Diesen Artikel gibt es bebildert auf der Homepage der Ostsachseninfos
Seit Ende Januar ist es um die Veröffentlichungen auf der Homepage der „Mitteldeutsche Jugendzeitung“ (MJZ) ruhiger geworden, nachdem dort wochenlang enorme Propaganda betrieben wurde, mit der vermeintliche linke Strukturen aus Hoyerswerda und Umgebung aufgedeckt werden sollten. Die
angebotenen „atemberaubenden“ Recherchen der Hoyerswerdaer Neonazis waren dann doch eher dürftig (siehe subversiv #18 „Hilfe: Umgeben von Antifas“).
Sebastian Richter (Deckname: Sepp Hagen) und seine „Freien Aktivisten Hoyerswerda“ (FAH) beeinflussten bis Ende Januar 2003 maßgeblich den Inhalt und Vertrieb der MJZ, jetzt wird der Vertrieb der MJZ aus dem norddeutschen
Ostseeort Wolgast (bei Greifswald) geleitet. Dahinter steckt die sog. „Pommersche Aktionsfront Wolgast“ (PAW) die nach Recherchen antifaschistischer Gruppen aus Mecklenburg-Vorpommern (MV) im Sommer 2002
zum ersten Mal in Erscheinung trat. So wird in einem Reader von antifaschistischen Gruppen in MV über Rechtsextremismus MV 2002 über die PAW berichtet:
Die Neonazis der Pommerschen Aktionsfront (PAF) traten im Sommer 2002 erstmals in Erscheinung. Seitdem versuchen sie sich in Vorpommern mit Aktionen wie “Gedenkveranstaltungen”, “Mahnwachen”, Demonstrationen etc. Der Usedomer Neonazi Michael Kutschke scheut sich nicht, regelmäßig über
ihre Aktivitäten zu berichten, aber auch der Wolgaster Michael Vedder schrieb schon für die PAF. Sie nutzt ein Postfach der sogenannten IG “Taten statt Worte” in Wolgast.
Mehr zu MV und Naziaktivitäten: www.links-lang.de
Seit Anfang diesen Jahres dürfte eine bedeutende Aktivität hinzugekommen sein, der Vertreib der MJZ. Sepp Hagen, so heißt es in einem Update, musste aufgrund personeller Gründe abdanken. Ob das wiederum heißt, dass er Arbeit
gefunden hat (dann natürlich nicht in Hoyerswerda) oder aus anderen Gründen verhindert ist, dass entzieht sich unserer Kenntnis. Jedoch eines lässt sich festhalten, dass sich die MJZ zu einer Nazizeitung entwickelt hat, die
für ganz Ostdeutschland Relevanz haben wird oder bereits hat. So ist die Gründung der MJZ gleichzeitig mit der Aufgabe und damit Zusammenlegung einiger regionaler Nazi-Zeitungsprojekte verbunden wie zum Beispiel „DIE
KAMERADSCHAFT“ aus Hoyerswerda oder „DER JNSler“ (Nord)Brandenburg.
Gleichzeitig zum Aufbau der MJZ haben die lokalen und überregionalen Vernetzungsbemühungen zugenommen. Mindestens ein Treffen, dass über das seit Ende Oktober 2002 nicht mehr betriebene „Nationale Infotelefon Sachsen“ (NIT-Sachsen) angekündigt wurde, hat in Kamenz stattgefunden.
Mindestens zwei weitere Ende 2002 in Hoyerswerda. Zum vorläufigen Höhepunkt veranstaltete die „Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft — Mitteldeutschland“
(BDVG) eine Kundgebung zum 17.11.2002, die vom Bundesvorsitzenden des BDVG
Lars Käppler aus Neckarwestheim angemeldet wurde.
Drei Wochen später hatte der Eberswalder Neonazi Gordon Reinholz die Demonstration der sog. „Lausitzer Arbeitsloseninitiative“ am 07.12.2002 in Hoyerswerda angemeldet, die maßgeblich durch Reinholzes „Märkischen
Heimatschutz“ (MHS) organisiert und durchgeführt wurde. Das lächerliche Projekt „Lausitzer Arbeitsloseninitiative“ entpuppte sich schnell zudem was es ist: eine getarnte Bezeichnung eines Nazi-Netzwerkes.
Trotzdem gibt es aber auch anderweitige Tendenzen: Das alljährliche Auflaufen der ostsächsischen Nazigruppen am ersten Juli-Samstag in Zittau, dem Nazi-Gedenken an den selbstverschuldeten Tod Holger Müllers 1992 in
Zittau, war in der Vergangenheit noch ein echter Beweis für eine regionale Vernetzung. Seit dem letztem Jahr jedoch nicht mehr vorhanden; nur etwa 50 Nazis marschierten durch Zittau Süd. Alle Versuche eine Vernetznetzung
neuerdings durch markante Transparentsprüche hervorzuzaubern, wie es der Glossener Nazikader Holger Zimmermann am Ersten Mai 2003 in Berlin
versuchte, sind jedoch lediglich Augenwischerei.
Auch andere regionale Nazi-Vernetzungsprojekte sind glücklicherweise in der Vergangenheit den Bach heruntergegangen, weil diese meist nur von wenigen
Nazikadern getragen wurden. Durch Bemühungen Reinholzes wurde 1999 das „Nationale und Soziale Aktionsbündnis Mitteldeutschland“ (NSAM) gegründet, was an ähnliche Vorhaben in Norddeutschland erinnert. Jedoch ist
diese Vernetzungsbemühung kläglich gescheitert. Jetzt wird diese Netzwerk-Bezeichnung von der Wolgaster Kameradschaft verwendet.
Die lokalen NPD-Kader wie Klaus Menzel aus Waldhufen und Jürgen-Uwe Krumpholz aus Görlitz „glänzen“ nur noch durch verzweifelte Einzelaktivitäten. Beide liefen am 24.04.2003 in Dresden zur Gründung eines “Nationalen Bündnis für Dresden” (ART Dresden berichtete) in Dresden
auf. Am 1.Mai 2003 krakelte Menzel auf einem Aufmarsch des „Bündnis Rechts Lübeck“ in Dresden, am 8.Mai 2003 in Begleitung des Gersdorfers NPDler Stefan Latzel ebenfalls. Doch warum kamen die Lübecker Nazis um Dieter Kern
gerade auf Dresden? Kontakte nach Lübeck dürften schon länger bestehen, so wird Enrico Kehring aus Niesky als Ansprechpartner für das „Bündnis Rechts Sachsen“ angegeben. Dieter Kern aus Lübeck, war auf dem kläglichen
Aufmarsch der „Interessensgemeinschaft für die Wiedervereinigung Gesamtdeutschlands e.V.“ (IWG) am 13.04.2002 in Bad Muskau, Mitglieder der
Nieskyer Kameradschaft „Schlesische Jungs“ durften brav das Transparent
des „Bündnis Rechts“ halten. Zum 24.08.2002 meldete Kehring gar selbst eine
Kundgebung in Löbau an, die jedoch Tage zuvor abgesagt wurde (angeblich
wegen des Hochwassers).
Durch den „Verlust“ von Sepp Hagen, ist der ostsächsischen Naziszene jedoch eine wichtige Bezugsperson entronnen. Man kann davon ausgehen, dass die bisher verhältnismäßig große
Relevanz der Region Sachsen in der Zeitung schwinden wird.
Nazipropaganda verhindern – immer und überall!
Ostsachseninfos
Görlitzer Infogruppe
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