Am vergangenen Samstag machten engagierte Bürger_innen auf dem Neustädtischen Markt in Brandenburg an der Havel durch die Verteilung einer neuen Infobroschüre mit dem Titel „Break the silence!“ auf die kontinuierlichen (Neo)naziaktivitäten in der Stadt aufmerksam.
Die elfseitige Dokumentation listet, beginnend in den 1990er Jahren, eine Vielzahl von (Neo)nazis durchgeführten Aktionen, begangenen Delikten und verübten Verbrechen auf, die den Eindruck hinterlassen, dass in Brandenburg an der Havel ein günstiges Klima für das (neo)nazistische Milieu herrsche. Auffällig dabei ist die starke Zunahme von Propagandaaktivitäten bei einer gleichzeitig rückläufigen Zahl der Gewaltstraftaten. „Dies“, so die Verfasser_innen der Broschüre, hänge „mit dem zunehmenden Engagement der NPD zusammen“. Diese (neo)nazistische Organisation setze „im Zuge ihres Strukturaufbaus auf ein vermeintlich friedliches Image, dass sie jedoch bei Betrauung mit politischer Verantwortung – gemäß ihrer Programmatik – ablegen wird.“ Tatsächlich würde dann die „Gewalt“ in „Unrechtsgesetze“ verpackt und quasi legalisiert. „Der“ momentan „rückläufige Trend bei Gewaltdelikten“ verleite „somit zu einem Trugschluss“.
Dutzende der neuen Broschüren wurden am vergangenen Samstag an interessierte Menschen verteilt. Einige Angesprochene schienen jedoch der mit Quellen belegten Auflistung nicht zu trauen. Sie beriefen sich auf die etablierten Medien, in der über derartige Dinge kaum oder nur herunterspielend berichtet wird. Erst im Dezember titelte beispielsweise die Lokalausgabe einer großen Tageszeitung, dass es in Brandenburg an der Havel zwar (Neo)nazis gäbe, jedoch „keine feste(n) Nazi-Struktur(en)“ bekannt seien, obwohl lokale Antifaschist_innen in den Vormonaten immer wieder auf Aktivitäten der NPD Ortsgruppe sowie örtlicher „Freier Kräfte“ hinwiesen. Ein alternatives Informationsangebot durch die Bereitstellung der neuen Broschüre war deshalb unbedingt erforderlich.
Mit Hilfe der Dokumentation wird jedoch nicht nur informiert, sondern auch zu „einem gemeinsamen, präventiven und auch aktiven Handeln gegen den (Neo)nazismus in Brandenburg an der Havel“ aufgerufen. „Probleme werden nicht gelöst, indem sie ausgesessen werden, es sind Herausforderungen, denen wir uns souverän stellen und diese dann natürlich auch bewältigen müssen“, so die Verfasser_innen der Broschüre.
Am 15. Februar 2012 findet übrigens um 18.00 Uhr in der Brandenburger Havelstraße eine Gedenkveranstaltung für den im Jahr 1996 von einem (Neo)nazi ermordeten Sven Beuter statt.
Download Broschüre „Break the Silence!“ (PDF 524 kB)