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Brandenburg an der Havel und der NPD Aufmarsch

Am 31. März 2012 ver­anstal­tete die NPD unter dem Mot­to: „Wir arbeit­en – Brüs­sel kassiert“ in Bran­den­burg an der Hav­el einen Auf­marsch, gegen den sich Antifaschist_innen und Zivilge­sellschaft erfol­gre­ich zur Wehr set­zten.
Inzwis­chen liegt auch ein analysiertes Gesamt­bild des Tagesablaufes vor, das in den fol­gen­den Abschnit­ten detail­liert dargestellt wird.

Ausgangslage

In der öffentlichen Diskus­sion spielte der (Neo)nazimus in Bran­den­burg an der Hav­el bish­er nur eine ger­ingfügige Rolle. Er wurde im Bewusst­sein der Bürg­er­schaft nur als Rand­phänomen wahrgenom­men und von den staatlichen Behör­den sowie in der Lokal­presse klein­gere­det. „Keine feste Nazi-Struk­tur“, titelte so die Märkische All­ge­meine Zeitung, noch im Dezem­ber 2012 in einem Ran­dar­tikel zum (Neo)nazismus in der Stadt. (1.) Im Gegen­satz dazu stand jedoch schon damals eine Analyse des Antifaschis­tis­chen Autoren_innenkollektivs Brandenburg/Havel und Umge­bung, welche eben­falls im Dezem­ber 2012 als Doku­men­ta­tion veröf­fentlicht wurde.(2.) Hierin wur­den nicht nur aktuelle (neo)nazistische Struk­turen aufgedeckt, son­dern auch deren Kon­ti­nu­ität bis zum Anfang der 1990er Jahre nachgewiesen.
Am kon­tinuier­lich­sten trat­en dabei vor allem parteiunge­bun­dene (Neo)nazis in Erschei­n­ung, die sich in unab­hängi­gen Zellen als „freie“ Kam­er­ad­schaften oder „freie“ Kräfte organ­isierten und organ­isieren. Unter ständig wech­sel­nden Beze­ich­nun­gen, wie aktuell z.B. „Freie Kräfte Ost“ und „Freie Kräfte Brandenburg/Havel“, posieren sie bei über­re­gionalen Aufmärschen oder fall­en im Stadt­ge­bi­et – auch aktuell – durch Pro­pa­gan­da- und Gewal­tak­tio­nen auf:

*Am 15. Feb­ru­ar 2012 wur­den beispiel­sweise im Bran­den­burg­er Stadt­ge­bi­et mehrere Parolen fest­gestellt, die dazu aufriefen, das Antifaschis­tis­che Net­zw­erk [AFN] zu „zer­schla­gen“. (3.)

*Am 07. März 2012 griff ein Aktivist der „Freien Kräfte“ einen Aktivis­ten der Linksjugend.SOLID an. Dabei schlug der Täter dem Opfer mit der Faust in Gesicht, ver­sprühte Pfef­fer­spray und dro­hte mit weit­er­er Gewalt (4.)

*In der Nacht vom 23. auf den 24. März 2012 kam es zu einem weit­eren Angriff. Dabei wur­den drei Antifaschis­ten von fünf (Neo)nazis u.a. mit Teleskop­schlagstöck­en attack­iert und bru­tal zusam­mengeschla­gen. (5.)

*In der Nacht vom 29. zum 30. März 2012 provozierten vier (Neo)nazis, die bekun­de­ten am 31. März 2012 beim (Neo)naziaufmarsch in Bran­den­burg an der Hav­el mit­laufen zu wollen, im alter­na­tiv­en „Haus der Offiziere“ (HdO). Die Stör­er mussten polizeilich ent­fer­nt wer­den. Gegen sie wur­den Hausver­bote ver­hängt. (6.)

