Potsdam — Das Land Brandenburg will sich verstärkt für den Schutz von Verbrechensopfern einsetzen. Von den 244 328 Straftaten, die im vergangenen Jahr registriert wurden, waren 23 416 so genannte Opferdelikte — Straftaten,
bei denen Menschen zu Schaden kamen, wie Mord, Totschlag, Körperverletzung, sexueller Missbrauch, aber auch Raub und Überfall.
Mehr als 25 000 Menschen wurden Opfer dieser Straftaten. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) kündigte jetzt die Einführung eines Opferschutzkonzeptes an, das von der Polizeifachhochschule entwickelt worden ist. Es sieht unter
anderem die Einsetzung von Opferschutzbeauftragten in den Polizeibehörden vor. “Sie sollen die Polizisten im Umgang mit Opfern von Straftaten stärker sensibilisieren”, sagte Schönbohm. Außerdem sei es zur Verbesserung der Hilfe für Geschädigte notwenig, regionale Ansprechpartner zu etablieren.
Zugleich solle auch der Aktionsplan der Landesregierung zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen unterstützt werden. “Wirksamer Opferschutz ist ein unverzichtbarer Bestandteil bei der Ahndung von Straftaten”, sagte der
Innenminister.
Justizministerin Barbara Richstein (CDU) sagte, sie begrüße und unterstütze
den Vorzeichenwechsel weg von einer täter- hin zu einer opferkonzentrierten
Betrachtungsweise. Beide Minister stimmten überein: “Die gesellschaftliche
Hinwendung zum Opfer, das im Spannungsverhältnis zum Täter steht, muss aus
der bisherigen Schieflage in eine gesamtgesellschaftliche Balance gebracht
werden.” Auch die Zusammenarbeit der Justiz mit freien Trägern müsse im
Interesse der Opfer stärker intensiviert werden, sagte Richtsein. Der Staat
müsse deshalb sicherstellen, dass die Arbeitsfähigkeit dieser Verbände auch
in Zeiten leerer öffentlicher Kassen so wenig wie möglich leidet.
Der Landesbeauftragte des Opferschutzvereins “Weißer Ring”, Jürgen Lüth,
begrüßte die stärkere Fokussierung des Landes auf die Belange der Opfer. Der
ehemalige Polizeipräsident von Cottbus monierte allerdings, dass die
finanziellen Mittel der Verbände, hauptsächlich gespeist aus Bußgeld und
Lottomitteln, trotz steigender Fallzahlen etwa bei sexuellem Missbrauch und
Körperverletzung in den letzten Jahren rückläufig gewesen sei.
Der Weiße Ring unterhält in Brandenburg 18 Außenstellen mit etwa 130
ehrenamtlichen Mitarbeitern, die Opfer von Straftaten moralisch, praktisch,
aber auch finanziell unterstützen: Weißer Ring e. V., Landesverband
Brandenburg, Breite Straße 19, 14467 Potsdam, Tel.: 03 31 / 29 12 73.