Plan verfolgten, die deutsche Bevölkerung mit angeblich leichter zu regierenden Migrant*innen auszutauschen:
Sie sagen, sie schaffen uns nicht ab, doch diese Tatsache ist Fakt, besiegelt durch die Unterschrift auf dem Migrationspakt.“
Auch in älteren Songs des Mittzwanzigers dienen immer wieder beliebte Verschwörungstheorien zur Erklärung des rechtsextremen Weltbildes des Rappers, wie in dem Song „Staatsfeind“ von 2016. Dort heißt es:
Dass mit Demokratie, das ist alles nur Schein, denn sie wird kontrolliert, eure gewählte Partei. Jede Nachricht im Fernsehen ist in Deutschland zensiert, alles nur damit der dumme Steuerzahler nicht kapiert.“
Martialischer, patriotischer Hooligan-Rap
„Bloody32“ kommt ursprünglich aus der Fußball-Fanszene und ist bekennender Fan von Energie Cottbus. Die „32“ in seinem Künstlernamen beziehen sich auf die entsprechenden Buchstaben im Alphabet, also auf die CB, die Abkürzung für Cottbus. Zahlreiche seiner älteren Tracks drehen sich um die Hooliganszene von Energie. In diesen Musikvideos treten mit Sturmmasken vermummte Personen auf, außerdem kommen Unmengen an Pyrotechnik zum Einsatz. In seinem Song „Problemfans“ heißt es beispielsweise: „Reiß die Fahne in den Himmel, lass die Fackeln brennen. Für den Verein, für die Heimat und für die Gang.“ Auch in seinen früheren Liedern wird recht schnell klar, dass er hier keine unpolitischen Fußball-Lieder rappt, die lediglich die Hooligan-Szene besingen würden. Auch hier geht es bereits um patriotische und männliche Hooligan-Gesänge – also um die Glorifizierung von Gewalt und einem ‘Wir gegen die Polizei und die Staatsmacht’.
Generell ist die rechtsextreme Szene in Cottbus ziemlich gewaltbereit und auch gewalterfahren, was nicht zuletzt an der Fanszene um den FC Energie Cottbus liegt. Allerdings sind die rechtsextremen Hooligan-Gruppen nicht die einzigen Katalysatoren rassistischer Gewalt rund um Cottbus. Auch die rassistische Gruppierung „Zukunft Heimat“ ist ein wichtiger Akteure in der Region und bringt immer wieder Rassismus in Demonstrationsform auf die Straße. Auch der Rapper soll sich in den vergangenen Jahren an den Demonstrationen des Bündnisses beteiligt haben.
Ist „Bloody 32“ nur asylkritisch? Nein!
Doch rechtsextrem sei „Bloody 32“ nicht, urteilte das Innenministerium Brandenburg noch Anfang 2018 in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen: „Einige Texte des Rappers beschäftigen sich zwar mit der Flüchtlingspolitik und sind als asylkritisch zu werten. Rassistische, volksverhetzende oder gewaltverherrlichende Inhalte wurden bisher jedoch nicht bekannt.“
Vielleicht sollte sich das Innenministerium noch mal genauer mit den neueren Songs des Cottbussers auseinandersetzten. Auf dem Track „Widerstand“ gibt es beispielsweise Passagen, die stark nach NS-Geschichtsrevisionismus klingen:
Seit über 70 Jahren laufen wir bereits geduckt. […] Warum soll ich Unrecht dulden weil vor über 70 Jahren schlimme Dinge geschahen auf Grund unserer Vorfahren. Ich bin nicht dafür verantwortlich und muss nichts akzeptieren, deswegen gibt es für mich keinen Grund all das zu tolerieren. “ („Widerstand“, 2018)
Zu den prominentesten Fans seines aktuellen rechtsextremen Hits zählen unter anderem der rechte Rapper Chris Ares, das deutschsprachige Vorzeige-Gesicht der sogenannten „Identitären Bewegung“ Martin Sellner, der IB-Aktivist und rechte Youtuber Alexander Kleine („Malenki“) und der rechte Youtuber Oliver Flesch.
Und jetzt nenn mich wieder Nazi, rechter Rapper und Rassist…,“ heißt es bei„Bloody 32“ in „Europa fällt“.
Ok, das machen wir gerne. Bleibt als letzte Frage nun noch, wieso iTunes und Spotify der rechtsextremen und rassistischen Musik von „Bloody 32“ eine Plattform bieten.
2 Antworten auf „„Bloody32“ liefert den Volksaufstands-Rap für die rechte Blase“
Ihr macht doch auch nur Meinungen. Besser gesagt ihr Manipuliert sie. Wo ist das bitte Rechte Musik?
Aber klar, man schreibt unzusammenhängende Textzeilen und dreht es rum wie es euch in den Kram passt. Kein Wunder das euch heute keiner mehr glaubt.
“Der Text ist ja so rechts” –>
—>Und nein es sind nicht alle gleich, jeder der sich integriert
Unsere Kultur und die Gesetze respektiert
Hat jede Möglichkeit für ein völlig neues Leben
Doch für den Rest kann es in Deutschland keine Zukunft geben<–
Ich geh davon aus das mein Beitrag eh nicht veröffentlich wird.
Naja. Dann wollen wir mal nicht so sein.
Veröffentlichen obwohl der Kommentar keinen inhaltlichen Mehrwert außer Müll hat. Aber wieso sollen sich nicht auch andere außer uns an den Kopf fassen dürfen angesichts solcher Zeilen?
Grüße, die Inforiot-Redaktion