Die (neo)nazistische NPD unter­hält in Bran­den­burg an der Hav­el einen Orts­bere­ich, der von einem „freien“ Aktivis­ten, Franz Pop­pen­dieck aus Prem­nitz, geführt wird (7.). Dieser Ver­band tritt jedoch nicht aus eigen­er Kraft auf, son­dern erscheint als Vasall des regionalen Kreis- bzw. Lan­desver­ban­des. So wurde der NPD Auf­marsch am 31. März 2012 nicht durch lokale Partei­funk­tionäre aus Bran­den­burg an der Hav­el, son­dern durch Michel Müller, Organ­i­sa­tion­sleit­er im NPD Lan­desvor­stand und Vor­sitzen­der des NPD Kreisver­ban­des Hav­el-Nuthe, angemeldet.
Die offen­sichtliche Fern­s­teuerung des Bran­den­burg­er Orts­bere­ich­es soll jedoch durch aufge­bauschte Lokalak­tio­nen, wie Pro­pa­gan­daak­tiv­itäten, kaschiert wer­den. So sollen im Zusam­men­hang mit dem Auf­marsch am 31. März 2012 ange­blich „mehr als 30.000 Flug­blät­ter“ (8.) in Bran­den­burg an der Hav­el verteilt wor­den sein. Das diese Zahl jedoch höchst­wahrschein­lich nur erfun­den ist, lässt sich aus der demografis­chen Sta­tis­tik sowie durch Stich­proben wider­legen. In Bran­den­burg an der Hav­el wohnen, ein­schließlich Einge­mein­dun­gen, 71.778 Men­schen (9.), verteilt auf rund 41.000 Haushalte. (10.) Wenn 30.000 Flug­blät­ter verteilt wor­den wären, hät­ten 75 % der Haushalte diese in den Briefkästen haben müssen. Trotz punk­tweis­er Über­prü­fung in allen Stadt­teilen, wurde aber nur in Bran­den­burg-Nord eine größere Anzahl Fly­er fest­gestellt. Die tat­säch­liche Pro­pa­gan­dawirkung solche Aktio­nen sollte dem­nach erst durch ein Beken­ner­schreiben im Inter­net ent­fal­tet wer­den.
Das Netz spielt ohne­hin offen­bar längst die wichtig­ste Rolle in der Parteiar­beit der NPD, da sie sich hier mit ger­ingfügigem Aufwand umfassend präsen­tieren kann. Auch soziale Net­zw­erke nehmen dabei ständig an Bedeu­tung zu. Für den Marsch am 31. März 2012 hat­te Michel Müller z.B. eigens einen Face­book-Ter­min (11.) erstellt, zu dem er unge­fähr 200 Per­so­n­en, genau die Anzahl, die er auch bei der polizeilichen Anmel­dung des Auf­marsches angegeben hat­te, einlud.

