Chamäleon versteht aktuelle Ausstellung als Signal
Einige Fensterscheiben des “Chamäleon”-Vereinshauses in der Hermann-Elflein-Straße 32 sind nach dem Neonaziübergriff in der Silvesternacht noch provisorisch durch Bretter und Matratzen ersetzt. Durch die Fenster zieht es, das Tageslicht bahnt sich nur mühsam den Weg durch das Untergeschoss. Und dennoch: Das Jugend- und Kulturprojekt “Chamäleon e.V.” organisierte binnen kurzer Zeit eine symbolhaft provisorische Austellung, die gestern eröffnet wurde und heute noch von 14 bis 18 Uhr zu sehen ist.
Dass der Verein sich nicht durch die rechte Bedrohung einschüchtern lässt und ihr etwas Konstruktives entgegensetzt, soll mit der Ausstellung unter dem Titel “Spuren aus der Geschichte unseres Hauses” demonstriert werden, sagt Arthur Müller, Mitglied des Vereins. Ein Verwandter der ehemaligen Besitzerin des Hauses stellte das Material mit vielen Dokumenten — alte Fotos, Bauplänen, Baugenehmigungen und Zeitungsausschnitten — zur Verfügung. Die Dokumente reichen bis in das Jahr 1932 zurück.
Die elf großen Rahmen sind chronologisch angeordnet. Einige verleiten dem Betrachter auch zum Schmunzeln.
So erfährt der Betrachter z.B., dass 1932 eine Baugenehmigung der Städtischen Baupolizei 44 Reichsmark kostete. Zum Ausbau des Eckladens — ein Kolonialwarengeschäft — wurden genaue Bedingungen vorgeschrieben. Es durfte nur glatter Putz verwendet werden, die Buchstabenhöhe 40 Zentimeter nicht übersteigen und die Außenfarbe musste mit der Bauberatungsstelle abgestimmt werden.
Weniger amüsant war die Tatsache, dass die damals 73-jährige Herta Rüsicke am 6. Dezember 1983 bei der Stadt eine Zustimmung zur Sanierung ihres Hauses unterschrieb — bald aber feststellen musste, dass ihr Wiedereinzug gar nicht vorgesehen war. 1986 erstritt sie eine Entschädigung von 8264,87 Ostmark.
Fazit: Dem Betrachter erhält einen interessanten Überblick zur Geschichte des Hauses.
Der seit August 2002 hier ansässige Verein plant bereits die nächsten Ausstellungen: Im März und April geht es um die Themen Asyl und Flüchtlinge. Der Verein setzte seine Arbeit fort, so Müller.