Strausberg — Keine Proteste aber jedes zehnte Auto von der Polizei
An jeder Zufahrtsstraße ein Mehrpersonenfahrzeug, mehr als eine Hundertschaft BereitschaftspolizistInnen aus Märkisch Oderland und Potsdam, jedes zehnte Auto eine Polizeistreife, hinterm Zaun der Kaserne alle hundert Meter ein Wachposten der Bundeswehr, eine Hundestaffel und berittene Polizisten — sie alle sollten heute das Gelöbnis in der Barnim Kaserne vor Störungen schützen. Das alles erinnert eher an einen Castortransport als an die Vereidigung von RekrutInnen der Bundeswehr.
Wachposten der Bundeswehr zum Schutz vor ungewünschtem Publikum
Bereits seit einem Jahr steht fest, dass die Bundeswehr in Strausberg ein Gelöbnis abhalten möchte. Dieses Ereignis sollte nicht wie üblich hinter den Mauern der Kaserne stattfinden, sondern einen Platz in der Öffentlichkeit finden. Diese militärische Werbeveranstaltung sollte in einem Stadion nahe der Innenstadt abgehalten werden. Die “Energie-Arena”, so der Name des Stadions, wurde schon 2001 für ein Gelöbnis dieser Art missbraucht und sollte in diesem Jahr ein zweites Mal dafür herhalten.
Um der offensiven Öffentlichkeitsstrategie der Bundeswehr etwas entgegen zu setzen und sich kritisch zu einer sukzessiven Militarisierung des öffentlichen Raumes zu positionieren, gründete sich Mitte des Jahres das “Bündnis gegen Militarismus Strausberg” (BgMS). Ende Oktober verteilte das Bündnis in vielen Haushalten Strausbergs Broschüren mit dem Titel “Sauberes Image — Befleckte Weste” und bot Raum für Diskussion auf seinem
Mit dieser Broschüre wurde die Armee “ins Kreuzfeuer” genommen. Sie gab einen Aufschluss darüber, in wie fern öffentliche Gelöbnisse für das gute Image der Bundeswehr sorgen sollen. In der Broschüre heißt es, dass es Ziel sei “die BunderwehrsoldatInnen als BürgerInnen in Uniform” darzustellen und nicht als ausgebildete “MörderInnen mit Kadavergehorsam”. Eine Sprecherin des “Bündnis gegen Militarismus Strausberg” (BgMS) sagte: “Mit solchen Gelöbnissen, wie es in Strausberg stattfinden sollte, versucht die Bundeswehr sich in das alltägliche Bild der StrausbergerInnen einzupassen und will somit Militär als bürgernah verkaufen.”
Im Zusammenhang mit der erschienenen Broschüre wurde eine Veranstaltungsreihe zu den Themen Bundeswehr im Ausland, Neue Deutsche Außenpolitik und Imagepflege der Armee organisiert. Ein Appell auf der Terminseite, das Gelöbnis zu stören, war auch zu finden. Gleichzeitig gab es eine Demoanmeldung direkt vor der “Energie-Arena”.
Diese Meldungen führte die Bundeswehr zu dem Entschluss, die öffentliche Vereidigung der LuftwaffenrekrutInnen in die Kaserne zurück zu verlegen. Dort wo sie vierteljährig stattfindet und nur von der Familien-Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Die Sprecherin des BgMS sagte, dass sie “die Entscheidung der Bundeswehr begrüßen” und “von einer weiteren Mobilisierung zu Störaktionen absehen”.
Eine der zwei Einfahrten der Barnim Kaserne
Gegen 16.00 Uhr konnten die Gäste der Vereidigung wieder nach Hause fahren. Einige wunderten sich, warum keinerlei Protest zu dieser Veranstaltung stattfand. Die Sprecherin des Bundnisses gegen Militarismus meinte dazu: “Wir mussten antimilitaristischen Gruppen aus dem ganzen Bundesgebiet absagen, weil wir das erreicht haben, was wir uns als Zielstellung gesetzt haben, nämlich das Gelöbnis im öffentlichen Raum zu verhindern. Trotz dieses Teilerfolges werden wir weiterhin die Situation in Strausberg kritisch verfolgen und unser Ziel, eine entmilitarisierte Gesellschaft, nicht aus den Augen verlieren.”
Weitere Fotos:
Polizei vor der Energie Arena in der Wiezener Straße
Fußgängerübergang vom Bahnhof zur Kaserne
Berittene Polizei zwischen Bahnhof Strausberg (Vorstadt) und dem Kasernengelände
Polizei hinter den Gleisen vom Bahnhof Strausberg (Vorstadt)