Der Auf­marsch

Am 31. März 2012 sam­melten sich dann tat­säch­lich unge­fähr 150 (Neo)nazis aus den Bun­deslän­dern Bran­den­burg, Berlin und Sach­sen-Anhalt (12.) vor dem Bran­den­burg­er Haupt­bahn­hof und nah­men in einem eigens für sie abges­per­rten Bere­ich Auf­stel­lung. Hier wur­den auch die Ban­ner und Fah­nen aus­ge­bre­it­et, die erst­mals eine Lokalisierung der über­wiegend zugereis­ten Versammlungsteilnehmer_innen ermöglichte. Als Vere­ini­gung oder Sek­tion gaben sich dabei der NPD Kreisver­band Hav­el-Nuthe (13.), der NPD Stadtver­band Neu­rup­pin (14.) sowie die „Freie Aktion­s­gruppe Bran­den­burg“ (15.) mit Ban­nern zu erken­nen. Der NPD Kreisver­band Barn­im-Uck­er­mark wies hinge­gen nur mit einem Papp­schild (16.) auf sich hin. Darüber hin­aus wur­den schwarze Fah­nen mit den Auf­schriften „Bran­den­burg an der Hav­el“ (17.), „Ost­prig­nitz-Rup­pin“ (18.), „Neu­rup­pin“ und „Bur­gen­land­kreis“ gezeigt.
Als beson­dere Aktion hat­ten sich einzelne (Neo)nazis erlaubt mit Esels­masken zu marschieren um so plaka­tiv den ver­meintlichen Irrglauben an den EURO zu unter­stre­ichen. (19.) Ganz neu war diese Vorge­hensweise allerd­ings nicht. In den 1970er Jahren wurde in ähn­lich­er Weise gegen die Shoa argu­men­tiert. (20.) Die polizeiliche Unter­sa­gung der Aktion wurde jedoch nach einem Ein­spruch der NPD von Pots­damer Ver­wal­tungs­gericht wieder aufge­hoben. (21.)
Die Partei war auch mit zahlre­ichen Bran­den­burg­er Funk­tionären in Bran­den­burg an der Hav­el vor Ort. Der Lan­desvor­sitzende Klaus Beier war da, eben­so wie der Anmelder Michel Müller. Der Kreisver­band Hav­el-Nuthe hat­te zudem den havel­ländis­chen Kreistagsab­ge­ord­neten Maik Schnei­der, der Kreisver­band Oder­land Frank Maar, Frank Odoy sowie die Kreistagsab­ge­ord­nete im Land­kreis Oder Spree, Manuela Kokott, entsandt. Der Lausitzer Ver­band delegierte indessen seinen stel­lvertre­tenden Vor­sitzen­den Alexan­der Bode sowie Markus Noack, Kreistagsab­ge­ord­neter im Land­kreis Spree-Neiße. Aus dem Bere­ich Barn­im-Uck­er­mark war Aileen Götze angereist, aus dem Stadtver­band Neu­rup­pin dessen Vor­sitzen­der Dave Trick. Der Orts­bere­ich Bran­den­burg an der Hav­el wurde durch Franz Pop­pen­dieck repräsen­tiert.
Ins­ge­samt nah­men unge­fähr 20 (Neo)nazis aus dem Stadtkreis Bran­den­burg an der NPD Ver­samm­lung teil, darunter auch die mut­maßlichen Täter_innen der oben erwäh­n­ten Gewaltüber­griffe im März. Des Weit­eren marschierte auch der Bran­den­burg­er Nazis­chläger Sascha Lücke bei der Ver­anstal­tung mit. (22.) Er hat­te im Feb­ru­ar 1996 den Punk Sven Beuter in Bran­den­burg an der Hav­el bru­tal getötet und war deshalb mehrere Jahre in ein­er JVA inhaftiert. (23.) Seine Siegerpose (24.) während des Auf­marsches, kann als Ver­höh­nung seines Opfers sowie der Jus­tiz gew­ertet wer­den.
Auch die Posen von zwei weit­eren (Neo)nazis waren mehr als ein­deutig. Sie zeigten während der NPD Ver­anstal­tung den so genan­nten „deutschen Gruß“ (umgangssprach­lich „Hitler-Gruß“). (25.)

Zivilge­sellschaftlich­er Protest

Gegen den Auf­marsch der NPD hat­te der Sicher­heits- und Präven­tion­srates (SPR) der Stadt Bran­den­burg an der Hav­el zu einem soge­nan­nten „Tag der Demokratie“ aufgerufen (26.). In diesem Zusam­men­hang wurde auf dem Neustädtis­chen Markt zwis­chen 12 Uhr und 17 Uhr eine Bühne aufge­baut, auf der ver­schiedene Kün­stler unter dem Mot­to „Kein Ort für Nazis“ ihr Kön­nen auf­führten. Ergänzt wurde das Pro­gramm durch diverse poli­tis­che Reden, unter anderem von Dr. Lieselotte Mar­tius (SPD), Vor­sitzende der Stadtverord­neten­ver­samm­lung, Hel­muth Markov (DIE Linke), stel­lvertre­tender Min­is­ter­präsi­dent und Min­is­ter der Finanzen des Lan­des Bran­den­burg, und Stef­fen Scheller (CDU), Bürg­er­meis­ter der Stadt Bran­den­burg. (27.)
Zusät­zlich zu dieser Ver­anstal­tung startete jew­eils um 13 und 14 Uhr ein Fahrrad­ko­r­so, der um die Innen­stadt führte. Start und Ziel war jew­eils der Neustädtis­che Markt. Weit­er­hin wurde das Bild der bürg­er­lichen Proteste durch drei Kundge­bun­gen abgerun­det. Diese befan­den sich am Jüdis­chen Fried­hof, am Gedenkstein für Sven Beuter sowie an der Euthanasie Gedenkstätte.
Mit diesen vor­ab angemelde­ten Ver­anstal­tun­gen wurde das Ziel ver­fol­gt, die NPD-Demon­stra­tion aus der Innen­stadt fernzuhal­ten (28.). Dies gelang jedoch nur im Bere­ich des Neustädtis­chen Mark­tes. Anson­sten blieb den (Neo)nazis zumin­d­est die Möglichkeit, den Innen­stadt­bere­ich im Raum Kurstraße sowie in der Haupt­straße zu tang­ieren. Hier­hin wären sie vom Haupt­bahn­hof, über die Große Garten­straße und die Jacob­straße gelangt. Nach dem Aufen­thalt in der Innen­stadt wäre der Marsch dann durch die Alt­stadt und Bran­den­burg-Nord, via Rit­ter­straße, Bergstraße, Willi-Sänger-Straße und Fontanes­traße bis hin zum Alt­stadt­bahn­hof weit­erge­gan­gen.
Die Bürger_innen woll­ten sich in der Zwis­chen­zeit mit unge­fähr 1.000 Teilnehmer_innen am Neustädtis­chen Markt ver­sam­meln (29.). Je nach Quelle schwank­te die tat­säch­liche Zahl der dor­ti­gen Veranstaltungsteilnehmer_innen jedoch zwis­chen 350 (30.) und 650. (31.) Viele Men­schen fehlten. Auch die Ober­bürg­er­meis­terin und Erstun­terze­ich­ner­in des Aufrufs zum „Tag der Demokratie“, Dr. Dietlind Tie­mann (CDU), glänzte mit Abwe­sen­heit. Sie soll im „Urlaub“ gewe­sen sein. (32.)

