Erst marschieren am vergangenen Wochenende gut 80 Neonazis – erstmalig
seit 1990! – mit einer Spontandemo durch Oranienburg, dann verüben
lokale Rechtsextreme einen Brandanschlag auf das Kreistagsbüro der
PDS. Es scheint auf den ersten Blick zu überraschen, dass sich der
Rechtsextremismus in Oranienburg plötzlich so offensiv und in letzterem
Fall unverhohlen gewalttätig zeigt.
Letztlich ist die Gewalttat aber nur die traurige Spitze eines
wieder zunehmend organisierten und selbstsicherer auftretenden Neonazismus
in der Stadt. Hinter dem Brandanschlag steckt als “Drahtzieher” der
Oranienburger Patrick Schulz, der als aktives Mitglied bei der
Kameradschaft „Sturm Oranienburg“ mitwirkte. Erstmals seit Jahren konnte
sich mit dieser Formierung wieder eine waffenhortende Kameradschaft in
Oranienburg bilden. Schulz ist einschlägig vorbestraft und arbeitete
zeitweilig für den rechtsradikalen West-Versand, der Nazi-Devotionalen
über das Internet verkauft.
Dass auch die lokale NPD mit diesen Jugendlichen sympathisiert, zeigten
deren wiederholte Schulungsangebote an den “Sturm Oranienburg”, der sich
erst nach Hausdurchsuchungen der Polizei im Dezember 2006 auflöste. Auch
sonst versucht sich die NPD Oberhavel momentan nach allen Seiten bemerkbar
zu machen. Seit vergangenem Jahr suchen die Neonazis penetrant die
Öffentlichkeit und schrecken längst nicht mehr vor Provokationen zurück:
Eine Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung wird gestört, die
Einwohnerfragestunde des Stadtparlaments für rassistische Hetze
missbraucht, gegen die Antirassismus-Demo und das Bündnis
“Nordbahngemeinden mit Courage” mit Flugblättern gepöbelt, ein
“nationaler” Wandertag im Landkreis veranstaltet.
Mit dem Versuch das PDS Gebäude niederzubrennen zeigt die NPD, zu welch
erschreckender Gewalt sie aufzustacheln vermag und welche militante
Kameradschaften sie unterstützt. Es scheint müßig, aber dennoch gilt es,
gerade im Hinblick auf die Kommunalwahlen im nächsten Jahr, weiter zu
warnen: Die NPD ist kein braver, reaktionärer Verein! Rechtsextremismus
ist und bleibt eine, seit dem vergangenen Wochenende nicht mehr nur
latente, Gefahr in Oranienburg. Dem gilt es offensiv entgegenzutreten –
damit nicht wieder Nazis in der Stadt marschieren und Brandsätze gezündet
werden.