Dies soll eine Veröffentlichung von Geschehnissen darstellen, schlichte Fakten darüber, wie sich das Interesse von Neonazis aus dem Raum Eberswalde/Barnim an Antifas aus Bad Freienwalde rapide steigert und wie sich dieses, besonders seit Ende des vergangenen / anfang des Jahres äußerte. Wir haben uns zu diesem Schritt entschieden, um auch anderen Personen/Gruppen die Möglichkeit zu geben sich ein Bild aus Bad Freienwalde und Umgebung zu machen. Obwohl vorangegangene Überlegungen unsererseits auch die Möglichkeit in Erwägung zogen, vorerst keine Veröffentlichung zu diesem Thema vorzunehmen. Einerseits um abzuwarten bis sich das Interesse eventuell etwas legt, aber auch, um der schon verunsicherten linken Jugend aus Bad Freienwalde weitere Unannehmlichkeiten zu ersparen, die bis jetzt schon des öfteren entstanden sind. Doch Tatsache ist, dass damit nichts gewonnen worden wäre. Im Gegenteil halten wir es gerade für wichtig mitzuteilen was sich in letzter Zeit in Bad Freienwalde und Umgebung abspielt. So versuchten Eberswalder Neonazis des öfteren Jugendliche aus dieser Region anzuwerben. Wir wollen hiermit auf ihre verstärkten Aktivitäten in Bad Freienwalde aufmerksam machen und informieren.
Am 19.10.2007 um 18.00 Uhr suchten Eberswalder Nazis das erste mal die Räumlichkeiten der Bad Freienwalder Alternative e.V. auf und trafen dort auf ein Mitglied. Sie bedrohten es, es solle seinen “Zeckenfreunden” bescheid sagen, dass sie wüssten was passiert ist und wer es war, dass sie bereits Anzeige erstattet hätten und das, wenn so etwas noch einmal vorkommen sollte, sie weitaus weniger freundlich wiederkommen würden und etwas viel Schlimmeres passieren würde, da dies gerade der friedliche Weg sei. Das Mitglied äußerte sich dazu kaum, nur dass es nicht wüsste um was es gehe, es aber anderen Mitgliedern des Vereins ausrichten würde. Daraufhin verließen die Nazis das Gelände mit einem schwarzen Kombi. In Gesprächen mit der Antifa konnte das Mitglied anhand von Bildern einen der beiden “Besucher” als Christian Banaskiewicz (Rechte Hand von Gordon Reinholz) identifizieren, der Zweite blieb allerdings unbekannt.
Einen Monat später, am 24.11.2007, wurden zwei Jugendliche wiederum von zwei Eberswaldern Neonazis attackiert. Als sie in der Wriezener Straße gegen 23.00 Uhr auf einen Freund warteten, parkte ein Auto mit dem Kennzeichen BAR-E-249 vor der Wohnung eines bekannten Neonazis. Kurz nachdem die Insassen des Autos in diese Wohnung gegangen waren kamen sie auch schon wieder heraus gerannt. Vermummt und mit Teleskopschlagstöcken bedrohten sie die Jugendlichen und beschimpften sie als “Zecken” und “Antifaschweine”. Den Opfern gelang es zum Glück zu fliehen.
Wenige Zeit später, am 03.12.2007, wurde ein Bad Freienwalder Punk in Eberswalde von zwei Neonazis angepöbelt und verprügelt. Bei den Tätern handelte es sich um Sebastian E. aus Bernau und um Andy G. aus Eberswalde. Durch eine Frau, die ein großes Maß an Zivilcourage zeigte und sich den Nazis in den Weg stellte gelang dem Punk die Flucht. Dies hatten auch die Neonazis vor, doch als sie in das Auto eines Kumpels steigen wollten, nachdem sie mit ihren Handys Fotos von der Frau geschossen hatten, wurden sie von der Polizei gestellt. (Quelle: MOZ)
Am Ende diesen Monats, am 28.12.2007 trafen in Heckelberg (ca. 18 km von Bad Freienwalde entfernt) zwei Jugendliche auf fünf Eberswalder Neonazis. Unter Ihnen befand sich Christian Banaskiewicz. Von zwei Weiteren ist eine Personenbeschreibung vorhanden. Einer von ihnen trug eine schwarze Lederjacke, eine schwarze Mütze mit Flammenmuster und hatte einen “Zickenbart”. Auch die zweite Person war schwarz gekleidet, mit schwarzer Mütze und schwarzen Ohrringen. Sie stellten Fragen zur Antifa Bad Freienwalde und wollten wissen wer in ihr aktiv sei, erhielten jedoch keine Antworten.