Antifaschis­tis­che Proteste

Neben der Zivilge­sellschaft rief aber auch das lokale Antifaschis­tis­che Net­zw­erk Bran­den­burg-Prem­nitz-Rathenow (AFN) zu einem „Antifaschis­tis­chen Aktion­stag“ auf. (33.) Zeit­nah wur­den Mobil­isierungs­ma­te­ri­alien, wie Plakate, Fly­er und Aufk­le­ber, gedruckt und region­al sowie auch über­re­gion­al, beispiel­sweise bei den Protesten (34.) gegen einen (Neo)naziaufmarsch am 24. März 2012 in Frank­furt (Oder), verteilt.
Des Weit­eren wurde im Inter­net über die aktuelle Sit­u­a­tion in Bran­den­burg an der Hav­el informiert (35.). Am 28. März 2012 fand zudem eine antifaschis­tis­che Infover­anstal­tung in Bran­den­burg an der Hav­el statt, die von unge­fähr 20 Men­schen besucht wurde. Weit­ere Ver­anstal­tun­gen in anderen Städten kon­nten, auf­grund der Kürze der Mobil­isierungszeit, nicht mehr durchge­führt wer­den.
Als Tre­ff­punkt für lokale und angereiste Antifaschist_innen wurde am 31. März 2012 ab 10.00 Uhr der Bran­den­burg­er Haupt­bahn­hof genutzt. Gegen 10.45 Uhr set­zte sich eine größere Gruppe Antifaschist_innen, mit Polizeibegleitung, von dort aus in Bewe­gung Rich­tung Innen­stadt. Über die große Garten­straße wurde nach cir­ca zehn Minuten der Stein­tor­turm erre­icht. Hier sollte eigentlich die erste Block­ade der Demon­stra­tionsroute stat­tfind­en. Auf­grund anfänglich­er Unentschlossen­heit und dem schnellen Ein­greifen der Polizei wurde dies jedoch frühzeit­ig ver­hin­dert. So set­zte sich der Zug der rund 60 Antifaschist_innen über die Ste­in­straße und die Haupt­straße weit­er Rich­tung Jahrtausend­brücke in Bewe­gung. Dort gelang schließlich die Block­ade. Zudem wurde eine Eil­ver­samm­lung angemeldet. (36.) Weit­er­hin unter­stützte ein Laut­sprecher­wa­gen die antifaschis­tis­chen Blockierer_innen. Zu einem Polizeiein­satz gegen die angemeldete Kundge­bung kam es nicht.
Nach­dem sich zeigte, dass die Block­ade nicht geräumt und der NPD Marsch stattdessen über eine alter­na­tiv­en Route via Bauhof­s­traße und der Luck­en­berg­er Brücke in die Alt­stadt geführt wer­den würde, ent­stand eine weit­ere Block­ade in der Neuen­dor­fer Straße Ecke Bauhof­s­traße. Durch diese erneute Störung der plan­mäßi­gen Marschroute der (Neo)nazis, wurde der NPD-Aufzug aber­mals umgeleit­et, dies­mal von der Bauhof­s­traße in die Jacob­sstraße. Zeit­gle­ich wurde die angemeldete Ver­samm­lung auf der Jahrtausend­brücke vom Ver­anstal­ter für been­det erk­lärt.
Die NPD marschierte während­dessen durch die Jakob­sstraße, über die Wil­helms­dor­fer Kreuzung in die Otto Sid­ow Straße, auf den soge­nan­nten „Zen­trum­sring“. Hier­bei han­delt es sich um eine zweis­purige Ent­las­tungsstraße, an der, bis zum Alt­städtis­chen Bahn­hof, dem Ziel des Demon­stra­tionszuges, kaum bewohnte Gebäude angren­zen. Stattdessen machen Lärm­schutzwände, Indus­triebrachen sowie wenige Schre­bergärten, welche die Fahrbah­nen säu­men, das Gebi­et für Ver­samm­lun­gen, die sich an Men­schen richt­en sollen, gän­zlich unat­trak­tiv. Auf­grund