Bildungsminister stellt dritten Kinder- und Jugendbericht des Landes vor
(MAZ) POTSDAM Die Zahl der minderjährigen Sozialhilfeempfänger ist in den
vergangenen Jahren weiter gestiegen. Während 1994 etwa 17 600 Kinder von staatlicher
Unterstützung lebten, waren es 2000 bereits knapp 22 000. Das geht aus dem 3.
Kinder- und Jugendbericht des Landes hervor, den Bildungsminister Steffen
Reiche (SPD) gestern präsentierte. “Das ist eine Entwicklung, die uns Sorge
macht.” Untersucht wurden die Lebensbedingungen von 752 000 Brandenburgern unter
27 Jahren.
Beunruhigend ist auch die Entwicklung der Gewaltbereitschaft im Land.
Jugendliche würden oft wesentlich brutaler vorgehen als etwa Täter in anderen
Bundesländern, so Reiche. Grund dafür sei das mangelnde Interesse vieler Eltern.
Es sei nicht nachvollziehbar, dass in märkischen Kinderzimmern doppelt so
viele Fernseher und Videogeräte stehen würden wie in westlichen. “Durch
unkontrollierten Fernsehkonsum entsteht ein Nährboden der Gewalt.”
Trotz dieser Negativ-Entwicklungen zog der Minister eine positive Bilanz. In
Brandenburg wachse eine Generation heran, “auf die man stolz sein kann”. Die
Hilfsbereitschaft vieler Jugendlicher während der Elbe-Flut 2002 und der
Schüler-Protest gegen den Irak-Krieg zeige, dass keine Generation von
“Ego-Taktikern” heranwächst, sagte Reiche. “Die Jugendlichen von heute engagieren sich
und treten für ihre Ideale ein.”
Insgesamt hätten sich die Bedingungen für das Aufwachsen verbessert. So sei
das durchschnittliche Haushaltseinkommen kontinuierlich gestiegen. Außerdem
sei die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen unter 20 weiter zurückgegangen. Auch
die Zahl der bei Unfällen verunglückten Kinder sei seit 1991 gesunken.
Gleichzeitig verwies der Minister darauf, dass der Geburtenknick nach der
Wende “einschneidende Veränderungen” in der Jugendarbeit zur Folge habe. Viele
Jugendklubs werde man nicht mehr halten können. Daher sei ehrenamtliches
Engagement wichtiger denn je. Am 610-Stellen-Programm, mit dem speziell
Jugendprojekte unterstützt werden, solle jedoch nicht gerüttelt werden, sagte Reiche.
Zusätzlich soll es durch den Ausbau von Ganztagsschulen weitere Angebote
geben.