Daraufhin, später am selben Abend, erreichte die Dreistigkeit der Eberswalder Neonazis ihren bis jetzigen Höhepunkt. Mit einer Gruppe von sieben Personen statteten sie wiederum den Räumlichkeiten der Bad Freienwalder Alternative e.V. einen Besuch ab. Wie selbstverständlich setzten sie sich und forderten auch die anwesenden Mitglieder des Vereins dazu auf, mit der Begründung, sie wollen mal in Ruhe mit ihnen reden. Dieses Gespräch soll wohl eher einem Verhör geglichen haben, denn nachdem die Nazis kurz den Sachverhalt dargelegt hatten, nämlich das in dem Eberswalder Nazi-Laden “NMV-Versand”, geführt von Gordon Reinholz (ehemaliger MHS‘ler), angeblich die Fensterscheiben eingeschmissen worden seien, dass sie dies nicht mehr annehmbar fänden und dass sie der Meinung seien, dies sei das Werk von Antifas aus der Region gewesen. Danach folgten viele Fragen über die mutmaßlichen TäterInnen. Wer sei in der Antifa Bad Freienwalde? Ob sie sich in den Räumlichkeiten der Bad Freienwalder Alternative e.V. aufhalten? Woher haben sie die Informationen, die in Pressemitteilungen durchaus wahrheitsgetreu wiedergegeben werden? Wie sei das Verhältnis zu dem Inforiot und ob man davon Personen kenne? Allerdings trafen sie damit bei den Mitgliedern des Vereins auf Unwissenheit. Auf die Frage hin, wo sich die Antifa denn sonst noch so in Bad Freienwalde aufhalten könnte, viel den Vereinsmitgliedern leider nichts ein. Nach einer halben Stunde traten die Nazis unter ihnen wieder Christian Banaskiewicz und der Bad Freienwalder Kontaktmann Robert Gebhardt den Heimweg an. Auf diesem Weg statteten sie noch dem Offi, ein so genanntes Jugend‑, Kultur‑, Bildungs-und BürgerInnenzentrum, einen kurzen Besuch ab um dort eventuell ihr Glück zu versuchen. Allerdings scheiterte auch dieser Anlauf.
Am Freitag, den 25.01.2008 um 13.30 Uhr haben zwei Unbekannte einen weiteren, vermeintlich linken, Jugendlichen angehalten, um auch diesen über die Antifa und die Bad Freienwalder Alternative e.V. zu befragen. Der Jugendliche beneinte alle Fragen, worauf die Unbekannten meinten, dass dieser nicht besonders gesprächig sei. Nach ca. 5 min. verließen die Unbekannten den Ort mit einem dunkelblauen VW-Passat mit dem Kennzeichen: BAR-Y-769. “Sie waren etwa 30 Jahre alt, der eine trug eine Sonnenbrille und hatte dunkle, braune Haare”, sagte * Ronny Höckler.
Acht Tage später, am 02.02.2008 beschatteten die Insassen von zwei Autos mit Barnimer Kennzeichen, eines davon ein dunkelblauer Golf, die Räume der Bad Freienwalder Alternative e.V. von einem benachbarten Parkplatz aus (von 20.00 Uhr bis 24.00 Uhr). Gegen 01.00 Uhr kam ein silberner BMW (MOL), mit mindestens drei Insassen, direkt zu den Räumlichkeiten. Einer von ihnen versuchte sich Zugang in die Räume zu verschaffen, da die Tür allerdings verschlossen war, schlug er ein Fenster ein. Daraufhin flohen die Täter. “Wir hatten höllische Angst sagten * Dominik Gerlach und Mia Lohse” die das Geschehnis aus dem Fenster beobachteten. Die Polizei, welche alarmiert worden war, unternahm allerdings nichts um den Sachverhalt aufzuklären. Stattdessen weigerten sie sich, einen Handabdruck aufzunehmen, den der Täter an der Fensterscheibe zurückgelassen hatte.
„Aus unserer Chronik kann man deutlich erkennen das Eberswalder Neonazis verschärft ein Auge auf Bad Freienwalde und Umgebung geworfen haben. So kam es beispielsweise nach einer antifaschistischen Demonstration am 07.07.2007 zu mehreren Bedrohungen und Körperverletzungen. Auch bei dem Bad Freienwalder Altstadtfest Anfang September wurden Jugendliche von Eberswaldern Neonazis verprügelt und durch die Stadt gejagt. Daran zwar nicht beteiligt aber auch anwesend war Gordon Reinholz. Dieser wurde des öfteren mit dem stadtbekannten Neonazi Robert Gebhardt gesehen, wie sie sich austauschten und Kontakte vertieften. Das gute Verhältnis von Robert Gebhardt zu seinen Eberswaldern Kameraden macht sich a
uch jetzt immer öfter bemerkbar. Das sie jetzt sogar direkt auf alternative Jugendliche zugehen um “Gespräche” zu suchen zeigt eindeutig, dass sie immer dreister werden und keine Möglichkeit auslassen Einschüchterungs- und Verunsicherungsversuche zu starten. Wir wollen hiermit die Aufforderung an Alle stellen, sogenannte Gespräche mit Nazis zu vermeiden / verweigern, da man nie weiß welche kleinste Information für sie von großer Bedeutung sein könnte, außerdem sollte bei Übergriffen nie weg geschaut werden sondern wichtig ist es einzugreifen und falls nötig Hilfe zu alarmieren. Denn ein Schweigen ist eine stille Zustimmung, durch das weg schauen toleriert man die Verhältnisse. Es hilft nicht nur darüber zu reden, es gilt einzugreifen und ein klares Zeichen gegen Neonazis, aus welcher Region auch immer, zu setzen. Betrachtet man Bad Freienwalde oberflächlich, dann scheint alles in Ordnung zu sein: Kaum gewalttätige Übergriffe auf Andersdenkende im Verhältnis zu anderen brandenburgischen Städten, doch dies ist nur der Schein. Beim genaueren Betrachten der Situation ist eindeutig zu erkennen, dass die Nazis genauso dreist und gefährlich sind wie auch andererorts. Nur mit dem Unterschied, dass die Problematik hier gerne relativiert und heruntergespielt wird.” so Lena Serath — Pressesprecherin der Antifa Bad Freienwalde [AFRW].
* Namen zum Schutz der Opfer geändert