dieser Tat­sache ver­sucht­en die Ver­anstal­ter des (Neo)naziaufmarsches an nahezu jed­er Kreuzung die Polizei dazu zu bewe­gen, die Route wieder in die Rich­tung bewohn­ter Stadt­ge­bi­ete zu ver­legen. Dies kon­nte jedoch durch eine weit­ere Block­ade in der Neuen­dor­fer Straße, zwis­chen Fer­di­nand-Las­salle-Straße und Wil­helm-Weitling-Straße, vere­it­elt wer­den. Hier kam es allerd­ings auch zu ersten hand­festen Über­grif­f­en durch Polizeibeamte, die offen­bar eine erneute Block­ierung der NPD-Route ver­hin­dern woll­ten. Dabei wurde u.a. ein Antifaschist mit einem Ton­fa zu Boden geschla­gen. (37.) Ihm kon­nte jedoch umge­hend durch ein San­itäterteam geholfen wer­den. Trotz des Schlag­stock­ein­satzes der Polizei blieben die Blockier_innen aber stand­haft, bilde­ten Ket­ten und ver­hin­derten den Einzug der (Neo)nazis in den bewohn­ten Stadt­bere­ich.
Die NPD und ihre Anhänger marschierten so dann weit­er auf dem Zen­trum­sring, ent­lang der Zan­der­straße, bis zum Alt­städtis­chen Bahn­hof. Eigentlich war hier auch der angemeldete End­punkt der Ver­samm­lung. Doch durch die unat­trak­tive Strecke und die Tat­sache, dass bish­er noch über­haupt keine Kundge­bung abge­hal­ten wurde, ver­suchte die Ver­anstal­tungsleitung den Marsch nun zu ver­längern. Eine von der NPD erwo­gene Weit­er­führung der Ver­anstal­tung ent­lang der Magde­burg­er Straße, wurde jedoch von der Polizei aus Sicher­heits­grün­den abgelehnt. (38.)
Die Beamt_innen ließen sich jedoch auf eine Fort­führung der Route Rich­tung Bran­den­burg-Nord, über die Fontanes­traße und die Willi-Sänger-Straße ein. An der Kreuzung Fontanes­traße/Au­gust-Bebel-Straße/Willi-Sänger-Straße war dann aber, auf­grund ein­er erneuten Block­ade der Route, endgültig Schluss. Die NPD gab auf und hielt an Ort und Stelle eine Abschlusskundge­bung ab. Dabei rede­ten Matthias Faust, ehe­ma­liger DVU Vor­sitzen­der und jet­ziges NPD Bun­desvor­standsmit­glied, und Klaus Beier, Vor­sitzen­der des NPD Lan­desver­ban­des Bran­den­burg. Let­zt genan­nter rief, auf­grund der Block­aden, die Versammlungsteilnehmer_innen zu spon­ta­nen Aktio­nen ent­lang der Bahn­strecke auf. Der über­wiegende Teil der Reden blieb allerd­ings unver­ständlich, da Antifaschist_innen laut­stark, u.a. mit Mega­pho­nen, dage­gen hiel­ten. Ein Antifaschist wurde bei diesen Protesten übri­gens in Polizeige­wahrsam genom­men, da sein Klei­dungsstil als Ver­stoß gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz gew­ertet wurde.
Die NPD zog sich der­weil frus­tri­ert zum Alt­städtis­chen Bahn­hof zurück. Einige (Neo)nazis ließen dabei ihren Frust an Plakat­en mit der Auf­schrift „Brauner Müll in die Tonne“ aus. Gegen vier Per­so­n­en im Alter zwis­chen 21 und 25 Jahren ermit­telt nun die Polizei wegen Sachbeschädi­gung. (39.) Eine weit­ere polizeiliche Anzeige wurde gegen einen Teil­nehmer der NPD Demon­stra­tion wegen Ver­stoß gegen das Ver­samm­lungs­ge­setz erstellt. Der 26 Jährige trug so genan­nte Quarzhand­schuhe bei sich. (40.)

