POTSDAM. Die teilweise heftigen Debatten um Rolf Wischnath, den Chef des 1997 gegründeten landesweiten Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, sind derzeit für das Bündnis
kein Thema. Das sagte der stellvertretende Chef des Gremiums Detlef Baer am Monat vor dem 22. Plenum des Bündnisses in Potsdam. Wischnath, hauptberuflich evangelischer Generalsuperintendent in Cottbus, sei
derzeit krank und könne seine Aufgaben nicht wahrnehmen.
“Wichtig ist jetzt die Diskussion um die Zukunft des Bündnisses”, sagte Baer. Er lehnt alle Bestrebungen aus der Politik ab, das Gremium mit anderen
Organisationen wie etwa dem beim Innenministerium angesiedelten
Landespräventionsrat zusammenzulegen. “Der Präventionsrat kümmert sich
um
allgemeine Kriminalitätsvorbeugung”, sagte er. Das Aktionsbündnis
richte
sich aber konkret gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt. Zudem sei das
Bündnis mit über drei Dutzend Mitgliedsorganisationen von Kirchen über
Gewerkschaften bis zu lokalen Vereinen breit gefächert. “Wir sind
parteipolitisch unabhängig und wollen auch weiterhin die Regierung oder
Ministerien kritisieren dürfen”, sagte Baer.
Wischnath bis Sommer krank
Um Rolf Wischnath hatte es im Februar Streit zwischen der evangelischen
Kirche Berlin-Brandenburg und ihrem Mitarbeiter gegeben, weil die
Kirche
eine nochmalige Stasi-Überprüfung des 55-jährigen
Generalsuperintendenten
angestrengt hatte. Der Theologe hatte der Kirchenleitung vorgeworfen,
hinter
seinem Rücken deshalb Kontakt mit dem Verfassungsschutz aufgenommen zu
haben. Noch bevor erklärt wurde, dass Wischnath nicht mit dem Stasi-IM
“Theologe” identisch sei, hatten sich das Aktionsbündnis, aber auch
Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Innenminister Jörg
Schönbohm
(CDU) hinter den Kirchenmann gestellt.
“Ich hoffe, dass er weiterhin unser Chef bleibt”, sagte Baer. Aber
darüber
werde erst diskutiert, wenn Wischnath — wohl im Sommer — wieder auf
seinen
Posten zurückgekehrt sein wird. Baer sagte, dass unnötige
Personaldebatten
vom Anliegen des Bündnisses ablenken. So diskutierte das Plenum am
Montag
vor allem die Situation von Flüchtlingen in Brandenburg. Das Thema sei
hochaktuell, nachdem bereits in zwei Fällen von der Polizei das
Kirchenasyl
gebrochen wurde.