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Indymedia-Bericht vom 02.06.2007) Nach den erfolgreichen Auftaktkundgebungen und Demos und vor allem der zielstrebiegen Besiedlung eines besonders schönen Platzes mitten auf dem Bombodrom (vgl. LINK) verbrachten etwa 250 Leute die Nacht auf dem Gelände, das die Bundeswehr für sich und der NATO unbedingt zum Bombenkriegsübungsplatz machen will. Auch die Weiterreise Richtung Ostseeküste am nächsten Morgen verlief reibungslos.
Ein großes Plenum hatte die grundsätzlichen Absprachen getroffen und der weitere Abend war von allgemeiner Euphorie ob der erfolgreichen Aktion bestimmt: Lebenslaute spielten noch ein zweites Mal klassisch auf, es wurde getanzt: einzelnen, in Paaren und in Kreisen. Die Vökü Kokkerellen tischte souverän heiße und kalte Vesper wie Getränke auf. Ein Workshop zu ´Peace Education´ fand statt. Kleingruppen bewegten sich ungestört im weiteren Umfeld der Siedlung und besichtigten die Heidelandschaft. Einzelne Feldjäger-Jeeps waren zwar hin und wieder auf den Wegen in einiger Entfernung zum Siedlungsplatz zu sehen, vermieden jedoch jeden näheren Kontakt mit den Leuten. Am Kontrollturm tauchten Pinke Pyramiden verschiedenster Größe und Beschaffenheit, sowie Zelte auf. Klohäuschen aus Sowjetzeiten erleichterten um drängende Bedürfnisse. Alles im Schatten des ins milde Abendlicht getauchten pinkfarbenen Kontroll-Towers. Später dann noch ein spontaner Rave ums Sound-System, Feuerakrobatik, Feuerwerk vom Kontrollturm aus und noch später Didgeridoo und Drums zum Einschlafen.
Am nächsten Morgen gabs um 7 Frühstück. Um kurz nach 9 verließen die Leute mehr oder weniger geschlossen den Platz um von der Heide zum Strand zu kommen, nach Rostock zur Großdemo, nach Rostock-Laage und nach Heiligendamm zu den Blockaden. Bundeswehr und Feldjäger beobachteten mit einzelnen Fahrzeugen das Ende der Aktion. Es kam zu keinen Störungen durch die Ordnungskräfte, niemand wurde auch nur nach seinen oder ihren Personalien gefragt.
Einige erste Fazit-Punkte des Orga-Bündnisses:
* Gruppen aus Italien, Belgien, Niederlanden, Frankreich, Rußland, Polen waren bei den Demos und/oder auf dem Platz. Die Bombodrom-Problematik ist durch die Einbettung in die G8-Proteste international um einiges bekannter geworden.
* Wir waren in der Lage mit allen Leuten, die das wollten, exakt auf den Platz mitten auf dem Bombodrom-Gelände zu kommen, der uns gefiel. Den gönnerhaft uns zugestandenen Platz direkt an der Durchfahrtsstraße blieb die angemeldete Mahnwache.
* Wir haben die Polizei und die Feldjäger ausgetrickst ohne uns Scharmützel aufzwingen zu lassen.
* Wir haben gezeigt: Ziviler Ungehorsam und (selbst)kontrollierter Regelbruch funktionieren und werden auch in Zukunft funktionieren. Das Bombodrom ist zu groß um es ´abzusichern´. Wer das Bombodrom absichern will, muss es einer Nutzung zuführen, die eine Absicherung überflüssig macht.
* Die Aktion hat Lust gemacht auf mehr: Die Palette der Protest- und Widerstandsformen ist um Zivilen Ungehorsam erweitert.
Und ganz konkret ist die Vernetzung unterschiedlichster regionaler und überregionaler Protestspektren des Bombodromwiderstands vorangekommen. Das verdeutlicht ein Überblick über die verschiedenen Gruppen und Organisationen, die mit auf dem Platz waren und fast alle gemeinsam dort die Nacht verbrachten: Lebenslaute (G‑Dur statt G8), Friedensbewegte, alte Mutlangen- und Wackersdorf-KämpInnen, Queer-Gruppen, Antimilitaristische Direkte Aktions-Gruppen aus Italen und Belgien/Holland, Sozialrevolutionäre und Autonome, Clownsarmee, einzelne Linkspartei-Mitglieder und Bürger aus dem BI-Umfeld, Mittelständische UnternehmerInnen (Tourismus, Landwirtschaft) aus der Region, ESTA Neuruppin (Kirchliche Sozialorganisation), DGB-Jugend, internationale Fahrradkarawanen, X1000malQuer (Anti-Atom), Euromärsche (€päische Arbeitslosen-Selbstorganisation).
Das Bombodrom ist durch die erfolgreiche Besiedlungsaktion noch interessanter geworden als Kristallisationspunkt für die Spektren Antimilitarismus und No War in der ´Bewegung der Bewegungen´. Letztendlich geht es darum die Kriege zu verhindern und Männlichkeit zu entmilitarisieren. Mit der Verhinderung des Bombodroms wäre ein kleiner Teilsieg auf dem Weg dahin geschafft. Und die globalisierungskritischen Tage fanden ihren inhaltlich-aktionistischen Auftakt unter dem allgemeinen Motto “Gegen jeden Krieg”. “Wir sind überall!” Damit müssen spätestens ab sofort auch all diejenigen rechnen, die das Bombodrom für ihre Kriegsvorbereitungen als Übungsplatz durchsetzen wollen.