In zeitlicher Nähe zum 75. Jahrestag der Machtübergabe an die Nationalsozialisten in Deutschland stellte kürzlich der NPD Stadtverband Rathenow auf der Internetseite des NPD Kreisverbandes Havel – Nuthe mehrere Statements zu tagespolitischen Themen mit deutlichen Bezug auf die Brandenburger Kommunalwahlen im kommenden Herbst ins Internet. Hierin gibt sich die Parteisektion als Teil einer scheinbaren Volkspartei aus, die bemüht ist alle Wählerschichten lagerübergreifend zu erreichen. Aus der gesamten Bandbreite des politischen Spektrums, wurden so einzelne Versatzstücke entnommen um der Bevölkerung eine vielfältig aufgebauschte Programmatik vorzugaukeln, bei der die eigentlichen Kernpunkte national — „demokratischer“ Politik – Volksgemeinschaft, Rassismus und Antisemitismus — ganz bewusst nebenbei hoffähig gemacht werden sollen.
Steuervergünstigung für mittelständische Unternehmen nach Vorbild der FDP, eine konservative Familienpolitik nach Vorbild der CDU oder einfache Forderungen nach kostenloser Krippen – und Schulspeisung nach Vorbild der LINKEN sind so anscheinend die derzeitigen Schwerpunkte der NPD Programmatik. Das dies jedoch nicht den Charakter einer zum „System“ konträren Opposition entspricht, wie sich die Partei mit ihrem revolutionär „sozialistischen“ und „antikapitalistischen“ Konzept im Zusammenhang mit der Antiglobaliserungskampagne auch in Rathenow präsentierte, wird dabei offenbar bewusst in Kauf genommen. Der Bürger der politischen „Mitte“, den die NPD zurzeit vorrangig bewirbt, soll nicht mit pseudorevolutionären Mummenschanz und übermäßiger Aggressivität verunsichert werden.
Trotzdem versucht die Partei und ihre regionalen Verbände am Rande aber auch weiterhin rassistische und antisemitische Stereotypen im Wählervolk zu etablieren, dies jedoch wesentlich subtiler. So monierte die Rathenower Parteisektion beispielsweise im Vorfeld des diesjährigen Holocaustgedenktages in einem weiteren Statement auf ihrer Internetseite die geplante Sanierung des Mahnmals für die Opfer der Shoa in Berlin als reine Geldverschwendung, während sie im selben Artikel der Finanzierung von Denkmälern zu Ehren „deutscher Dichter, Denker oder Soldaten“ offenbar nicht abgeneigt gegenüber stehen.