“Böhse Onkelz” begeistern Anhänger
(dpa, MAZ) KLETTWITZ Für immer Böhse” oder “gehasst, verdammt, vergöttert” steht auf den T‑Shirts der Fans. Auf dem Lausitzring in Klettwitz (Oberspreewald-Lausitz) grölten am Wochenende 100 000 begeisterte Konzertbesucher bei zwei Abschiedskonzerten der umstrittenen Hardrockband “Böhse Onkelz” jedes Lied mit. Das letzte Konzert fand Samstagabend statt. Trotz aller Distanzierungen wurde die Gruppe immer wieder mit rechtem Gedankengut in Verbindung gebracht. In Medien und Plattenläden wurde sie zeitweise boykottiert.
In 25 Jahren hat sich die Gruppe eine überaus treue Fangemeinde erarbeitet. Der Funke springt sofort über. Seit Monaten war die Veranstaltung (Kartenpreis 70 Euro), bei der knapp 20 weitere Bands auftraten, auch ohne großen Werbeaufwand restlos ausverkauft. Und sie gefallen sich noch immer in ihrem Buhmann-Image, auch wenn die umstrittene Musikgruppe nach 25 Jahren auf dem Lausitzring die Bühne endgültig verlassen möchte. Sie seien häufig missverstanden worden, sagt Texter, Bassist und Sänger Stephan Weidner. Beim Song “Bomberpiloten” weist er darauf hin, dass es in der Gruppe zwei Wehrdienstverweigerer und einen unehrenhaft Entlassenen aus der Bundeswehr gebe.
Die Lieder handeln von Selbstbehauptung in einer “bösen Welt”. Liedzeilen wie “Du weißt wie Scheiße schmeckt” oder “Nie wieder Letzter sein” sprachen vielen der Konzertbesucher offenbar aus der Seele. Das Publikum identifiziert sich mit der Gruppe, die nach eigenen Angaben selbst von “ganz unten” kommt. Wer nicht mit bloßem Oberkörper seine Tätowierungen zeigte, trug ein “Onkelz-T-Shirt”. Bis auf einen durchgeknallten bayerischen Fan, der mit 2,3 Promille auf dem Konzertgelände mit dem Auto über zwei Zelte fuhr, dabei aber niemanden verletzte, blieb es laut Polizei weitgehend friedlich.
Dass die Gruppe trotz aller Härte auch fast balladenhaft sein kann, bewies sie mit Stücken wie “Nichts ist für die Ewigkeit” oder “Suche nach dem Sinn”. Am Freitag spielt die 1980 gegründete Band drei Stunden lang Songs aus den ersten zwölf Jahren ihrer Karriere. Am Samstag folgte das “Ultimos Conciertos”. Ein ruppiger Umgang mit den Medien wurde dann aber sogar beim Abschiedskonzert gepflegt. Der Veranstalter verweigerte Fotografen der Nachrichtenagenturen den Zugang.
Schon zwei Tage vor Konzertbeginn reisten die Fans aus ganz Deutschland in Scharen in die Lausitz. In 50 Kilometer Umkreis war kein Hotelbett mehr frei, die meisten der Konzertbesucher übernachteten auf den sechs Zeltplätzen rings ums Gelände. Die Onkelz-Fans sorgen dabei für einen Rekordansturm auf den Lausitzring. Im Vorjahr hatte es Herbert Grönemeyer mit 55000 Besuchern nur auf etwas mehr als die Hälfte gebracht. Die Hardrocker von AC-DC lockten vor zwei Jahren 60000 Fans an.