Berlin/Wittstock — Im Streit um das in Nordbrandenburg geplante “Bombodrom” haben Bundestagsabgeordnete der rot-grünen Regierungskoalition einen erneuten Vorstoß gegen die Bundesregierung gestartet. Ein Gruppenantrag der Parlamentarier zur zivilen Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide sei gestern von den Fraktionsvorsitzenden freigegeben worden, erklärte der Verteidigungsexperte der Grünen, Winfried Nachtwei.
Erstunterzeichner ist den Angaben zufolge neben Nachtwei der brandenburgische SPD-Politiker Ernst Bahr aus Neuruppin. Der erste Gruppenantrag der beiden Parlamentarier gegen das “Bombodrom”, der von knapp 70 Abgeordneten unterstützt worden war, scheiterte aus formalen Gründen mit Ablauf der vergangenen Legislaturperiode des Bundestages.
Der neue Antrag ist den Angaben zufolge bereits von 31 Bundestagsabgeordneten der Grünen unterschrieben worden. Der Koalitionsvertrag sieht vor, daß Gruppenanträge von den jeweiligen Fraktionsvorsitzenden abgesegnet werden müssen.
Laut Antrag ist die zivile Nutzung der Kyritz-Ruppiner Heide überfällig. Die Ungewißheit über die Zukunft der erfolgreichen Tourismusregion sei ein wachsendes Investitionshemmnis. Der geplante Luft-Boden-Schießplatz sei für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr “keineswegs unverzichtbar”, wie Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) behauptet. Die Luftwaffe komme seit 1990 ohne den Standort Wittstock aus. Bei der Planung für das “Bombodrom” sei 1992 von jährlich 7200 Übungseinsätzen auf den beiden bestehenden Luft-Boden-Schießplätzen und in Nordbrandenburg ausgegangen worden, heißt es zur Begründung. Seitdem seien die Übungen jedoch “massiv zurückgegangen”. Im vergangenen Jahr seien im Bundesgebiet ganze 1037 Einsätze von alliierten Streitkräften und der Bundeswehr geflogen worden.
Tieffliegende Jagdbomber mit ungelenkten Bomben, wie bei den Übungen auf dem “Bombodrom” vorgesehen, seien zudem kaum noch Bestandteil militärischer Konzepte der Bundeswehr. “Bei Erzwingungs- und Kampfeinsätzen, die nicht ausgeschlossen werden können, ist die Abstands- und Präzisionsfähigkeit der Luftwaffe zwingend gefordert.” Die Bekämpfung von Bodenzielen im Tiefflug gehöre insbesondere wegen des hohen Risikos der Vergangenheit an.
Ernst Bahr (SPD) hatte betont: “Ein solcher Bombenabwurfplatz ist angesichts der neuen ferngesteuerten Waffentechnik und der veränderten Militärstrategien nicht mehr nötig.”
Kategorien