Aus Anlass des Naziüberfalls auf das Vereinsgebäude des Chamäleon e.V.
in der Sylvesternacht demonstriert am kommenden Samstag in Potsdam ein
breites Bündnis unter dem Motto „Den rechten Vormarsch stoppen, in
Potsdam und überall — Für eine emanzipierte Jugendkultur“.
Der Angriff von 50 Neonazis auf den Vereinssitz des gemeinnützigen
Jugend- und Kulturvereins Chamäleon e.V. war jedoch nur der Höhepunkt
einer langen Reihe rechtsextremer Übergriffe in Potsdam. Seit August
letzten Jahres häufen sich die Gewalttaten vor allem
rechtsorientierter Jugendlicher — aber auch Erwachsener – gegen
Personen, die nicht in ihr rassistisches Weltbild passen. Opfer sind
dabei zumeist MigrantInnen, Flüchtlinge und Andersdenkende.
Auch die Tatsache, dass es in Potsdam im genannten Zeitraum die ersten
drei Demonstrationen Rechtradikaler innerhalb der letzten 10 Jahren
gab, zeigt deutlich, dass ihr rechtsextremes Gedankengut immer weitere
Verbreitung findet und sich scheinbar offen äußern kann.
Dabei beschränkt sich der „Aktionsradius“ der Neonazis keineswegs auf
die Randbezirke Potsdams, sondern umfasst alle Stadtteile: Tatorte
rechter Gewalt sind genauso die Innenstadtbereiche, wo unter den Augen
von Passanten und Anwohnern immer wieder Naziparolen gerufen und
Menschen tätlich angegriffen werden.
Besonders deutlich wurde dies bei dem Überfall auf den Chamäleonverein:
mehrere Dutzend Neonazis konnten stundenlang in Potsdams Mitte Drohungen
und „Sieg Heil“ durch die Straßen rufen und ungestört das Erdgeschoss
des denkmalgeschützten Hauses zertrümmern. Erst als die von den
eingeschlossenen BewohnerInnen alarmierte Polizei eintraf, konnte dem
Spuk ein Ende gemacht werden.
Mit der am 11.01.02 stattfindenden Demonstration soll ein sichtbares
Zeichen gegen das Erstarken menschenverachtender Ideologien und für
mehr Zivilcourage gesetzt werden. Es geht dabei jedoch nicht nur um
Potsdam, sondern um alle Orte an denen rechtsradikale Übergriffe
stattfanden oder noch stattfinden werden.
Die Demonstration beginnt am Samstag um 13.00 am Luisenplatz. Die
Veranstalter hoffen auf ein möglichst breites Spektrum an Teilnehmenden.
Chamäleon e.V.
Der Vorstand