Basisverbände nehmen in der Zuwanderungsfrage auch einen Bruch des Regierungsbündnisses mit der SPD in Kauf
ddp
POTSDAM/SENFTENBERG. Die SPD/CDU-Koalition in Brandenburg ist wachsenden Belastungen ausgesetzt. Sollte Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) am 22. März im Bundesrat dem Zuwanderungsgesetz zustimmen, “müsste die Koalition verlassen werden”, forderte am Montag der CDU-Kreischef von Oberspreewald-Lausitz, Holger Kelch, in Senftenberg. Die “harte Linie” des Kreisverbandes sei auch die Mehrheitsmeinung in der Partei. Dem entgegnete SPD-Landesvize Gunter Fritsch, die Sozialdemokraten ließen sich “nicht unter Druck setzen”.
Brandenburg werde dem Gesetz “mit höchster Wahrscheinlichkeit” seine Zustimmung verweigern, sagte CDU-Generalsekretär Thomas Lunacek. Er beteilige sich aber nicht an Spekulationen, ob im Falle einer Zustimmung Stolpes nur Innenminister und Landesparteichef Jörg Schönbohm (CDU) oder gleich die ganze Partei aus der großen Koalition aussteige.
Die SPD geht weiter davon aus, dass die Entscheidung über das Abstimmungsverhalten Brandenburgs im Bundesrat nicht vor dem 19. März falle, sagte Fritsch. Doch auch in seiner Partei gibt es kritische Stimmen. So fordert der SPD-Ortsverein Potsdam-Babelsberg ausdrücklich, Stolpe solle dem Gesetz der rot-grünen Bundesregierung zustimmen. Laut Koalitionsvertrag müsste sich Brandenburg in der Länderkammer jedoch enthalten, wenn sich die Partner nicht einig sind. Brandenburg gilt im Bundesrat als Zünglein an der Waage.
Die CDU habe sich schon bei der Steuer- und Rentenreform verbogen, sagte Klech, jetzt erwarte die Union ein Entgegenkommen der SPD. CDU-Chef Jörg Schönbohm hatte am Samstag am Rande einer Klausurtagung der Berliner CDU ein Ende der großen Koalition nicht mehr ausgeschlossen.
Die Landstagsfraktionschefin der CDU, Beate Blechinger, mahnte die SPD zur Einhaltung des Koalitionsvertrages. Dann sei das Regierungsbündnis “nicht in Gefahr”. Blechinger geht ohnehin davon aus, dass es bei der Abstimmung nicht mehr auf die Stimmen Brandenburgs ankommt. Die Länder könnten schon vorher den Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat anrufen.
Sollte die Koalition in Potsdam zerbrechen, steht die PDS als neuer Regierungspartner bereit. Seine Partei sei darauf eingestellt, sagte Landeschef Ralf Christoffers. In der SPD schwinde die Abneigung gegen ein rot-rotes Regierungsbündnis, wozu auch die SPD/PDS-Koalition in Berlin beitrage. Eine Tolerierung einer SPD-Minderheitsregierung schloss er erneut aus.