Das Amtsgericht Königs Wusterhausen hat nach jW-Informationen Ende vergangener Woche den 24jährigen Neonazi Adrian U. aus dem Gefängnis entlassen, der in der südlich von Berlin gelegenen Kleinstadt Ende Oktober mit drei Jugendlichen einen Brandanschlag auf das Privatauto eines Polizeikriminalkommissars durchgeführt haben soll. Zwei weitere Tatverdächtige, Michael H. und Matthias G., waren wegen ihres jugendlichen Alters von 16 bzw. 17 Jahren bereits nach kurzer Untersuchungshaft auf freien Fuß gesetzt worden. Ein 15jähriger Tatverdächtiger, Patrick A., ist seitdem in einem Jugendheim in Frostenwalde untergebracht. Die Anklage der Staatsanwaltschaft soll Anfang 2006 vorliegen.
Am Abend des 31. Oktober sollen Adrian U. und seine drei jugendlichen Kumpane den Privatwagen des Beamten in einer Neubausiedlung der Kleinstadt mit einem Brandsatz zerstört haben. Eine Stunde zuvor hatten die Täter bereits mittels eines Silvesterböllers den Briefkasten des Polizisten explodieren lassen.
Offenbar wollte sich die Clique um Adrian U. an dem Polizisten rächen, weil er in Königs Wusterhausen seit drei Jahren in der Einheit TOMEG (Täterorientierte Maßnahmen gegen extremistische Gewalt) tätig war. Die Polizei in Frankfurt/Oder sieht nach dem Brandanschlag die Gefahr einer ganz neuen Qualität der Aktionsformen von Neonazis und stellte sogar eine Nähe zum Terrorismus heraus. Im ganzen Land Brandenburg sei es zu einer vergleichbaren Aktion gegen Polizisten durch Neofaschisten bisher nicht gekommen, sagte Peter Salender als Sprecher des Frankfurter Polizeipräsidiums laut Tagesspiegel.
Gewalttätige Angriffe beispielsweise gegen Antifaschisten, Obdachlose und Nichtdeutsche sind in Brandenburg aufgrund des enormen Organisierungsgrades der Neonazis keine Seltenheit. Erst vor einer Woche wurde zum wiederholten Male ein türkischer Imbiß in Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) durch einen Anschlag verwüstet (siehe jW vom 14.12.). Das Innenministerium in Potsdam sieht eine Ursache für das neue Feindbild Polizei auch in Erfolgen der Gruppe TOMEG, die die Neonazis schwer unter Druck setze.
Der Brandanschlag war erst vor wenigen Tagen in der Öffentlichkeit bekanntgeworden, um eine erneute Gefährdung des Beamten, seiner Frau und seiner Tochter zu vermeiden. Ein Mitte November auf den Fall aufmerksam gewordener Journalist des Berliner Tagesspiegels war von den Ermittlern um eine späte Veröffentlichung gebeten worden. Inzwischen soll der Beamte Königs Wusterhausen mit seiner Familie verlassen haben und in eine andere Region versetzt worden sein.