(Neo)nazistische Spon­tandemon­stra­tion in Premnitz

Eine Gruppe von unge­fähr 40 (Neo)nazis fuhr nach der Beendi­gung der NPD Ver­anstal­tung in Bran­den­burg an der Hav­el von der Bahn­hal­testelle Bran­den­burg-Alt­stadt mit der Region­al­bahn direkt in die havel­ländis­che Kle­in­stadt Prem­nitz. Dort stiegen sie an der Hal­testelle „Zen­trum“ aus und marschierten, gemäß der Ankündi­gung Klaus Beiers, dann in Form eines Aufzuges durch das Prem­nitzer Stadt­ge­bi­et. Die Teilnehmer_innen aus den Stadt- und Land­kreisen Bran­den­burg an der Hav­el, Havel­land, Ost­prig­nitz-Rup­pin und Pots­dam-Mit­tel­mark zeigten dabei auch das Ban­ner des NPD Stadtver­band Neu­rup­pin sowie mehrere schwarze Fah­nen. (41.)
Obwohl die spon­tane Ver­samm­lung offen­bar den Charak­ter ein­er Ersatzver­anstal­tung haben sollte, ging es den teil­nehmenden (Neo)nazis aber weniger um den bere­its für den Auf­marsch in Bran­den­burg an der Hav­el angekündigten Protest gegen den EURO, son­dern auss­chließlich um Pro­voka­tio­nen. „Man“ sei „mit ein­er 50 Per­so­n­en starken Gruppe in jene Stadt“ gereist „welche die Antifa-West­havel­land ihr Gebi­et nen­nt“, so die „Freien Kräfte Neu­rup­pin“ zu ihrer Aktion im „roten“ Prem­nitz, „um den Tag trotz Schika­nen noch erfol­gre­ich abzuschließen“. (42.)
Nach ein­er kurzen Lauf­strecke durch die Erich Wein­ert Straße, die Friedrich Wolf Straße sowie die Ger­hart Haupt­mann Straße wurde der Spon­tan­marsch allerd­ings recht unspek­takulär von der Polizei zurück zur Bahn­hal­testelle geführt.

Faz­it

Trotz­dem die (Neo)nazis über eine lange Strecke doch in Bran­den­burg an der Hav­el marschieren kon­nten, war es entschlosse­nen Antifaschist_innen mehrfach gelun­gen die Ver­anstal­tung der NPD in eine für sie unat­trak­tive Gegend abzu­drän­gen und let­z­tendlich sog­ar zu stop­pen – ein Novum in der Stadt.
Auch die Gegen­ver­anstal­tung der Zivilge­sellschaft kann als Fortschritt bew­ertet wer­den, zeigte sie doch, das es inzwis­chen einen kleinen Entwick­lungss­chritt, weg vom Ignori­eren des Prob­lems hin zu ein­er offen­siv­eren Begeg­nung mit der Her­aus­forderung, gegeben hat.
Es bleibt zu hof­fen, dass diese Entwick­lung sich auch in Zukun­ft weit­er fort­set­zt und kom­mende (Neo)naziaktionen mit einem noch weit­er gefächerten antifaschis­tis­chen Bünd­nis gestoppt wer­den kön­nen.
Das auch in den näch­sten Monat­en und Jahren mit Aktiv­itäten des (neo)nazistischen Milieus zu rech­nen ist, zeigte bere­its am 31. März 2012 die Ver­bis­senheit der NPD bei der Koor­dinierung ihrer Ver­anstal­tung in Bran­den­burg an der Hav­el sowie ihre Entschlossen­heit und ihre Aktions­fähigkeit bei der Durch­führung ein­er Spon­tan­ver­samm­lung in Premnitz.

