So ziemlich jeder hier hat sie schon gesehen, die Männer in der
schwarzen Uniform mit der weißen Schrift. “Sicherheitsdienst Zarnikow”
ist im Westhavelland zum Inbegriff für eine ganze Branche geworden. Fast
genau zehn Jahre ist es her, dass René Zarnikow (39 Jahre) mit seiner
Firma begann.
Weil er als junger Mann zur Berufsfeuerwehr des Chemiefaserwerkes in
Premnitz wollte, hatte er pflichtgemäß den Weg in die Schutz- und
Sicherheitsorgane der DDR angetreten. Bei der Bereitschaftspolizei in
Potsdam-Eiche leistete er seinen Dienst, da ging es mit dem ganzen Land
auf einmal zu Ende. Der Polizist mit besonderer Ausbildung und Erfahrung
ging zurück in seinen erlernten Beruf: zur Technischen
Kontrollorganisation. “Das hat mir keinen Spaß gemacht”, erzählt René
Zarnikow. “Darum habe ich überlegt, was ich kann und wie ich es am
besten einsetzen könnte.” Im September 1994 meldete er dann sein Gewerbe
an und ging fürs Erste als Einzelkämpfer ans Werk. “Ich hatte ein paar
kleine Aufträge”, erinnert er sich: Sicherheitsdienst und Detektei. 1995
kaufte er das erste Auto, natürlich gebraucht. 1996 stellte er die
ersten beiden Männer ein.
Heute beschäftigt die Firma bis zu 28 fest angestellte Leute. Sie
bewachen Objekte, fahren Streife, versehen Wachdienst und sichern
Veranstaltungen ab. Wer ihn braucht, bekommt Personenschutz und einen
speziell ausgebildeten Sicherheitsfahrer. Nicht zuletzt hat der Chef
sechs Detektive, die in Supermärkten nach Ladendieben suchen — und
welche schnappen. Das zeigen die Dankschreiben.
Die Firma kann Observationen übernehmen, Hundeführer anbieten und
verfügt auch über Brandschutzfachleute. Wachdienst vom Wasser aus kam in
diesem Jahr dazu. Ein Boot ist gekauft und ausgerüstet. Wenn René
Zarnikow heute in so gut wie allen Bereichen seines Geschäfts mitreden
kann, hat er sich das in vielen Lehrgängen bei Fachfirmen und
ungezählten Stunden “Privatstudium” angeeignet. Er verfügt sogar über
die Berechtigung, mit der Waffe (also Pistole) zu arbeiten.
Die hat er auch gebraucht, als er 1999 zum Beispiel auf Hugo Chavez, den
damals designierten und heute umstrittenen Präsidenten von Venezuela,
bei einem Deutschlandbesuch aufgepasst hat. Gabriela Sabatini, die
Puhdys und Karat sind einige weitere Namen von Prominenten, die schon
auf seiner Kundenliste gestanden haben.
Die Arbeit in der Sicherheitsfirma hat aber mit dem Bodyguard, wie ihn
Hollywood zeigt, wenig gemein. “Der Job ist sehr anstrengend und
verantwortungsvoll”, sagt René Zarnikow. Bei den meisten seiner Leute
habe der Arbeitstag zehn bis zwölf Stunden. Nicht selten geht′s rund um
die Uhr und durch die Nacht. Für ihn als Chef bestehe die tägliche
Herausforderung vor allem darin, seine Leute richtig einzusetzen. Jeder
da, wofür er seine spezielle Ausbildung bekommen hat.
Bis 2001 regierte René Zarnikow seine Firma aus einem kleinen Büro von
zu Hause aus. Dann bekam er das Angebot, die Notruf- und Leitzentrale
des Werks zu übernehmen. Er zog um ins Industriegelände, zur
Grisutenstraße 5. Dahin, wo die Werksfeuerwehr saß. Der, der einst genau
dort arbeiten wollte, stellte nun die verbliebenen Feuerwehrleute bei
sich ein und hatte plötzlich über 50 Beschäftigte.
Doch die Werksfeuerwehr war nicht zu halten, weil niemand für die
Finanzierung aufkommen wollte. Geblieben sind der Firmensitz und die
Notrufzentrale mit 03386/ 24 36 00, wo rund um die Uhr jemand zu
erreichen ist. Zirka 250 Alarmaufschaltungen und andere Melder laufen
dort auf und werden ständig überwacht.