(Antifaschistische Recherche Potsdam & Umland). Der Potsdamer Neonazi und, zuletzt parteilose, Stadtverordnete Marcel Guse hat sein Mandat im Potsdamer Stadtparlament niedergelegt [1]. Laut den “Potsdamer Neusten Nachrichten” tat er dies aufgrund eines Wohnortwechsels.
Wahrscheinlich wohnt Guse schon seit einigen Monaten im südlich von Potsdam gelegenen Beelitzer Stadtteil Wittbrietzen, eine halbe Stunde von Potsdam entfernt. Dort arbeitet er in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Dies belegen Bilder, die allem Anschein nach von Guses Handy stammen und vor einigen Wochen im Internet anonym veröffentlicht wurden [2].
Neben einer Reihe verschiedener Bilder enthielten die veröffentlichten Daten auch die Telefon- bzw. Kontaktliste Guses. Darin befinden sich neben den Telefonnummern bundesweit bekannter Neonazigrößen wie Udo Voigt, Christian Worch, Jörg Hähnel und Thomas Salomon auch zahlreiche Kontakte von Brandenburger und Potsdamer Neonazis. Es tauchen ebenso Privatnummern mit dem zusätzlichen Vermerk “Chiron” auf, von denen es sich bei mindestens einer Person um einen Trainer der Kampfsportschule “Chiron” in Babelsberg handelt, auf. Dies lässt darauf schließen, dass Marcel Guse dort selbst trainiert hat oder es immer noch tut.
Marcel Guse stand wohl auch mit Maik Eminger in Verbindung – seine Nummer ist in der Liste ebenso vertreten. Auch waren sie beide anwesend, als am 16.02.2009 im Bürgerhaus am Schlaatz eine Bürger_innenversammlung zum geplanten Umzug des Asylsuchendenheims stattfand. Eminger hielt sich hier jedoch im Gegensatz zu Guse dezent zurück und beobachtete lediglich die Veranstaltung [3]. Neben ihm waren auch noch die Potsdamer JN’ler beziehungsweise Mitglieder der “Freie Kräfte Potsdam” Carsten S., Thomas P. und Mirko K. anwesend. Maik Eminger ist Leiter des Stützpunktes der “Jungen Nationaldemokraten (JN) Potsdam” [4]. Nach außen hin in dieser Funktion erkennbar, trat er in dieser Position jedoch nie in Erscheinung.
Der Bruder von Maik Eminger – André Eminger – wurde am 24. November dieses Jahres im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den “Nationalsozialistischer Untergrund” (NSU) auf Maik Emingers Grundstück in Grabow (Mühlenfließ) festgenommen [5]. Dies verdeutlicht, dass es auch Kontakte und direkte Verbindungen von Potsdamer Neonazistrukturen zur NSU gab. Auch bei Marcel Guse, der als einer der wichtigsten Akteure der Potsdamer Neonaziszene der letzten Jahre gilt, können (in)direkte Kontakte zur NSU nicht vollkommen ausgeschlossen werden.
Auf den veröffentlichten Bildern, posierte Guse entweder vor dem Spiegel, vor landwirtschaftlichem Gerät mit Schweißerbrille oder vor einem Traktor. Er ist jedoch nicht nur auf solchen trivialen Bildern zu sehen. Auf einem posiert er vor dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin, sich die Nase zuhaltend und lächelnd. Dies verdeutlicht einmal mehr seine schon oft erwähnte Nähe zur NS-Ideologie und seine Respektlosigkeit gegenüber den Opfern der Schoa.
Bei den veröffentlichten Daten ist weiterhin eine Liste mit Musiktiteln, die er offenbar auf seinem Handy hatte, aufgeführt. In der Aufzählungen finden sich bekannte Stücke wie “Pack die Badehose ein” oder “Anita”. Aber auch für die Allgemeinheit weniger bekannte, jedoch in der Neonaziszene ebenfalls zu “Klassikern” gewordene Musik der Neonazibands “Stahlgewitter”, “Sleipnir” und “Landser” ist zu finden. Indizierter RechtsRock gehört offensichtlich ebenso zu seinem Musikgeschmack wie deutsche Schlagermusik. Textpassagen, in denen die Rede von “Alle Deutschen auf zum Krieg – Gegen die Kanackenrepublik” oder “Schlagt sie tot, schlagt sie tot – Schlagt die Kommunisten tot!”, lassen auf seine gefestigte menschenverachtende Ideologie schließen.
Marcel Guse ist ein menschenverachtender Neonazi, was sich auch durch seine Handydaten wieder bestätigt. Er hat sich zwar aus dem Potsdamer Stadtparlament zurückgezogen jedoch deutet nichts darauf hin, dass er nicht weiterhin mit aktiven Potsdamer Neonazis im engen Kontakt steht und sich an Aktionen beteiligt. Er war in den letzten Jahren wichtigstes Bindeglied zwischen parlamentarischen Neonazis und “Freien Kräften”. Seine Stellung ist nach wie vor nicht zu unterschätzen. Auch wenn er nicht mehr in Potsdam wohnt, heißt dies noch lange nicht, dass er sich hier auch politisch zurückziehen wird.