Knapp 5 Jahre ist es her, seit zuletzt Nazis durch Bernau marschierten. Innerhalb eines Jahres kam es zu 5 Demonstrationen. Doch so schnell der Aktionismus kam, so schnell verging er wieder. Maßgeblich dafür verantwortlich war der damalige „Märkische Heimatschutz“ (MHS) , eine der aktivsten Kameradschaften Brandenburgs. Der MHS vernetzte bis zu seiner Auflösung 2006, Nazis aus dem Nordosten Brandenburgs sowie Berlin als auch Mecklenburg Vorpommern.
Alles alter Kaffee…
Seit 2008 versucht die „Kameradschaft Märkisch Oder Barnim“ (KMOB)sich als Nachfolger des MHS zu etablieren. Doch bisher suggeriert nur der Gebietsanspruch eine Ähnlichkeit zum MHS. Mit ihren sogenannten „Märkischen Aktionswochen“ wollen sie nun aber beweisen, dass sie auch im Punkt sinnlosem Aktionismus dem MHS nicht nachstehen wollen. Ab dem 29. Mai will die Kameradschaft an jedem Wochenende durch einen Ort im Nordosten Brandenburgs marschieren. Dabei bedienen sie sich populistischer Aufhänger, die bereits in der Vergangenheit von verschiedenen Rechten und Nazis genutzt wurden. Nicht verwunderlich also, dass sich in Manschnow und Joachimsthal das Motto gegen Sexualstraftäter richtet. Bereits 2008 und 2009 organisierten NPD und KMOB gemeinsam Kundgebungen und Demonstrationen unter dem Motto „Höchststrafe für Kinderschänder“.
In Bad Freienwalde und Eberswalde werden die Themen allerdings makaber: Die KMOB ruft für den 5. Juni „gegen linke Gewalt“ in Eberswalde auf, unmittelbar in zeitlicher Nähe zum 10. Todestag von Falko Lüdke, einem linken Punk, der durch einen Nazi zu Tode gekommen ist. Ähnlich wie in Bad Freienwalde werden hier auf widerliche Weise Tatsachen verdreht und aus Tätern Opfer gemacht: In der Nacht vom 12. zum 13. Juni 2008 brannte der alternative Jugendclub „Maquis“ in Bad Freienwalde ab — der Täter: Marcel Stechert, KMOB. Zwei Jahre später will die KMOB „für ein freies Jugendzentrum“ demonstrieren. Bereits im Vorjahr hielt die KMOB, ebenfalls am Jahrestag des Brandanschlages auf den links-alternativen Treff, eine Mahnwache gegen „linke Gewalt“ ab.
Auch in Bernau wollen sie „für ein freies Jugendzentrum“ demonstrieren, und auch hier ist dies kein neues Thema der Nazis. Bereits 2005 starteten lokale Nazis eine Kampagne gegen den Jugendclub DOSTO, die am 22. Januar 2006 mit einer Demonstration gegen den Jugendtreff und einem Rohrbombenanschlag auf selbigen ihren Höhepunkt fand. Schon immer ist das DOSTO, das für sein antifaschistisches Engagement bekannt ist, den Nazis ein Dorn im Auge. Seit einigen Wochen nehmen die Aktivitäten gegen den Jugendclub wieder zu. Nazis aus Bernau und Umgebung reißen Veranstaltungsplakate ab oder besprühen diese und kleben Aufkleber auf das Eingangstor. Vor kurzem versuchten Nazis aus dem Umfeld der KMOB eine Veranstaltung im Jugendclub zu stören.
Auftakt des Demo-Marathons in Bernau
Neben den bereits erwähnten lokalen Strukturen, kann die KMOB am 29. Mai auf Unterstützung der NPD Verbände Barnim-Uckermark und Märkisch-Oderland hoffen. So ist das Bernauer Umland vielen NPD Aktivisten und Sympathisanten bestens bekannt, da die NPD am Biesenthaler Wukensee seit 2008 ein eigenes Gelände nutzen kann. In den vergangenen Jahren fanden dort mehrfach Nazifeiern und Konzerte statt. Auch nach dem Austritt Mike Sandows1 aus der NPD wird das Gelände u.a. von der Nazi-Band „Preußenfront“ um dem Bernauer DVU — Aktivisten Kai Hasselmann genutzt. Hasselmann führte 2006 die Demonstration gegen den örtlichen Jugendtreff an. 2008 organisierte Gesine Hennrich („Frontbann 24“, EX-NPD Vorsitzende Berlin-Mahrzahn) auf dem Biesenthaler Gelände ein überregionales NPD Fest. Sehr absurd klingt deshalb auch der Bernauer KMOB Aufruf: „Für ein nationales Jugendzentrum“. So wurde Hennrich doch erst Ende 2009 vom Bernauer Amtsgericht zu 7 Monaten Freiheitstrafe ohne Bewährung wegen dem Spielen volksverhetzender und jugendgefährdender Musik verurteilt. Auch eine andere DVU-Aktivistin aus Bernau, Veronica Urban, sorgt hier für den Nachwuchs und schickt ihre Kinder zu Demonstrationen, die alles andere als kinderfreundlich sind2.
Diese Nazis wollen also für die Jugend auf die Straße gehen? Dabei steckt hinter ihren Parolen und ihrem Auftreten nichts weiter als menschenverachtende Propaganda! Wir werden nicht zulassen, dass sie diese in Bernau breit machen können.
Wenn Nazis in Bernau marschieren, werden wir sie stoppen!
Wir wollen den Nazis gleich zu Beginn ihres Demo-Marathons die Lust am marschieren nehmen! Um dies zu schaffen, müssen wir für diesen Tag alle Kräfte bündeln und verhindern, dass die Nazis auch nur einen Schritt gehen können! Also kommt am 29. Mai nach Bernau und stellt euch mit uns den Nazis in den Weg.
NAZIS stoppen: Bernau 29. Mai – 10.00 Uhr Bahnhof.
Brandenburg Nazifrei heißt Bernau Nazifrei! Alle Infos zu Bernau und zu den anderen Städten findet ihr unter www.brandenburg-nazifrei.de
1Mike Sandow ist ehemaliger Vorsitzender des NPD Kreisverbandes und Geschäftsführer der Devasta GmbH, die das Gelände in Biesenthal betreibt. Im Januar teilte er mit, aus der NPD ausgestiegen zu sein: http://biesenthal.blogsport.de/2010/04/21/mike-sandow-ist-nicht-mehr-in-der-npd/
2Bsp: Am 10.10.2009 in Berlin gab es mehrfach Versuche gewaltsam den Demonstrationszug zu durchbrechen um auf Gegendemonstrant_innen los zugehen.