Laut Tagesspiegel (Samstagsausgabe) vom 12.5. wird die Bundeswehr in Brandenburg demnächst rund 1000 Stellen in Brandenburg streichen. Die Zukunft von 300 weiteren ist ungewiss. Bundesweit stehen bis 2010 etwa 21000 Stellen zur Disposition. Nichtsdestotrotz soll der Personalabbau sozial verträglich gestaltet werden, wobei wir an dieser Stelle verdeutlichen wollen, dass die angekündigten Visionen nicht trotz, sondern wegen des Personalabbaus bei der Bundeswehr als sozial verträglich bezeichnet werden müssen. Als bestes Beispiel dient dazu das Geschlechterbild innerhalb der Bundeswehr, welches wir hier kurz darstellen und kritisieren wollen.
Vermeidliche Männlichkeit und Militarismus gehören eng zusammen. Beide Elemente sind eng verbunden und verhelfen sich gegenseitig zur ständigen Erneuerung. Ein Militär ohne Männer ist nicht vorstellbar. Historisch betrachtet hat sich der Militarismus zu einem festen Bestandteil in der deutschen patriarchalen Gesellschaft entwickelt. War doch der politischen und wirtschaftlichen Bedrohung von außen stets nur durch militärischer Einigkeit seitens der sonst so zerstrittenen deutschen Kleinstaaten entgegen zu wirken. Dass dabei Männer zur Waffe griffen, versteht sich von selbst. Heute wie damals wurden bzw. werden Soldaten in Kasernen gesteckt und mit Drill und Härte zu Disziplin, Gehorsam und Unterwürfigkeit erzogen. Es geht darum, dass Konstrukt Nation, Deutschland, zu verteidigen und ggf. dafür zu sterben. Das Bild vom tapferen, heldenhaften Soldaten verfestigt den Prozess, wobei hier festzustellen ist, dass die „positiven“ Eigenschaften eines Soldaten stets typisch männliche sind, folgend den Stereotypen.
Während „Männlichkeit“ gefördert wird, erfolgt zugleich eine Abwertung der Frau. Die Waffe des Soldaten wir als dessen Braut bezeichnet. Bei Liegestützen wird der Soldat aufgefordert, sich vorzustellen, dass Frauen unter ihnen lägen. Soldaten, die keine Waffe in die Hand nehmen wollen, werden als „schwul“, „Mutti“ oder „Heulsuse“ bezeichnet. Frauen im Militär werden typisch weiblichen Tätigkeitsfeldern, wie der Arbeit in Kantinen oder Lazaretten, zugeordnet. Auch sie müssen sich militärischen und männlichen Normen unterwerfen. Zeitgleich müssen sie aber auch männlichen Schönheitsnormen entsprechen, da Frauen trotz Sicherheitsgründen und Einheitszwang lange Haare tragen sollen. Zur Ausgehuniform für öffentliche Veranstaltungen müssen Frauen Röcke tragen.
Es bleibt festzustellen, dass Frauen im Männerklub mitmachen dürfen, sich aber letzten Endes männlichen Vorstellungen unterwerfen sollen. Eine Gleichberechtigung bei gleichem Status ist nicht erwünscht. Da helfen auch keine Gelöbnisse, Musikbands oder Jugendoffiziere weiter. Eine vollständige Emanzipation, das Abschaffen des Konstruktes Geschlecht, welches Rollenbilder und Unterdrückung verfestigt, ist nur mit dem Ende des Militärs möglich. Der Abbau der Stellen muss der Anfang sein – die Forderung nach einem völligen Ende der Bundeswehr die richtige Schlussfolgerung.