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Bunte Farben und Musik statt Heldengedenken in Halbe

Karin Weber hat am Woch­enende auf dem Feld­bett im Zelt auf ein­er großen Wiese im Gewer­bege­bi­et in Halbe über­nachtet. Die Schön­walderin wollte ganz nah dran sein, wenn junge Musik­er Posi­tion gegen rechts beziehen. Weber, die für Die Linke im Bran­den­burg­er Land­tag sitzt, gehört zu den Ini­tia­toren des zweitägi­gen Jugend­konz­erts „send a sign – Halbe bleibt bunt“. Die Idee: Mit Musik gegen rechts und für ein tol­er­antes Miteinan­der ein Zeichen setzen.

„Halbe gehört nicht den Nazis“, sagte der Ein­wohn­er Arnold Mossham­mer. „Wir wehren uns gegen ihr Heldenge­denken. Krieg darf es nie wieder geben.“ Der 73-Jährige über­lebte die Kesselschlacht 1945 in Halbe und engagiert sich heute im Aktions­bünd­nis gegen Gewalt, Recht­sex­trem­is­mus und Frem­den­feindlichkeit – der Plat­tform des Jugend­konz­erts. „Wir wollen jun­gen Musik­er eine Chance geben, ihre Posi­tion gegen rechts zum Aus­druck zu brin­gen“, erk­lärte Mosshammer.

21 Bands zeigten Flagge

21 Grup­pen aus Bran­den­burg, Berlin, Sach­sen und Eng­land woll­ten dabei sein. „16 wäre zeitlich opti­mal gewe­sen“, sagte Weber, „doch wer unsere Sache unter­stützt, soll auch spie­len.“ Rock, Pop, Blues, Hip Hop – allein schon die ganz unter­schiedlichen Musik­stile zeigten ein buntes Spek­trum. Auch „Kopfüber“ aus Gehren hat­te sich bewor­ben. „Solch eine Chance lassen wir uns nicht ent­ge­hen“, sagte Felix Hege­wald (20). „Das Konz­ert ist schließlich eine Ver­anstal­tung mit über­re­gionaler Bedeu­tung. Hier kön­nen wir unsere Musik einem bre­it­en Pub­likum präsentieren.“

Allerd­ings ver­fol­gten sehr wenige Zuhör­er den Auftritt des Trios. Das Fest­gelände füllte sich am Sam­sta­gnach­mit­tag nur sehr langsam. „Schade, dass wir als Erste spie­len mussten“, bedauerte Ron­ny Jank. Den­noch: „Wir wollen deut­lich machen, dass wir gegen Nazis sind, deshalb sind wir hier.“ Der 17-jährige Gym­nasi­ast ist Tex­ter und Ideenge­ber der Gruppe, zu der noch Sebas­t­ian Neu­mann (20) gehört. Inzwis­chen haben die jun­gen Musik­er ihre erste CD pro­duziert. „Auch mit klar­er Aus­sage gegen rechts“, sagte Ron­ny Jank.
„Es ist super und macht Hoff­nung, wenn sich junge Leute so deut­lich posi­tion­ieren“, sagte der engagierte Hal­ber Mossham­mer. „Jugendliche drück­en ihre Emo­tio­nen halt über die Musik aus.“ Für den 73-Jähri­gen war das zweitägige Konz­ert deshalb sin­nvoll: „Wir wollen nicht nur aktiv sein, wenn die Nazis in Halbe marschieren, son­dern selb­st ein Sig­nal setzen.“

Zu den Teil­nehmern auf der Bühne gehörte auch „Excusez-moi“ aus Lübben. „Wir machen halt gern Musik“, sagte Vin­cent Höck (16). „Die Ver­anstal­tung hat uns einen Auftritt ermöglicht.“ Allerd­ings sei es schw­er, eine poli­tis­che Botschaft zu ver­mit­teln, da «Excusez-moi» Instru­men­tal­musik mache.
Lau­ra M. Schweng­ber ist eine der Organ­isatoren der Ver­anstal­tung, bei der beispiel­sweise auch Sprayer Stel­lung bezo­gen und das Fest­gelände bunt gestal­teten. Die 17-jährige Gym­nasi­astin aus Lübben knüpfte den Kon­takt zu den Grup­pen, plante den Ablauf mit. „Tol­er­anz und Respekt sind mir wichtig. Ich will helfen, ein klares Zeichen gegen rechts zu set­zen, allerd­ings auch nicht in ein anderes Extrem zu ver­fall­en. Wir wollen ein­fach Spaß haben für Demokratie“, sagte Lau­ra, weshalb sie sich engagiert.

Wer aber garantiert, dass das auch wirk­lich alle Teil­nehmer wollen? „Wir haben uns zuvor über jede Gruppe informiert“, erk­lärte die 17-Jährige, die selb­st Musik macht. Es gebe klare Regeln für das Konz­ert: Springer­stiefel seien tabu, auch andere Klei­dung in die eine oder andere extreme Richtung.

Ver­fas­sungss­chutz war mit dabei

Allerd­ings ist die Bedeu­tung von Sym­bol­en und Kennze­ichen etwa des Recht­sex­trem­is­mus nicht leicht zu durch­schauen. Deshalb war der Ver­fas­sungss­chutz mit einem Stand in Halbe dabei. „Wir wollen informieren, aufk­lären, mit den jun­gen Leuten ins Gespräch kom­men“, erk­lärte ein Mitarbeiter.
Laut Karin Weber ver­fol­gten mehrere Hun­dert Teil­nehmer das zweitägige Konz­ert. Auch wenn sie mit mehr Besuch­ern gerech­net habe, sei die Ver­anstal­tung ein Erfolg gewe­sen: „Immer­hin“, so die Land­tagsab­ge­ord­nete, „haben sich rund 250 Helfer für ‚Halbe wird bunt’ engagiert.“ Das Pro­jekt wurde vom Land­kreis Dahme-Spree­wald gefördert und von zahlre­ichen Spon­soren und Part­nern unterstützt.

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