Quellen:

(1) Märkische All­ge­meine Zeitung: „Keine feste Nazi-Struk­tur“, 8. Dezem­ber 2011
(2) http://media.de.indymedia.org/media/2011/12//321771.pdf
(3) http://afn.blogsport.de/2012/02/16/gedenkkundgebung-in-brandenburg-an-der-havel/
(4) http://afn.blogsport.de/2012/03/07/linksjugend-aktivist-von-neonazi-angegriffen/
(5) http://opferperspektive.de/event/events_by_criteria/1
(6) Eigene Recherche
(7) wie (2.)
(8) XXXX://npd-havel-nuthe.de/projekt-%E2%80%9Ekleeblatt%E2%80%9C-gestartet-demonstration-%E2%80%9Eraus-aus-dem-euro%E2%80%9C-in-brandenburg/2783
(9) http://www.stadt-brandenburg.de/stadt-buerger/daten-fakten/bevoelkerung/
(10) http://www.walter-werbung.de/index.php?brandenburg-an-der-havel-prospektverteilung
(11) XXXX://www.facebook.com/events/323454134375350
(12) http://afn.blogsport.de/2012/03/31/neonaziaufmarsch-in-brandenburg-an-der-havel-gestoppt/
(13) http://farm8.staticflickr.com/7188/6889420490_64dc49baa2_z.jpg
(14) http://westhavelland.files.wordpress.com/2012/03/2012–03-31-brandenburg-npd-008.jpg
(15) http://farm8.staticflickr.com/7268/6886557786_d0c25aa8f0_z.jpg
(16) http://farm8.staticflickr.com/7070/6889417354_7ed863dea4_z.jpg
(17) http://farm8.staticflickr.com/7176/7035511851_caf7f5e73a_z.jpg
(18) http://farm8.staticflickr.com/7074/7035514985_109e3ec268_z.jpg
(19) http://westhavelland.files.wordpress.com/2012/03/2012–03-31-brandenburg-npd-010.jpg
(20) http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12304063/61009/
(21) http://www.internetwache.brandenburg.de/sixcms/detail.php?id=10976471
(22) http://westhavelland.files.wordpress.com/2012/03/2012–03-31-brandenburg-npd-004-sascha-luecke.jpg
(23) http://afn.blogsport.de/2012/02/17/totschlaeger-zeigt-noch-immer-keine-reue/
(24) http://farm8.staticflickr.com/7223/6889415734_c770c3f018_z.jpg
(25) http://farm8.staticflickr.com/7259/6889416238_3c121de41d_z.jpg
(26) http://www.tolerantes.brandenburg.de/media_fast/5791/Tag%20der%20Demokratie%202012%20Aufruf.pdf
(27) http://havelstadt.de/poltik-aktuell/12649-brandenburg-an-der-havel-zeigt-rote-karte-gegen-rechts
(28) http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12301035/61009/Mit-einem-Demokratiefest-wollen-die-Brandenburger-gegen-NPD.html
(29) http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12302973/2242247/Tag-der-Demokratie-in-Brandenburg-mit-Minister-Beteiligung.html
(30) http://meetingpoint-brandenburg.de
(31) http://www.die-mark-online.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1015468
(32) wie (27)
(33) http://afn.blogsport.de/2012/03/08/neonaziaufmarsch-in-brandenburg-an-der-havel-stoppen/
(34) http://afn.blogsport.de/2012/03/25/frankfurt-oder-blockiert/
(35) http://afn.blogsport.de/2012/03/22/neonazis-in-brandenburg-an-der-havel-ein-aktueller-ueberblick/;
http://afn.blogsport.de/2012/03/28/info-update-zum-neonaziaufmarsch-in-brandenburg-an-der-havel/;
http://afn.blogsport.de/2012/03/30/npd-aufmarsch-soll-gestoppt-werden/
(36) wie (21.)
(37) http://farm8.staticflickr.com/7258/6886565778_bdf3042c5a_z.jpg
(38) wie (8.)
(39) wie (21.)
(40) wie (21.)
(41) http://westhavelland.files.wordpress.com/2012/03/2012–03-31-brandenburg-npd-022-sponti-premnitz.jpg
(42) XXXX://nsfkn.info/brbdemo12.html

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